Adornos Erben: Faszination und Vermächtnis der Frankfurter Schule

Theodor-W.-Adorno-Platz 2, 60323 Frankfurt am Main, Deutschland - Im Zentrum der wissenschaftlichen Diskussion über die Kritische Theorie steht das Erbe der Frankfurter Schule, die seit ihrer Gründung in den 1920er-Jahren einen bedeutenden Einfluss auf die gesellschaftlichen Debatten über Freiheit und Gleichheit ausübt. Diese Institut für Sozialforschung, gegründet 1923 in Frankfurt am Main, wurde von prominenten Denkern wie Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse und Erich Fromm geprägt. Sie verfolgten das Ziel, die Widersprüche und Missstände der modernen Lebensweise aufzudecken und die Ideologiekritik als zentrales Werkzeug ihrer Analyse einzusetzen, um gesellschaftliche Veränderung zu fördern. puk.uni-frankfurt.de berichtet über die Rückkehr Adornos nach Frankfurt im Oktober 1949, die einen Wendepunkt für die Frankfurter Schule markierte, die während des Zweiten Weltkriegs im Exil in den USA eine produktive Phase erlebte, in der Adorno und Horkheimer die „Dialektik der Aufklärung“ verfasst hatten.
Nach dem Krieg war Frankfurt stark zerstört, doch die Universität zog zahlreiche Studierende an, und Adorno entwickelte sich schnell zu einem einflussreichen Intellektuellen der jungen Bundesrepublik. Sein Tod im Jahr 1969 fiel in eine Zeit, als das Institut für Sozialforschung und die Frankfurter Schule bereits international bekannt waren. Das neue Buch von Historiker Jörg Später, „Adornos Erben: Eine Geschichte aus der Bundesrepublik“, welches 2024 erschien, beleuchtet die Entwicklung der Frankfurter Schule und ihrer Protagonisten nach Adornos Tod.
Die Entwicklung der Frankfurter Schule
Historiker Jörg Später untersucht in seinem Werk die verschiedenen Wege, die die zwölf Mitarbeiter Adornos eingeschlagen haben, als sie sich nach seinem Tod in unterschiedliche Städte verteilen. Diese Veränderungen und deren Einfluss auf Wissenschaft, Politik und soziale Bewegungen sind wesentliche Elemente der kritischen Reflexion über Adornos Erbe. Die Buchpräsentation findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Book Talks“ am 11. Juni 2025 in der Goethe-Universität statt.
Max Horkheimer, der 1931 die Leitung des IfS übernahm, setzte in diesem Rahmen auf einen interdisziplinären Ansatz, der Philosophie, Soziologie, Ökonomie, Geschichtswissenschaft und Psychologie vereinte. Die Frankfurter Schule hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Kritische Theorie als bedeutender Einfluss auf verschiedene wissenschaftliche Disziplinen und gesellschaftliche Bewegungen gilt. Das IfS wurde 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen, was eine Zäsur in seiner Geschichte darstellt, gefolgt von der Wiedereröffnung 1951 unter Horkheimer und später Adorno.
Aktuelle Herausforderungen und der Einfluss der Kritischen Theorie
Das IfS erörtert auch gegenwärtige Krisen, was zuletzt zur Zweiten Marxistischen Arbeitswoche vom 26. bis 29. Mai 2023 führte. Dort wurden neue Antworten der Kritischen Theorie auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen gesucht. Stephan Lessenich, der seit Juli 2021 Direktor des IfS ist, beschäftigt sich mit der Externalisierung unvernünftiger Aspekte des Wohlstands. Dies zeigt die Relevanz der kritischen Ansätze auch in der heutigen Zeit und deren ambivalente Beziehung zur Studentenbewegung der 1960er Jahre.
Die Darstellung der Kritischen Theorie und deren Anspruch, als praktische Philosophie zur gesellschaftlichen Veränderung beizutragen, wird auch von aktuellen Forschern wie Alexandra Schauer und Amy Allen aufgegriffen. Sie fordern eine kritische Auseinandersetzung mit der Dominanz des Eurozentrismus in der Kritischen Theorie und betonen die Notwendigkeit, marginalisierte Perspektiven einzubeziehen. Gayatri Spivak, die sich seit den 1980er-Jahren für die Bildung benachteiligter Gruppen engagiert, plädiert für eine Dekolonisierung der Theorie.
Insgesamt bleibt die Kritische Theorie ein zentraler Bestandteil der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussion über Macht, Freiheit und die Mechanismen der Unterdrückung in der modernen Welt. Sie eröffnet neue Perspektiven, um die Herausforderungen unserer Zeit zu erkennen und zu bewältigen. Das gesammelte Wissen und die historischen Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit einer ständigen Reflexion und Neubewertung der bestehenden gesellschaftlichen Strukturen.deutschlandfunkkultur.de wikipedia.org
Details | |
---|---|
Ort | Theodor-W.-Adorno-Platz 2, 60323 Frankfurt am Main, Deutschland |
Quellen |