Neues Handyverbot: Schulen in MV dürfen Regelungen überdenken!

Die Bildungsministerin von MV plant ein Smartphone-Verbot für Schüler bis Klasse neun. Digitale Nutzung soll geregelt werden.
Die Bildungsministerin von MV plant ein Smartphone-Verbot für Schüler bis Klasse neun. Digitale Nutzung soll geregelt werden. (Symbolbild/NAG)

Schwerin, Deutschland - Im kommenden Schuljahr stehen viele Schüler in Mecklenburg-Vorpommern vor wichtigen Veränderungen. Laut einer Empfehlung des Schweriner Bildungsministeriums sollen Schüler bis zur neunten Klasse keine privaten Smartphones auf dem Schulgelände nutzen. Ministerin Simone Oldenburg (Linke) äußerte, dass Lehrkräfte entscheiden können, ob private Smartphones im Unterricht verwendet werden dürfen. Diese Entscheidung wird damit begründet, dass digitale Geräte zwar viele Vorteile bieten, jedoch auch Ablenkung, Mobbing und die Verbreitung von problematischen Inhalten verursachen können. Die Empfehlung wird zu Ende dieses Schuljahres an die Schulen übermittelt, die im ersten Halbjahr des neuen Schuljahres ihre Regelungen überarbeiten oder neu aufstellen können. Oldenburg betont, dass es keine bindenden Vorgaben geben wird, um den Schulen Freiraum für eigene Regelungen zu lassen. Sie sieht die Einbindung digitaler Geräte in einem schulischen Medienbildungskonzept als sinnvoll an.

In den meisten Schulen in Mecklenburg-Vorpommern sind bereits Computer, Laptops und Tablets verfügbar, um die digitale Bildung voranzutreiben. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche auf den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Technologien vorzubereiten.

Diskussion über Handyverbote

Die Diskussion um ein mögliches Handyverbot an Schulen wird auch in anderen Teilen Deutschlands immer lauter. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Jugendliche in Deutschland durchschnittlich 36,9 Stunden pro Woche am Smartphone verbringen. Besonders auffällig ist, dass 50 Prozent der 11- bis 17-Jährigen täglich mindestens 237 Benachrichtigungen erhalten, ein Teil davon während der Schulzeit. Die Frage, ob Schulen in Deutschland ähnliche Maßnahmen wie im Ausland ergreifen sollten, wird zunehmend kontrovers diskutiert. In Ländern wie Finnland, Dänemark und England wurden bereits Verbot von Smartphones an Schulen eingeführt, was dort zu verbesserten Lernleistungen geführt hat.

Wenngleich einige Studien positive Effekte eines Handyverbots auf den Lernerfolg nachweisen konnten, zeigen andere, dass es keine signifikanten Verbesserungen gibt. In einer britischen Studie von 2016 erzielten Schulen mit Handyverboten bessere Testergebnisse, insbesondere bei leistungsschwächeren Schülern. Im Gegensatz dazu konnte eine schwedische Studie 2019 keine positiven Effekte belegen, da der Unterricht stark digitalisiert sei. Die Ergebnisse dieser Studien geben Experten Anlass, auf eine differenzierte Bewertung der Situation zu pochen und den politischen Entscheidungsträgern einen maßvollen Ansatz nahezulegen.

Experten warnen vor digitaler Überlastung

Ein Appell von 75 Experten aus der Pädagogik und Medizin hat die aktuelle Bundesregierung vor einer Fortsetzung der Digitalisierung im Bildungssystem gewarnt. Die Experten fordern, das digitale Bildungskonzept in Schulen zu überdenken und sprechen sich für smartphone-freie Schulen aus. Sie argumentieren, dass die Frühdigitalisierung negative Auswirkungen auf die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben kann. Gleichzeitig weisen sie auf eine sinkende Leistung in grundlegenden Bildungsbereichen hin, deren Ursachen auch in einer übermäßigen Nutzung digitaler Medien liegen könnten.

Internationale Trends zeigen, dass immer mehr Bildungssysteme, darunter 79 in Ländern wie Schweden und Spanien, die Digitalisierung in Schulen einschränken oder Smartphones verbieten. Experten fordern eine Umkehr in der Bildungspolitik, hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der kritisches Denken, soziale Kompetenzen und kulturelle Bildung in den Fokus rückt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Empfehlungen und Diskussionen rund um die Nutzung von Smartphones in Schulen vielfältige Perspektiven aufzeigen. Schulen in Deutschland, und speziell in Mecklenburg-Vorpommern, stehen vor der Herausforderung, sinnvolle und verantwortungsvolle Regelungen zu entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der Schüler als auch der aktuellen digitalen Realität gerecht werden.

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Ort Schwerin, Deutschland
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