Die faszinierende Entwicklung des Blickverhaltens bis ins junge Erwachsenenalter

Gießen, Deutschland - Ein temporäres Exponat mit dem Titel „Millionen Augenblicke“ wird derzeit im Gießener Mathematikum gezeigt, das zur Erhebung von Blickdaten dient. Dieses innovative Projekt ermöglicht es, das Blickverhalten der Menschen zu analysieren und damit tiefere Einblicke in deren Wahrnehmungs- und Lernprozesse zu gewinnen. Die Justus-Liebig-Universität Gießen ist federführend bei dieser Studie, die die Augenbewegungen von über 6.700 Personen im Alter von 5 bis 72 Jahren untersucht. Dabei wurden mehrere Millionen Blickbewegungen in 40 Alltagsszenen aufgezeichnet.
Die vorläufigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass sich das Blickverhalten von Kindern bis ins junge Erwachsenenalter weiterentwickelt. Zuvor war man der Annahme, dass Blickbewegungsmuster bis zum Grundschulalter ausreifen. Jüngere Kinder tendieren dazu, ihren Blick häufig auf Hände oder berührte Objekte zu richten und weniger auf Textinhalte. Diese Entwicklung zeigt sich über einen Zeitraum von fast zwei Jahrzehnten und hebt hervor, wie sich die Wahrnehmung durch Erfahrung und häufig gesehene Objekte verändert.
Entwicklungen des Blickverhaltens
Das Forschungsteam um Dr. Marcel Linka und Prof. Dr. Ben de Haas hat festgestellt, dass die Blickmuster von Jugendlichen sich im Lauf der Zeit ähnlicher werden, während Erwachsene spezifische Elemente verstärkt mit ihrem Blick erfassen. Die Forscher untersuchen auch die sogenannten „mentalen Landkarten“, die für typische Szenen gebildet werden und wie diese das Blickverhalten beeinflussen.
Ein wichtiges Ziel dieser Untersuchungen ist es, ein besseres Verständnis für die Wahrnehmungsbedürfnisse von Kindern zu gewinnen. Zukünftige Forschungen sollen sich mit der Abhängigkeit des Blickverhaltens von kulturellen Erfahrungen beschäftigen und auch die Diagnostik von Seh- und Lernvoraussetzungen verbessern. Dieser Forschungsbereich ist Teil des Exzellenzclusters TAM – The Adaptive Mind, das universelle Prinzipien der Anpassungsfähigkeit und Wahrnehmung behandelt.
Technologie und Methoden des Eye Tracking
Das Eye-Tracking bildet das Rückgrat dieser Arten von Studien und ist eine Methode, die Einblicke in psychologische Bereiche wie Aufmerksamkeit, Motivation und Gedächtnis bietet. Die Technologie zur Messung von Blickbewegungen und Pupillengröße hat eine lange Geschichte, die im 18. Jahrhundert begann und durch die Entwicklung leistungsfähiger Computer im 20. Jahrhundert entscheidend vorangetrieben wurde. Heute ermöglicht sie, präzise Analysen des Blickverhaltens sowohl bei Menschen als auch bei nicht-menschlichen Populationen, wie beispielsweise Affen, durchzuführen. Diese Erkenntnisse sind ebenfalls entscheidend für die psychologische Forschung und das Verständnis kognitiver Prozesse der Mamas ältestes Geschöpf, einschließlich präverbaler Säuglinge bietet.
Die Technologie wird neben der Forschung auch in der Marktforschung eingesetzt, um Nutzerverhalten zu analysieren. Eye Tracking hilft nicht nur in der Werbepsychologie, sondern auch in den Bereichen Gesundheitswesen und Automobilindustrie. Dabei wird es beispielsweise zur Verbesserung der Fahrzeugsicherheit oder zur Unterstützung von Menschen mit Lähmungen verwendet. Die Zukunft von Eye Tracking könnte zudem durch Virtual und Augmented Reality bereichert werden, was das Potenzial dieser Technologie weiter erhöht.
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Ort | Gießen, Deutschland |
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