Lehrer in Baden-Württemberg fordern dringende Reformen für Inklusion!

Eine Umfrage zeigt die Meinungen von Lehrkräften in Baden-Württemberg zur Inklusion an Schulen und deren Herausforderungen.
Eine Umfrage zeigt die Meinungen von Lehrkräften in Baden-Württemberg zur Inklusion an Schulen und deren Herausforderungen. (Symbolbild/NAG)

Baden-Württemberg, Deutschland - Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass viele Lehrkräfte in Baden-Württemberg grundsätzlich positiv gegenüber der Inklusion an Schulen eingestellt sind. Laut SWR unterstützen 57 Prozent der befragten Lehrkräfte die Inklusion von Kindern mit Behinderung an Regelschulen. Dennoch gibt es erhebliche Hürden bei der praktischen Umsetzung. So sehen nur 23 Prozent der Befragten den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung als praktisch sinnvoll an. Knapp drei Viertel der Lehrkräfte befürworten den Unterricht von Kindern mit Behinderungen an Förderschulen.

Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Forsa zwischen dem 10. März und 11. April durchgeführt und umfasst Antworten von insgesamt 2.737 Lehrkräften, darunter 500 Lehrkräfte aus Baden-Württemberg. Die Ergebnisse zeigen eine Fehlertoleranz von drei Prozentpunkten. Besonders besorgniserregend ist der Personalmangel, den viele Lehrkräfte beklagen. Nur 12 Prozent geben an, dass sie über fundierte sonderpädagogische Kenntnisse verfügen, und jede dritte Lehrkraft hat noch nie an einer Fortbildung zum Thema Inklusion teilgenommen.

Barrieren und Herausforderungen

VBE-Landeschef Gerhard Brand erklärt, dass die Umsetzung von inklusivem Unterricht durch fehlende Barrierefreiheit, unzureichende Schulungen und steigende Klassengrößen erschwert wird. Zudem kritisieren Lehrkräfte das Fehlen unterstützenden Fachpersonals wie Sozialpädagogen, Erzieher oder Psychologen. Laut der Umfrage sind multiprofessionelle Teams aus pädagogischen Fachkräften an nur 40 Prozent der Schulen vorhanden.

Die Notwendigkeit einer Reform wird auch durch die Position von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer unterstützt, der die Mittel der Sonderschulen bündeln möchte. Er sieht die Inklusion an jeder Schule als ineffizient an und fordert eine bessere Ausstattung für alle Schulen.

Inklusion im internationalen Kontext

Inklusion steht in Deutschland im Spannungsfeld zwischen dem internationalen Bildungsziel der UN und der Realität der Unterrichtsbedingungen. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung sollte Bildung allen Menschen unabhängig von deren Hintergründen und Bedürfnissen qualitativ hochwertige Bildung bieten. Die UN-Behindertenrechtskonvention, die seit 2009 in Deutschland gültig ist, garantiert das Recht auf Bildung für alle.

Dennoch gibt es in Deutschland eine anhaltende Diskussion über die Notwendigkeit, Sonderschulen aufzulösen. Berichte der UNESCO zeigen, dass Deutschland bei der Umsetzung von Inklusion hinter den Anforderungen zurückbleibt. Ein inklusives Schulsystem könnte nicht nur eine faire Bildung für alle gewährleisten, sondern auch soziale Kompetenzen fördern und Diskriminierung abbauen. Doch dazu bedarf es eines höheren Personal- und Sachmitteleinsatzes sowie einer umfassenden Ausbildung von Lehrkräften.

Die Herausforderungen, die sich aus fehlenden Ressourcen und Bildungskosten im internationalen Vergleich ergeben, beleuchten die Schwierigkeiten, die Deutschland bei der Umsetzung von Inklusion meistern muss. Das Land steht vor der Aufgabe, nationale Bildungsstandards zu entwickeln, um Benachteiligungen zu vermeiden und die Bildungsbeteiligung zu erhöhen.

Details
Ort Baden-Württemberg, Deutschland
Quellen