Berliner Ensemble trauert um Kulturanführer Claus Peymann mit Kondolenzbuch

Berliner Ensemble trauert um Kulturanführer Claus Peymann mit Kondolenzbuch

Berlin, Deutschland - Die Theaterwelt hat einen ihrer größten Protagonisten verloren: Claus Peymann ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Er starb am Mittwoch, den 17. Juli 2025, in Berlin. Das Berliner Ensemble, wo Peymann über 18 Jahre Intendant war, hat zu Ehren des bekannten Regisseurs und Theaterleiters ein Kondolenzbuch im Kassenfoyer ausliegen lassen. Hier können Trauernde ihre Gedanken und Erinnerungen hinterlassen, um auf diese Weise der Theaterlegende die letzte Ehre zu erweisen. Wie die Tagesschau berichtet, ist das Buch ein Ausdruck des gemeinsamen Schmerzes und der Dankbarkeit für das, was Peymann für die Theaterlandschaft getan hat.

Geboren in Bremen, arbeitete Peymann an renommierten Bühnen in Deutschland und Österreich. Von 1986 bis 1999 war er Intendant des Burgtheaters in Wien, bevor er das Berliner Ensemble bis 2017 leitete. Sein Wirken war nicht nur kunstvoll, sondern auch politisch geprägt. Peymann war bekannt für seine provokanten Ansichten und Handlungen, die oft auf Widerstand stießen. So wurde er in Stuttgart gar zum „Staatsfeind Nummer eins“ erklärt, nachdem er einen Spendenaufruf für die rechtsradikale Terroristin Gudrun Ensslin unterstützte. Er himself erklärte, dass man auch Terroristen als Menschen sehen müsse, was ihm nicht nur Zuspruch, sondern auch heftige Kritik einbrachte.

Ein Wegbereiter des politischen Theaters

Peymanns Bedeutung für das politische Theater in Deutschland ist unbestritten. Gerade in einer Tradition, in der Themen wie soziale Ungerechtigkeit und Klassenkämpfe eine zentrale Rolle spielen, hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Einfluss von Bertolt Brecht, einem der bedeutendsten Vertreter des politischen Theaters, ist unverkennbar. Auch Peymann wollte das Publikum zum Handeln anregen. Sein Ziel war es, das Berliner Ensemble zum „Reißzahn im Arsch der Mächtigen“ zu machen, ein Unterfangen, das ihm jedoch nicht vollständig gelang. Er äußerte oft seine Kritik an der Berliner Theaterpolitik und bezeichnete viele Politiker als „kulturelle Banausen“, was ihm nicht nur Glaubwürdigkeit unter den Zuschauern, sondern auch zahlreiche Gegner einbrachte. Wie die Zeit festhält, war sein Name und sein Stil immer auch untrennbar mit einem politischen Statement verbunden.

Seine letzte Station am Berliner Ensemble war gekennzeichnet von kritischen Auseinandersetzungen mit politischen Themen. Unvergessen bleibt auch, dass er selbst für die Entlassung von Schauspieler Herbert Grönemeyer wegen dessen vermeintlicher Talentlosigkeit verantwortlich war, eine Entscheidung, die er später als einen seiner schlimmsten Fehler bezeichnete.

Ein bleibendes Erbe

Claus Peymann war mehr als nur ein Theaterintendant; er war ein Wegbereiter, der den Diskurs in der Theaterlandschaft entscheidend geprägt hat. Die politische Dimension des Theaters, die noch heute von vielen Künstlern und Intendanten aufgegriffen wird, ist tief in der Tradition verwurzelt, die Peymann mitgestaltet hat. Sozialkritische Stücke, die auf gesellschaftliche Missstände hinweisen, sind in seinem Geist weiterhin von Bedeutung. Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt die evolutionäre Entwicklung des politischen Theaters, die Peymann maßgeblich geprägt hat.

Sein Tod hinterlässt eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird. Aber sein Erbe wird fortbestehen, und die Erinnerung an seine Arbeiten und seine starke Stimme wird im deutschen und österreichischen Theater noch lange nachhallen.

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OrtBerlin, Deutschland
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