Ehemann nach Mordverdacht freigesprochen: Rätsel um vermisste Mutter!

Ein Berufungsgericht in Rom hebt das Urteil gegen Daniel B. auf, dessen Frau 2017 bei einer Kreuzfahrt verschwand. Warum bleibt der Fall ungelöst?
Ein Berufungsgericht in Rom hebt das Urteil gegen Daniel B. auf, dessen Frau 2017 bei einer Kreuzfahrt verschwand. Warum bleibt der Fall ungelöst? (Symbolbild/NAG)

Genua, Italien - Der Fall der verschwundenen zweifachen Mutter während einer Kreuzfahrt bleibt weiterhin ungeklärt. Das Berufungsgericht in Rom hat kürzlich die Haftstrafe gegen den Ehemann Daniel B. aufgehoben, da es an eindeutigen Beweisen mangelte. Daniel B., 53 Jahre alt und aus Eberswalde, Brandenburg, lebt seit mehreren Jahren in Irland. Die Familie, includiert die beiden Kinder, damals 4 und 6 Jahre alt, begann ihre Reise auf der MSC Magnifica im Februar 2017. Die Ehefrau, 36 Jahre alt, wurde zuletzt am 10. Februar 2017 in Genua gesehen.

Daniel B. behauptet, seine Frau habe sich in Genua von ihm und den Kindern entfernt. Der Leichnam der weiterhin vermissten Frau wurde bis heute nicht gefunden. Daniel B. wurde am 20. Februar 2017 am Flughafen Ciampino in Rom festgenommen, nachdem die Staatsanwaltschaft ihn verdächtigt hatte, seine Frau getötet und die Leiche im Meer entsorgt zu haben. Ein im Jahr 2017 gefundener weiblicher Leichnam asiatischer Herkunft, der in einem Koffer bei Rimini entdeckt wurde, stellte sich jedoch als nicht die vermisste Frau heraus.

Ein langwieriger Prozess

Ende Mai 2024 wurde Daniel B. in Abwesenheit zu 26 Jahren Haft verurteilt, während die Staatsanwaltschaft 24 Jahre gefordert hatte. Er beteuert weiterhin seine Unschuld und verweist auf frühere Landgänge seiner Frau als mögliche Hinweise. In der Öffentlichkeit gab es Spekulationen über eine mögliche Ehekrise und Depressionen der Frau, doch der Indizienprozess ergab keine eindeutigen Beweise. Nach seiner Rückkehr nach Irland äußerte Daniel B., dass seine Frau möglicherweise getötet wurde, weil sie „etwas gewusst“ habe.

Ob der Fall mit dem Urteil des Berufungsgerichts als abgeschlossen gilt, bleibt unklar. Die Schwierigkeiten, die in diesem Fall und in vielen ähnlichen Fällen auftreten, verdeutlichen die Herausforderungen, die mit dem Verschwinden von Personen während Kreuzfahrten verbunden sind.

Kreuzfahrten und das Verschwinden von Passagieren

Obwohl viele Urlauber Kreuzfahrten zur Entspannung und Erholung nutzen, gibt es auch zahlreiche ungeklärte Vermisstenfälle auf diesen Schiffen. Laut dem Münchner Strafverteidiger Alexander Stevens gibt es viele solche Fälle an Bord. Die Schwierigkeiten bei der Auffindung von vermissten Personen sind gravierend: Schiffe haben einen Wendekreis von mehreren Kilometern, und Leichname werden oft von der Schiffsschraube zerhackt oder von Fischen gefressen.

Jährlich verschwinden weltweit mehr als 20 Menschen von Kreuzfahrtschiffen. Ross Klein, Professor für Maritime Studien, hat seit 2000 insgesamt 315 Vermisstenfälle dokumentiert. Die Ursachen für das Verschwinden sind vielseitig und reichen von Suiziden über Unfälle bis hin zu Alkoholmissbrauch. In etwa 30% der Fälle gibt es keine Hinweise auf das Schicksal der vermissten Personen.

Ein bekanntes Beispiel ist der Fall von Daniel Küblböck, der 2018 während einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York verschwand und 2021 für tot erklärt wurde. Ein weiterer tragischer Fall betrifft den US-Rockstar Taime Downe, dessen Verlobte im März während einer Kreuzfahrt über Bord fiel. Ihre Familie glaubt nicht an einen Unfall, was den Verdacht auf eine mögliche Vertuschung schürt.

Die Umstände solcher Vorkommnisse haben dazu geführt, dass verschiedene Reedereien, darunter MSC Cruises, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ins Leben gerufen haben. Trotz dieser Maßnahmen gibt es jedoch noch immer erhebliche Mängel im internationalen Notfallsystem, was die Reaktion auf Vermisstenfälle verzögert.

Ein Gericht hat angedeutet, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht ausreichen, um die Sicherheit der Passagiere angemessen zu gewährleisten. Der US-Kongress verabschiedete 2010 den „Cruise Vessel Security and Safety Act“ mit dem Ziel, die Strafen für verspätete Meldungen von Vermisstenfällen zu verschärfen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Fall von Daniel B. weiterentwickeln wird und welche Lehren aus den wiederholten Tragödien auf Kreuzfahrten gezogen werden können, um die Sicherheit der Passagiere zu erhöhen.

Details
Ort Genua, Italien
Quellen