Eltern kämpfen verzweifelt: 3-Jähriger wartet auf lebenswichtige OP!

Ein 3-jähriger Junge bekommt keinen OP-Termin für Paukenröhrchen. Eltern kämpfen gegen lange Wartezeiten und Personalmangel in HNO-Kliniken.
Ein 3-jähriger Junge bekommt keinen OP-Termin für Paukenröhrchen. Eltern kämpfen gegen lange Wartezeiten und Personalmangel in HNO-Kliniken. (Symbolbild/NAG)

Tübingen, Deutschland - Marco, ein dreijähriger Junge aus Tübingen, leidet unter einem Paukenerguss, der eine Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr darstellt. Seit Monaten suchen seine Eltern verzweifelt nach einem OP-Termin für eine Paukenröhrcheneinlage und die Entfernung der Rachenmandeln, jedoch blieben ihre Bemühungen bislang ohne Erfolg. Die HNO-Universitätsklinik Tübingen hat Marco nicht auf die Warteliste gesetzt und verweist die Familie an einen Haus-HNO-Arzt. Der Grund dafür ist die eingeschränkte Operationskapazität der Klinik, die bereits bis zu einem Jahr im Voraus ausgebucht ist. Diese Entwicklung ist alarmierend, insbesondere da die Klinik überproportional viele HNO-Fälle behandelt und plant, einen weiteren OP-Saal zur Verbesserung der Versorgung einzurichten. Die steigende Patientenzahl resultiert auch aus dem Rückzug anderer Einrichtungen aus der HNO-Versorgung.

Der WDR berichtet über die allgemeine Problematik, dass viele Kinder in Deutschland, wie der kleine Marco, unter Atem- und Schlafstörungen, Hörminderungen und Verzögerungen in der Sprachentwicklung leiden, wenn notwendige HNO-Operationen ausbleiben. Der Präsident des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, Prof. Jan Löhler, beschreibt die finanzielle Situation als prekär. Er führt an, dass HNO-Operationen weniger lukrativ seien als andere Eingriffe, was dazu führt, dass immer mehr Kliniken ihre Verträge mit HNO-Operationen kündigen. Diese Situation wurde durch die jüngsten Krankenhausreformen verschärft, da viele Kliniken die neuen Anforderungen nicht halten können.

Steigende Herausforderungen in der HNO-Versorgung

Ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen verdeutlicht dies: In dieser Region haben 31 HNO-Belegabteilungen keine Leistungszuweisung, was mehr als 4000 Operationen pro Jahr betrifft. Zahlreiche HNO-Abteilungen schließen aufgrund der geringen Erlöse zugunsten rentablerer Fachrichtungen. Die Forderung nach einer Angleichung der Vergütung für ambulante HNO-Eingriffe an die stationären Eingriffe wird immer lauter. Diese finanzielle Misere hat zur Folge, dass einige Ärzte OPs vorübergehend verweigert haben, da die Vergütung nicht einmal die Kosten deckt.

In der WDR-Reportage wird ebenfalls das Beispiel von Jette erwähnt, einem weiteren Kind, das aufgrund von Hörproblemen eine ähnliche Problematik hat. Die von ihrer Hals-Nasen-Ohrenärztin entdeckte Hörbehinderung konnte bisher durch Therapieversuche und Antibiotika nicht behoben werden. Auch hier ist die Aussicht auf eine erforderliche Operation durch die überfüllten Kliniken und die langen Wartezeiten, die sich bis ins nächste Jahr erstrecken könnten, stark eingeschränkt.

Die Dringlichkeit von Diagnostik und Therapie

Der HNO-Net weist darauf hin, dass Paukenergüsse früher hauptsächlich bei Kindern beobachtet wurden, jedoch auch bei Erwachsenen zunehmend auftreten. Sie entstehen, wenn Erkältungen die Ohrbelüftung beeinträchtigen. Eine umfassende Diagnostik, einschließlich Ohrmikroskopie und Nasenendoskopie, ist notwendig, um die Ursache zu ermitteln und geeignete Therapien zu finden. Frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um chronische Verläufe zu vermeiden und den Leidensdruck zu reduzieren.

In Anbetracht dieser alarmierenden Entwicklungen ist die Stimme des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte und das Handeln der politisch Verantwortlichen gefordert. Der anhaltende Streit um die Vergütungssituation zwischen HNO-Ärzten und den gesetzlichen Krankenkassen, in dem die GKV die Honorare als angemessen darstellt, während der Berufsverband der Ärzte diese Einschätzung als irreführend kritisiert, könnte langfristig negative Folgen für die Versorgung von Kindern und anderen Patienten mit HNO-Notwendigkeiten haben.

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Ort Tübingen, Deutschland
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