Erdbeerernte boomt: Saisonarbeiter fordern bessere Löhne und Bedingungen!

Der Artikel beleuchtet die Herausforderungen und Bedingungen für Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft, insbesondere für polnische Erntehelfer.
Der Artikel beleuchtet die Herausforderungen und Bedingungen für Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft, insbesondere für polnische Erntehelfer. (Symbolbild/NAG)

Werschen, Deutschland - In Werschen, einem der zahlreichen landwirtschaftlichen Zentren Deutschlands, herrscht bei Sonnenschein reger Betrieb. Hier beschäftigen Landwirte, wie Martin Beck, rund 20 Erntehelferinnen und -helfer, die auf verschiedenen Feldern tätig sind. Beck betont die Wichtigkeit einer fairen Bezahlung, da erfahrene Mitarbeiter zwischen 17 und 18 Euro brutto pro Stunde verdienen. Er erklärt, dass der gesetzliche Mindestlohn, der zurzeit bei 12,41 Euro liegt, nicht ausreiche, um die Arbeit rentabel zu gestalten. Die meisten Saisonarbeiter sind polnische Frauen, die in angemieteten Wohnungen in der Nähe des Hofes wohnen.

Die Attraktivität der Saisonarbeit wird auch durch die Tatsache untermauert, dass 243.000 Saisonkräfte allein im Jahr 2023 in der deutschen Landwirtschaft beschäftigt waren. Diese Arbeitskräfte sind vor allem für das Stechen von Spargel, das Ernten von Erdbeeren und die Weinlese verantwortlich. Der Sektor ist stark auf diese Arbeitskräfte angewiesen, die im Gegensatz zu anderen Branchen wie dem Baugewerbe oder der Gastronomie vor allem in der Landwirtschaft beschäftigt sind.

Verbesserungen der Arbeitsbedingungen

Simon Schumacher, Vorstandsmitglied des Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände, hebt hervor, dass Landwirte gute Arbeitsbedingungen schaffen müssen, um die Saisonarbeiter langfristig an sich zu binden. Diese Arbeitnehmer können schnell zu einem anderen Arbeitgeber wechseln, falls sie anderswo bessere Bedingungen oder höhere Löhne finden. Um deren Zufriedenheit zu steigern, haben Arbeitgeber in den letzten Jahren, insbesondere nach der Corona-Pandemie, in die Unterkünfte investiert. Diese weisen mittlerweile einen höheren Standard auf, inklusive WLAN, Freizeitmöglichkeiten wie einen Bolzplatz oder eine Tischtennisplatte sowie Fahrdiensten zum Arzt im Krankheitsfall.

Dennoch gibt es Berichte über Umgehungen des Mindestlohns und überhöhte Kosten für Unterkünfte in einigen Betrieben. Die Gewerkschaften fordern daher eine stärkere Regulierung der Arbeitsbedingungen. Sie setzen sich unter anderem für eine bessere Absicherung der Arbeiter ein, da viele Erntehelfer aufgrund der kurzen Beschäftigungsdauer keine Rentenansprüche erwerben. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt allerdings, was zeigt, dass die Arbeitsbedingungen in der Branche sich verbessern.

Herkunft und Struktur der Saisonarbeitskräfte

Rund 70 Prozent der Saisonarbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft kommen aus Rumänien, etwa 25 Prozent aus Polen. Weitere Herkunftsländer umfassen Bulgarien, Kroatien sowie einige Nicht-EU-Staaten wie Georgien und die Republik Moldau. Deutsche Löhne sind für viele dieser Arbeitskräfte attraktiv, da sie oft höher sind als in ihren Heimatländern. Die deutsche Arbeitsagentur informiert zudem darüber, dass für Saisonarbeiter, die bis zu acht Monate arbeiten, eine reguläre Sozialversicherungspflicht gilt.

Über die Arbeitsvermittlung bestehen seit kurzem auch internationale Abkommen, die eine bessere Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaftsgewerkschaften aus Rumänien, Polen, Bulgarien und Deutschland gewährleisten sollen. Diese Initiativen sind wichtig, da in Rumänien derzeit ein massiver Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft herrscht und daher vermehrt Saisonarbeiter aus Südasien angeheuert werden müssen.

Die Diskussion um Löhne, Arbeitsbedingungen und Rekrutierung von Saisonarbeitern bleibt in der deutschen Landwirtschaft ein bedeutendes Thema und zeigt, wie wichtig und herausfordernd dieser Sektor für die gesamte Nahrungsmittelproduktion ist.

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Ort Werschen, Deutschland
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