Holocaust-Überlebender Shefi mahnt: Erinnerung darf nicht verblassen!

Potsdam, Deutschland - George Shefi, ein 92-jähriger Holocaust-Überlebender, hat in Potsdam eindringlich vor der schwindenden Erinnerung an die Verbrechen der Nazis gewarnt. Bei seinem Besuch der Synagoge in der Innenstadt betonte er die Verantwortung der heutigen Generationen, die Erinnerungen an die Schrecklichkeiten des Holocaust lebendig zu halten. In den letzten Jahren hat Shefi mehrfach Brandenburg besucht, um Schulklassen zu seiner beeindruckenden Lebensgeschichte zu sprechen und junge Menschen zu ermutigen, sich aktiv gegen Faschismus und Antisemitismus einzusetzen. Seine regelmäßigen Besuche sind eine Mahnung, das Erinnern nicht als Last, sondern als Pflicht zu betrachten, um aus der Geschichte zu lernen. Tagesspiegel berichtet, dass Shefi für sein Engagement bereits mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet wurde.
Shefi wurde 1931 in Berlin geboren und erlebte die schrecklichen Ereignisse der November-Pogrome 1938, auch bekannt als Kristallnacht, bei denen Dutzende Menschen getötet und Hunderte Synagogen in Deutschland zerstört wurden. Die Erinnerungen daran sind für ihn nach wie vor lebendig; als Kind sah er die Zerstörung jüdischer Geschäfte und die fremden Graffiti, die die Wände seiner Nachbarschaft verunstalteten. Sein Schicksal nahm eine dramatische Wende, als seine Mutter ihn auf einen Kindertransport nach England schickte – einen Plan, um ihn aus der Gefahr zu retten. Diese Transporte wurden von jüdischen Gemeinden in Deutschland unterstützt und ermöglichten es etwa 10.000 jüdischen Kindern, Deutschland zu verlassen.BBC dokumentiert die Erlebnisse von Shefi, der sich am Bahnhof Friedrichstraße von seiner Mutter verabschiedete, ohne zu wissen, dass dies das letzte Mal sein würde, dass er sie sah.
Die prägenden Erlebnisse
Die Verfolgung seiner Familie blieb nicht ohne fatale Folgen. Shefis Mutter wurde 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. In England wuchs er zunächst bei Pflegefamilien auf, einem schwierigen Kapitel, da es oft an Aufsicht fehlte und einige Kinder von Missbrauch berichteten. Trotz dieser Herausforderungen schaffte es Shefi, eine eigene Familie zu gründen und bald nach Israel auszuwandern. Dort setzt er sich weiterhin für die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust ein und hat sogar eine Tradition entwickelt, bei jedem Besuch in Berlin ein Foto an dem Ort zu machen, wo er als Kind fotografiert wurde.
Ein Aufruf zur Verantwortung
In seinem Treffen mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag unterstrich Shefi seine Botschaft nochmals: „Wir müssen die Erinnerung erhalten.“ In einer Zeit, in der die Zahl der noch lebenden Holocaust-Überlebenden stetig abnimmt, wird der Ruf nach Aufklärung und Bildung immer lauter. Laut einer Erhebung der Jewish Claims Conference lebten Anfang 2024 noch etwa 245.000 Überlebende weltweit, von denen viele in Israel und den USA ansässig sind. In Deutschland waren es zu dieser Zeit rund 14.200, darunter viele über 91 Jahre alt. Die Entfernung zur NS-Zeit wächst bei den jüngeren Generationen, die zunehmend weniger Kontakt zu Zeitzeugen haben.
In der Forschung wird deutlich, dass die Verantwortung zur Bewahrung der Erinnerungen auf neuen Schultern lastet. Die digitale Erinnerungskultur gewinnt an Bedeutung. Projekte wie die „Arolsen Archives“ digitalisieren Millionen von Dokumenten zur Geschichte der NS-Verfolgung und bieten sich als Ressource für das Lernen und Verstehen der Vergangenheit an. Historiker erkennen, dass die traditionelle Rolle von Zeitzeugen in Gedenkstätten nicht mehr das Gleiche ist wie noch vor einigen Jahrzehnten. Zukünftige Generationen sind auf Dokumente und Archivmaterialien angewiesen, um das Unrecht und das Leiden zu begreifen. Deutschlandfunk Kultur hebt hervor, dass trotz der digitalen Möglichkeiten das Interesse an der eigenen Geschichte in vielen deutschen Familien besteht, die jedoch oft die Täter und deren Rolle in der Geschichte nicht thematisieren.
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Ort | Potsdam, Deutschland |
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