Lehrermangel und Barrieren: Inklusion in NRW steht auf der Kippe!

Nordrhein-Westfalen, Deutschland - Eine aktuelle Umfrage unter Lehrkräften in Nordrhein-Westfalen (NRW), die von Forsa im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) durchgeführt wurde, zeigt alarmierende Ergebnisse zur schulischen Inklusion. Nur 18% der befragten rund 520 Lehrerinnen und Lehrer erachten den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen als sinnvoll. Stattdessen bevorzugen 32%, dass Kinder mit Behinderungen in Förderschulen unterrichtet werden. Laut der Umfrage halten 43% der Lehrkräfte die gemeinsame Unterrichtung zwar für sinnvoll, sehen jedoch unter den aktuellen Bedingungen die Förderschulen als besser geeignet.
Besonders kritisch ist der Umstand, dass 20% der Lehrkräfte glauben, Regelschulen könnten den Förderbedarf von Kindern mit Behinderungen nicht ausreichend erfüllen. Ein Viertel der Lehrer berichtet, dass ihre Schulen nicht barrierefrei sind. Auch die strukturellen Rahmenbedingungen für inklusives Lernen werden als unzureichend bewertet. Fehlendes Fachpersonal sowie eine unzureichende Ausbildung und Schulung werden als erhebliche Defizite genannt. 97% der Befragten wünschen sich eine Doppelbesetzung aus einem Lehrer und einer sonderpädagogischen Kraft in inklusiven Klassen, während nur 2% diese Unterstützung durchgehend erfahren.
Herausforderungen der schulischen Inklusion
Die Bildungspolitik in Deutschland, besonders in Nordrhein-Westfalen, steht vor großen Herausforderungen. Über 85% der Lehrkräfte zeigen sich unzufrieden mit der Inklusionspolitik der Landesregierung. Diese Unzufriedenheit könnte unter anderem auf den Mangel an Sonderpädagogischer Expertise und kleinen Lerngruppen zurückzuführen sein, die von vielen Lehrkräften gefordert werden. Der VBE hat bereits angeregt, dass mehr Doppelbesetzungen, multiprofessionelle Teams sowie moderne Diagnostik und geeignete Lernmittel dringend notwendig sind.
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen verfolgt das Ziel, Schülerinnen und Schüler mit und ohne Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung zu fördern. Eltern sollen zwischen allgemeiner Schule und Förderschule wählen können. Das 9. Schulrechtsänderungsgesetz sowie die Ausbildungsordnung für sonderpädagogische Förderung (AO-SF) zielen darauf ab, den gesetzlich verankerten Anspruch auf Beschulungsform in einer allgemeinen Schule zu gewährleisten. Trotz dieser gesetzgeberischen Bemühungen zeigt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, dass die Umsetzung der Schulischen Inklusion bundesweit schleppend verläuft.
Unterschiede in der Umsetzung der Inklusion
Die Inklusion in Schulen zeigt teils gravierende Unterschiede zwischen den Bundesländern. Bildungsforscher wie Klaus Klemm haben die Umsetzung umfassend untersucht. Eine Umfrage unter Lehrkräften in Bayern ergab, dass 97% den aktuellen Rahmen als nicht realisierbar ansehen, was die Inklusion betrifft. Lehrkräfte fühlen sich oft alleine gelassen, und es mangelt an geeigneten Fortbildungsangeboten sowie an Zeit für individuelle Förderung. In Bayern wurden seit 2011 mehr als 1.100 neue Stellen für die Umsetzung der Inklusion geschaffen, jedoch werden viele dieser Positionen nicht adäquat besetzt.
So zeigt sich, dass trotz gesetzlicher Rahmenbedingungen und politischer Bemühungen die Realität in den Schulen oftmals hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die Herausforderungen einer inklusiven Bildung erfordern nicht nur politische Maßnahmen, sondern auch ein Umdenken in der praktischen Umsetzung der Inklusion sowie umfangreiche Investitionen in die Bildungsinfrastruktur.
Für eine vollständige Darstellung der Herausforderungen und Fortschritte in der schulischen Inklusion verweisen wir auf die Artikel von Dewezet, Schulministerium NRW und Deutsches Schulportal.
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Ort | Nordrhein-Westfalen, Deutschland |
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