Literarisches Erbe in Trauer: Ngugi wa Thiong’o mit 87 Jahren verstorben

Kenia - Ngugi wa Thiong’o, ein hoch angesehener kenianischer Schriftsteller und Stimme des Widerstands, ist im Alter von 87 Jahren verstorben. Die Nachricht über seinen Tod wurde von seiner Tochter Wanjiku Wa Ngugi auf Facebook bekannt gegeben, während Ngugi zu diesem Zeitpunkt in Nieren-Dialyse-Behandlungen war. Die genaue Todesursache ist weiterhin unbekannt. Ngugi, geboren 1938, gilt als einer der wichtigsten postkolonialen Schriftsteller Afrikas, dessen Werk tief in den historischen Gegebenheiten Kenias verwurzelt ist.
Zu den prägenden Ereignissen in Ngugis frühem Leben gehört der brutale Mau Mau-Krieg in den 1950er Jahren. Seine literarischen Arbeiten kritisierten nicht nur die britische Kolonialherrschaft, sondern auch die Herausforderungen in Kenia nach der Unabhängigkeit im Jahr 1963. Themen wie Sprache, Kultur, Geschichte und Identität durchziehen seine Werke, was seine Bedeutung in der afrikanischen Literatur unterstreicht.
Einflussreiche Werke und Weiterentwicklungen
In den 1970er Jahren wechselte Ngugi von Englisch zu den Sprachen Kikuyu und Swahili, was viele als umstritten betrachteten. Sein bekanntestes Werk, „Decolonising the Mind“, veröffentlicht 1986, argumentiert eindrucksvoll, dass die Befreiung von Unterdrückung nicht in der Sprache der Unterdrücker erfolgen kann. Zudem schuf er bedeutende Romane wie „Petals of Blood“ und „The Wizard of the Crow“, die beide regelmäßig unter die anerkanntesten Werke afrikanischer Literatur gezählt werden.
Sein Stück „I Will Marry When I Want“ führte 1977 zu seiner Festnahme in Kenia, was seiner Karriere eine dramatische Wendung gab. In den Jahren danach musste Ngugi ins selbstauferlegte Exil im Vereinigten Königreich gehen, nach einem Verbot von Theatergruppen in Kenia. Während seiner Zeit im Exil lehrte er an verschiedenen Universitäten, darunter der University of California, Irvine, und erforschte weiterhin die Themen von Identität und kolonialer Vergangenheit in seinen Schriften.
Ein Vermächtnis der Hoffnung und des Widerstands
Ngugi war nicht nur ein Literat, sondern auch ein scharfer Kritiker der politischen Verhältnisse in Kenia. Er warnte vor der neuen Eliteklasse im Land und bezeichnete sie als „den Tod der Hoffnungen, den Tod der Träume und den Tod der Schönheit“. Trotz der Widrigkeiten, einschließlich mehrfacher Drohungen gegen sein Leben, blieb sein Engagement für die Freiheit und Gerechtigkeit unerschütterlich.
Nach seinem Tod haben zahlreiche Persönlichkeiten und Organisationen, darunter Kenias Oppositionsführerin Martha Karua und Amnesty International, Ngugi als literarischen Riesen und Patriot gewürdigt. Seine Schülerin Margaretta wa Gacheru nannte ihn eine nationale Ikone und verglich ihn mit dem großen Schriftsteller Leo Tolstoi.
Das Erbe von Ngugi wa Thiong’o stellt einen bedeutenden Teil der afrikanischen Literatur dar. Seine Werke sind nicht nur kritische Auseinandersetzungen mit kolonialen und postkolonialen Themen, sondern reflektieren auch die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Dies macht sie für ein internationales Publikum von unvergleichlichem Wert, insbesondere in einer Zeit, in der die Themen seiner Schriften so relevant wie eh und je sind.
Details | |
---|---|
Ort | Kenia |
Quellen |