Kitas auf Rügen: Zu viele Plätze für immer weniger Kinder!

Kitas auf Rügen: Zu viele Plätze für immer weniger Kinder!
Sagard, Deutschland - In Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab: Während in den Kitas auf der Insel Rügen der Platz überwiegt, ist die Nachfrage nach Betreuungsplätzen gesunken. Die Kita Auenwirbel in Sagard, die seit Januar 2024 in neuen, großzügigen Räumlichkeiten beheimatet ist, hat zwar eine Fläche von beeindruckenden 1.630 Quadratmetern mit vielen Bewegungsangeboten, jedoch bietet sie keinen zusätzlichen Platz für die nachgefragten Plätze. So befindet sich die Kita in einer komfortablen Lage mit 126 verfügbaren Plätzen, verzeichnet aber dennoch kein Plus an Kindern, die betreut werden müssen. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich die Geburtenzahlen der letzten Jahre anschaut. Laut einem Bericht der Ostsee-Zeitung wurden 2023 in Mecklenburg-Vorpommern nur rund 9.670 Kinder geboren, ein Rückgang um 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Doch nicht nur die Geburtenrückgänge sind alarmierend, auch die Betreuungssituation in den Kitas leidet. Der Rückgang in der Anzahl betreuter Kinder ist ein Novum, das erstmals seit über 20 Jahren zu beobachten ist. Am 1. März 2024 wurden laut dem Nordkurier lediglich 116.664 Kinder in Kitas, Horten und bei Tagesmüttern betreut, was einem Rückgang von fast 1.000 Kindern im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Herausforderungen für die Kitas
Die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen. Die Kita Auenwirbel erlebt einen Anstieg von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen, sprachlichen Defiziten und motorischen Auffälligkeiten. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, sind Förderprogramme für die Betreuer mehr denn je gefragt. Die Kita-Leiterin, Carina Lipp, fordert daher einen besseren Betreuungsschlüssel, um den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.
Die Informationen aus dem Nordkurier verdeutlichen, dass insbesondere in strukturschwachen ländlichen Räumen vielerorts eine Prüfung der Zusammenlegung kleiner Einrichtungen ansteht. Das Ziel ist, die Qualität der Betreuung zu erhöhen, die unter anderem durch die Bertelsmann Stiftung gefordert wird. So empfiehlt die Stiftung, den Rückgang der Kinderzahlen zu nutzen, um die Bildungsqualität nachhaltig zu verbessern.
Personalschlüssel in der Kritik
Ein wichtiger Aspekt bei der Diskussion um die Kitas in Mecklenburg-Vorpommern ist der Personalschlüssel, der laut einem Artikel von Katapult MV deutschlandweit am schlechtesten ist. Hier kommen 13 über Dreijährige und 6 unter Dreijährige auf eine Fachkraft. Dies führt zu größeren Gruppen, die die individuelle Betreuung und Förderung der Kinder stark einschränken. Der Fachkräftemangel ist ein weiteres großes Thema, denn die Fachkraft-Kind-Relation in MV ist für die Erzieher eine immense Herausforderung.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht sich laut der gleichen Quelle dafür aus, die Gruppen zu verkleinern und qualifiziertes Personal langfristig zu halten. Die GEW-Landesvorsitzende Ulrike von Malottki hebt hervor, dass insbesondere benachteiligte Kinder unter den Bedingungen leiden, die durch einen hohen Personalschlüssel entstehen. Dirk Heidrich, ein erfahrener Tagesvater, bestätigt diese Problematik und sieht die Notwendigkeit, individuelle Betreuung zu leisten, die oft durch grundlegende Aufgaben in den Hintergrund gedrängt wird.
Während die Kita Auenwirbel sicherlich einen Fortschritt für die Region darstellt, bleibt die Frage, wie die künftigen Herausforderungen in der frühkindlichen Betreuung bewältigt werden können. Eltern wird geraten, sich frühzeitig um einen Kita-Platz zu kümmern, da die Nachfrage, zumindest in einigen Regionen, nach wie vor hoch bleibt. Es bleibt also spannend, wie sich die Lage in den kommenden Jahren entwickeln wird, und ob die notwendigen Ressourcen für eine bessere Betreuung von Kindern mobilisiert werden können.
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Ort | Sagard, Deutschland |
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