Wahlkrimi in Südkorea: Wer beendet die Krisenzeit nach Yoon?

Nach monatelanger Staatskrise wählen 44 Millionen Südkoreaner einen neuen Präsidenten. Lee Jae Myung und Kim Moon Soo kämpfen um die Nachfolge.
Nach monatelanger Staatskrise wählen 44 Millionen Südkoreaner einen neuen Präsidenten. Lee Jae Myung und Kim Moon Soo kämpfen um die Nachfolge. (Symbolbild/NAG)

Südkorea - Heute, am 3. Juni 2025, sind etwa 44 Millionen Südkoreaner zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Diese Wahl hat explosive politische Relevanz, da sie die Nachfolge des entmachteten Ex-Präsidenten Yoon Suk Yeol regelt, der wegen Hochverrats vom Verfassungsgericht im April 2025 seines Amtes enthoben wurde. Die tumultartige politische Situation, die ihren Höhepunkt in der Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 2024 fand, soll durch diesen Wahlgang nun ein Ende finden. Beobachter warnen, dass das Ergebnis nicht nur die interne Politik Südkoreas beeinflussen wird, sondern auch die Beziehungen des Landes zu China, den USA und Europa prägen könnte, so berichtet die Süddeutsche.

Die Wahlbeteiligung zeigt bereits zum frühen Morgen eine positive Entwicklung. Bis 11:00 Uhr Ortszeit lag diese bei 18,3 Prozent, was über zwei Prozentpunkte höher ist als bei den letzten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2022. Die Wahllokale schließen um 20:00 Uhr Ortszeit, und erste Hochrechnungen werden kurz danach erwartet.

Die Hauptkandidaten im Überblick

Der Favorit in diesen Wahlen ist der 60-jährige linke Politiker Lee Jae Myung, der in den Umfragen mit einem Abstand von ungefähr 10 Prozentpunkten vor seinem Hauptkonkurrenten liegt. Lee, der als „südkoreanischer Bernie Sanders“ bezeichnet wird, wurde als ehemaliger Menschenrechtsanwalt bekannt und fordert unter anderem einen Ausbau erneuerbarer Energien sowie eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte. Zudem strebt er eine Annäherung an China und Nordkorea an.

Sein Kontrahent, der 73-jährige Kim Moon Soo, vertritt erzkonservative Positionen und plädiert für einen harten Kurs gegenüber Nordkorea. Kim hat eine unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik im Blick und bietet gleichzeitig eine Abkehr von kommunistischen Ansichten, die er in seiner Jugend vertrat.

Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Südkorea sieht sich momentan einigen Herausforderungen gegenüber. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal 2025 um 0,2 Prozent, und die Konkurrenz aus China stellt eine Bedrohung für die Dominanz Südkoreas in Kernindustrien dar. Zusätzlich bleibt Nordkorea eine ständige Sicherheitsbedrohung, während das Land sein Atomprogramm modernisiert.

Die Wahl wird auch durch gesellschaftliche Themen wie die niedrige Geburtenrate, den demografischen Wandel und den Leistungsdruck in der Gesellschaft beeinflusst. Besonders junge Wähler fordern in ihren Wahlversprechen Lösungen für hohe Lebenshaltungskosten und bezahlbaren Wohnraum. Die Bevölkerung sehnt sich nach Stabilität nach monatelangem politischen Chaos, wie die Watson berichtet.

Zusätzlich wird der Präsident über weitreichende Machtbefugnisse verfügen. Er leitet die Regierung, ist Oberbefehlshaber des Militärs und kann Verordnungen erlassen. Er hat jedoch nur eine Legislaturperiode von fünf Jahren zur Verfügung. Der Ausgang der heutigen Wahl könnte somit die Weichen für die künftige Politik des Landes stellen.

Die politische Überzeugung der Wähler könnte zudem von der Frage beeinflusst werden, wer von den Kandidaten die notwendige Immunität genießen könnte, sollte Lee Jae-Myung als Präsident gewählt werden. Wie die Tagesschau berichtet, wird Lee von der konservativen People Power Party als Krimineller dargestellt, während sie versucht, die Vergangenheit des Ex-Präsidenten Yoon zu nutzen, um den Wählerstimmen entgegenzuwirken.

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Ort Südkorea
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