Demokratiepreis für Dortmunder Journalisten: So bröckelt das Vertrauen!

Die TU Dortmund wird für ihre Forschung zur Verbindung von Journalismus und Demokratie mit dem Alexis de Tocqueville Award ausgezeichnet.
Die TU Dortmund wird für ihre Forschung zur Verbindung von Journalismus und Demokratie mit dem Alexis de Tocqueville Award ausgezeichnet. (Symbolbild/NAG)

Dortmund, Deutschland - Ein Team des Instituts für Journalistik an der Technischen Universität Dortmund wurde mit dem internationalen Alexis de Tocqueville Award ausgezeichnet. Dieser prestigeträchtige Preis wird jährlich von der World Association for Public Opinion Research (WAPOR) für das beste Paper zu Demokratie und öffentlicher Meinung vergeben. Die ausgezeichnete Forschungsgruppe, bestehend aus Dr. Thomas Roessing, Kristina Beckmann, Leonie Krzistetzko, Prof. Michael Steinbrecher und Prof. Günther Rager, erhielt die Ehrung in St. Louis, USA.

Die ausgezeichnete Arbeit befasst sich mit der Langzeitstudie „Journalismus und Demokratie“, die jährlich Politiker*innen, Journalist*innen und die Bevölkerung in Deutschland befragt. Ziel der Studie ist es, die Erwartungen an den Journalismus, das Vertrauen in die Medien und die damit verbundenen Kritikpunkte zu beleuchten. Die Kampagne untersucht unter anderem den Zusammenhang zwischen abnehmendem Vertrauen in den Journalismus und der Demokratieskepsis, sowie die finanzielle Zufriedenheit der Befragten.

Medienvertrauen und Demokratie

Die Ergebnisse der Studie zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Skepsis gegenüber den Medien und der Unzufriedenheit mit der Demokratie. Laut der Studie vertrauen rund 11% der Befragten den Medien nicht und glauben sogar, dass Journalist*innen systematisch lügen. Hinzu kommt, dass 15% der Bevölkerung der Ansicht sind, dass Medien und Politik gemeinsam arbeiten, um die Öffentlichkeit zu manipulieren. Diese Skepsis wurde laut [bpb] durch ein mangelndes Verständnis der journalistischen Arbeitsweise sowie das Gefühl, nicht repräsentiert zu werden, sowohl verstärkt als auch legitimiert.

Zudem wird die negative Wahrnehmung von Journalismus seit 2014 durch Begriffe wie „Lügenpresse“ verstärkt, die in verschiedenen politischen Kontexten, etwa bei Pegida- und AfD-Demonstrationen, populär wurden. Zwischen 2015 und 2022 wurden in Deutschland 287 tätliche Angriffe auf Medienschaffende registriert, was die kritische Lage für den Journalismus verdeutlicht.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Langzeitstudie wird von der Stiftung Presse-Haus NRZ gefördert und betrachtet auch die Herausforderungen, die der Journalismus seit der Digitalisierung angeht. Dazu gehört der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, der die journalistische Arbeit sowohl unterstützen als auch kritisch beeinflussen kann. Erste Anwendungen dabei begannen bereits vor etwa zehn Jahren, wobei aktuelle Entwicklungen die Generierung von Inhalten umfassen.

Experten an Institutionen wie der London School of Economics und dem Nieman Lab der Harvard University sind aktiv auf der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen, die der Einsatz von KI im Journalismus mit sich bringt. Dabei wird die Notwendigkeit einer Stärkung des Medienvertrauens durch mehr Transparenz und Medienkompetenz in der Bevölkerung betont, um die Bedeutung des Journalismus für die Demokratie zu unterstreichen.

Die Studie zeigt zudem, dass es Ost- und Westdeutschland unterschiedliche Auffassungen zu Journalismus und Demokratie gibt. Insbesondere erleiden Sympathisanten der AfD eine höhere Unzufriedenheit mit der Demokratie und ein größeres Misstrauen gegenüber den Medien, als die Mehrheit der Deutschen. Damit eröffnet die Forschung neue Perspektiven für die Auseinandersetzung mit Medienrepräsentation und -kritik.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erkenntnisse aus der Studie „Journalismus und Demokratie“ nicht nur politisch relevant sind, sondern auch das Wesen der Beziehung zwischen Journalismus und Gesellschaft hinterfragen. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, den Dialog über die Erwartungen an den Journalismus und das Verständnis von Demokratie in Deutschland zu fördern.

Für weitere Informationen über die Auszeichnung und die Ergebnisse der Studie besuchen Sie bitte die Seiten von [tu-dortmund], [bpb] und [journalismusstudie].

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Ort Dortmund, Deutschland
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