Vielfalt in der Psychologie: Neue Wege in der Forschung vorgestellt

Hagen, Deutschland - Am 3. Juni 2025 fand der Tag der Forschung an der Fakultät für Psychologie der FernUniversität in Hagen statt. Die Veranstaltung beinhaltete drei Antrittsvorlesungen und einen Gastvortrag, die sich vor allem mit dem Thema Vielfalt in der Psychologie beschäftigten. Prof. Dr. Jenny Sarah Wesche, Prof. Dr. Angela Dorrough und Jun.-Prof. Dr. Hannah Comteße wurden als neue Professorinnen vorgestellt, die jeweils innovative Ansätze in ihren Lehrgebieten verfolgen.
Prof. Dr. Wesche, seit 2023 Professorin für Wirtschaftspsychologie, thematisierte die POSH-Verzerrung, welche sich auf Menschen mit hohem sozioökonomischem Status fokussiert. Sie wies auf die Schwierigkeiten hin, Menschen im Niedriglohnbereich für Online-Befragungen zu erreichen, und äußerte den Wunsch, weniger privilegierte Beschäftigte stärker in ihre Forschung zu integrieren.
Die WEIRD-Verzerrung
Ein zentraler Punkt der Vorlesungen war die Diskussion über die WEIRD-Verzerrung (westliche, gut ausgebildete, reiche und demokratische Gesellschaften). Prof. Dr. Angela Dorrough, Leiterin des Lehrgebiets Behavioral Economics und Interkulturelle Psychologie seit 2024, eröffnete diese Diskussion, basierend auf einem einflussreichen Artikel von Heine, Heine und Norenzayan (2010).
Die Notwendigkeit kultureller Diversität in der Forschung wurde betont, um die Generalisierbarkeit von Ergebnissen zu hinterfragen. Viele psychologische Modelle, wie die Big Five, basieren häufig auf Stichproben aus WESTERN-Kulturen, was zu einer verzerrten Datenbasis führt. Westliche Menschen, etwa aus den USA oder Europa, sind in vielen psychologischen Aspekten nicht repräsentativ für die globale Bevölkerung, wie auch die psychologie-heute beschreibt.
Im Kontext dieser Diskussion wurde der Einfluss von WEIRD auf das Selbstkonzept beleuchtet. Während Westler sich oft als individuelle Entscheidungsträger sehen, betonen Menschen in anderen Kulturen häufig ihre Rolle innerhalb sozialer Netzwerke. Unterschiede in der Wahrnehmung von Emotionen wie Scham und Schuld sowie Denkansätze zwischen westlichen und nicht-westlichen Kulturen sind weitere Aspekte, die für die Forschung relevant sind.
Forschung zu geflüchteten Menschen
Jun.-Prof. Dr. Hannah Comteße, seit 2024 Leiterin des Lehrgebiets Klinische und Gesundheitspsychologie, widmete sich in ihrem Vortrag den psychischen Belastungen von geflüchteten Menschen. Der Anstieg der Geflüchteten weltweit, insbesondere aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine, erfordert eine kritische Betrachtung westlicher Konzepte in der Forschung, wie in den Antrittsvorlesungen erläutert wurde. Die Herausforderungen bei der Inanspruchnahme professioneller Hilfe für Geflüchtete standen im Fokus ihres Diskurses.
Ein Gastvortrag von Jun.-Prof. Dr. Kinga Bierwiaczonek thematisierte Stressfaktoren im Aufnahmeland. Diese Beiträge zeigten auf, dass die psychologische Forschung nicht nur lokal, sondern auch global denken und handeln muss, um relevante Ergebnisse zu erzielen.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es eine Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Anette Rohmann moderiert wurde, sowie die Möglichkeit zum Networking und Austausch beim anschließenden Buffet. Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung, die Vielfalt und kulturelle Unterschiede in die psychologische Forschung zu integrieren, um eine tatsächlich repräsentative Wissenschaft zu fördern.
Für Interessierte bietet das autonome Tutorium mit dem Titel „WEIRD – White, Educated, Industrialized, Rich & Diverse? Wie divers ist die Psychologie wirklich?“ die Möglichkeit, diesen Themenkomplex weiter zu erkunden. Der erste Termin ist für den 23. Oktober 2024 vorgesehen, genutzt wird dabei auch der Kontakt über Asmaa-Farooq Kayani.
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Ort | Hagen, Deutschland |
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