Glasfaserausbau in Gefahr: Warum viele Haushalte im Dunkeln bleiben

Die Ostsee Zeitung berichtet über die Fortschritte und Herausforderungen beim Glasfaserausbau in Deutschland bis 2030.
Die Ostsee Zeitung berichtet über die Fortschritte und Herausforderungen beim Glasfaserausbau in Deutschland bis 2030. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Der Glasfaserausbau in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, während die Regierung das Ziel verfolgt, bis 2030 alle Haushalte mit schnellem Internet zu versorgen. Laut der Ostsee Zeitung wird bis Ende des Jahres die 10-Millionen-Grenze bei superschnellen Glasfaseranschlüssen erreicht. Bis Ende 2024 waren bereits 8,8 Millionen Glasfaseranschlüsse installiert, und für Ende 2023 wird eine Zahl von 9,9 Millionen erwartet.

Ein bedeutendes Hindernis für den Glasfaserausbau ist die schwierige Verkabelung in Mehrfamilienhäusern. Laut einer Studie von Dialog Consult ist die Gigabittechnologie in diesen Gebäuden nach wie vor selten. Hier zeigt sich, dass echte Glasfaseranschlüsse (FTTH – Fiber to the Home) hohe Übertragungsgeschwindigkeiten von über 1000 Megabit pro Sekunde ermöglichen, während FTTB-Lösungen (Fibre To The Building) auf Kupferleitungen angewiesen sind, was die Geschwindigkeit verringert. Nur 7,6 Millionen Haushalte genießen reinen Highspeed-Glasfaseranschluss, während Telekom-Rivalen zwei Drittel der Glasfaseranschlüsse ausmachen.

Aktuelle Herausforderungen im Ausbau

Obwohl der Bedarf an schnelleren Internetverbindungen wächst, bleibt die Take-Up-Rate besorgniserregend niedrig. Nur jeder dritte Haushalt, der einen Glasfaseranschluss erhalten könnte, bestellt ihn in diesem Jahr. Insbesondere bei der Telekom wird eine Take-Up-Rate von lediglich 16 Prozent prognostiziert. Die Telekom fokussiert sich auf „Homes Passed“, also Gebäude, die zwar für den Anschluss geeignet sind, jedoch nicht alle Wohngebäude aktiv anschließt.

Einfamilienhäuser haben immerhin zu einem Drittel Zugang zum Glasfasernetz, in Mehrfamilienhäusern sind es jedoch erst 5,2 Millionen von insgesamt 30,5 Millionen Wohnungen. Schwierigkeiten beim Ausbau in diesen Gebäuden sind häufig auf die Bausubstanz und Denkmalschutzauflagen zurückzuführen. Zudem berichtet die Verbraucherzentrale Niedersachsen von Verzögerungen bei der Installation von Glasfaseranschlüssen, während in zwei von drei Fällen der FTTH-Ausbau an fehlenden Bauunternehmen scheitert.

Finanzierungsfragen und Fachkräftemangel

Finanzierungsfragen spielen ebenfalls eine Rolle. 13 Prozent der gescheiterten Projekte sind auf diese Schwierigkeiten zurückzuführen, und die Ausbaukosten können zwischen 600 und 1400 Euro pro Wohneinheit liegen. Interessanterweise übernehmen Telekom-Rivalen in über der Hälfte der Fälle die Kosten, was die Wettbewerbsbedingungen auf dem Markt beeinflusst. Fachkräftemangel und zeitliche Faktoren hemmen die Fortschritte zusätzlich, da Hausbesitzer oft Renovierungen koordinieren möchten.

Verbandschefs fordern klare Rahmenbedingungen und Transparenz bezüglich der geplanten Kupferabschaltung. Die Bundesnetzagentur soll hier aktiver werden und einen langfristigen Zeitplan für den Anschlusswechsel schaffen, was jedoch von der Telekom abgelehnt wird. Diese Unsicherheit könnte den bereits langsamen Ausbau weiterer Glasfaserverbindungen weiter verzögern.

Obwohl Deutschland Bestrebungen unternimmt, bis Ende 2025 die Hälfte aller Haushalte an das Glasfasernetz anzuschließen, hinkt das Land im internationalen Vergleich hinterher. International führen Länder wie Südkorea und Spanien beim Glasfaserausbau. In Deutschland beträgt der Glasfaseranteil nur rund 11 Prozent, was im OECD-Ranking lediglich Platz 36 bedeutet, während der Anteil in der Schweiz bei etwa 30 Prozent liegt. Damit bleibt die Vision eines flächendeckenden Glasfaserausbaus bis 2030 eine herausfordernde Aufgabe für alle Beteiligten, wie die Analyse von Digital Chiefs zeigt.

Die gegenwärtige Situation erfordert daher eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Bauunternehmen und Telekommunikationsanbietern, um den dringend benötigten Ausbau voranzutreiben und die Weichen für ein zukunftssicheres Internet zu stellen. Die Diskussion über die Glasfaserverfügbarkeit und -nutzung wird in der nächsten Zeit weiter an Bedeutung gewinnen, während die Bundesregierung ihre Gigabitstrategie umsetzt und auf die Verbesserung der Infrastruktur drängt, um im digitalen Zeitalter konkurrenzfähig zu bleiben, wie auch die Informationen von Statista verdeutlichen.

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Ort Deutschland
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