Rückkehr in die Ruinen: Syriens Vertriebene kämpfen ums Überleben

al-Hawash, Syrien - Immer mehr Syrer wagen den Schritt zurück in ihre Heimat, trotz der verheerenden Bedingungen, die sie dort vorfinden. Die Rückkehrbewegung intensivierte sich vor allem nach dem Sturz von Bashar al-Assad. Laut einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben seit November 2024 fast 750.000 Vertriebene ihre Herkunftsorte wieder aufgesucht, wobei insgesamt 1,87 Millionen Rückkehrer seit Beginn der Rückkehrbewegung nach dem Sturz des Regimes registriert worden sind. Diese Zahl verdeutlicht das gewaltige Verlangen der Flüchtlinge, trotz aller Widrigkeiten in ein zumindest teilweise zerstörtes Syrien zurückzukehren.
Ein Beispiel für diese Rückkehr ist Aref Shamtan, 73, der in die schwer beschädigte Gemeinde al-Hawash in der Zentralprovinz Hama zurückgekehrt ist. Nach Jahren in einem Displaced-Person-Camp wählte er, zusammen mit seiner Familie, ein Leben in der Zerstörung. Er hat in der Nähe seines beschädigten Hauses ein Zelt errichtet und versucht, mit dem Anbau von Weizen seinen Lebensunterhalt zu sichern. Seine Rückkehr zeigt jedoch auch die Herausforderungen: Mangels grundlegender Dienste wie Wasser, Strom und medizinischer Versorgung lebt die lokale Bevölkerung unter prekären Bedingungen.
Herausforderungen im Alltag
Für Shamtan und andere, die zurückgekehrt sind, stellt die wirtschaftliche Unsicherheit eine der größten Hürden dar. Laut IOM leiden 90% der Rückkehrer unter Armut. Lokale Beamte wie Abdel Ghafour al-Khatib bestätigen, dass viele Menschen eine Rückkehr wünschen, aber die finanziellen Mittel für die Reise fehlen. Zudem leben viele unter extrem schwierigen Bedingungen, so dass 28% der Rückkehrer in beschädigten oder unfertigen Gebäuden wohnen.
Das von UNHCR geforderte Prinzip der freiwilligen, sicheren und informierten Rückkehr wird durch die aktuelle humanitäre Krise erschwert. Über sechs Millionen syrische Flüchtlinge denken über eine Rückkehr nach, doch sie wägen dabei oft die politischen und sicherheitspolitischen Bedingungen ab. Die IOM hat festgestellt, dass die Mehrheit der Rückkehrer in verstärkt unsicheren Verhältnissen lebt, wobei 750.000 Vertriebene seit November 2024 heimgekehrt sind und mehr als sechs Millionen weiterhin innerhalb Syriens vertrieben sind.
Hilfe und Unterstützung durch die IOM
Im Zuge der Rückkehrbewegung hat die IOM ihre Datenerhebungsmaßnahmen in Damaskus reaktiviert, um die Koordination mit UN-Partnern und lokalen Gemeinschaften zu verbessern. Die IOM plant, in der ersten Jahreshälfte 2025 mehr als 1,1 Millionen Menschen mit dringend benötigter Hilfe zu erreichen. Amy Pope, die IOM-Generaldirektorin, betont, dass die humanitäre Krise in Syrien enorm ist und der Bedarf an Unterstützung weiterhin von großer Bedeutung ist.
Die Rückkehrer, so wie Alhassan, der erfolgreich mit Freunden und Verwandten zurückkehrte, haben oft keine Wahl, als in beschädigten Häusern zu leben. Der Wunsch nach einem Neuanfang und der Wiedervereinigung mit der Familie überwiegt bei vielen Rückkehrern die Herausforderungen des Alltags. Dennoch bleibt die Situation angespannt und viele Menschen müssen sich auf die Schwierigkeiten einstellen, die eine Rückkehr mit sich bringt. Die UNHCR sorgt dafür, dass diese Rückkehr unter den besten Bedingungen stattfindet und Unterstützung für alle Beteiligten bereitstellt.
Die aktuellen Rückkehrbewegungen zeigen deutlich, dass trotz aller Zerstörungen und Herausforderungen das Verlangen, in die Heimat zurückzukehren, ungebrochen ist. Abgesehen von der unmittelbaren humanitären Hilfe bleibt es entscheidend, nachhaltige Lösungen für die Menschen in Syrien zu finden und die grundlegenden Lebensbedingungen zu verbessern.
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Ort | al-Hawash, Syrien |
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