Baustopp des AKW Stendal: Wie Tschernobyl die Pläne ruinierte!

Baustopp des AKW Stendal: Wie Tschernobyl die Pläne ruinierte!
Niedergörne, Deutschland - Der Baustopp des Kernkraftwerks Stendal bleibt ein zentraler Punkt in der Energiegeschichte der ehemaligen DDR und hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Am 14. Juli 1990 wurde der Baustopp gefordert, nachdem der katastrophale Reaktorunfall in Tschernobyl die Ängste vor atomarer Energie neu entfacht hatte. Negativ gestimmte Reaktionen auf die „sowjetische Bauart“ prägten die öffentliche Meinung und führten zu einer schnelleren Abkehr von atomaren Projekten. Laut Bayerischer Rundfunk sollte das stets als ambitioniert geltende Projekt 20 % der DDR-Haushalte mit Atomstrom versorgen.
Die Baustelle des Kernkraftwerks Stendal, gelegen 15 km nordöstlich von Stendal im kleinen Dorf Niedergörne, war einst die größte Baustelle Europas und erstreckte sich über eine Fläche, die 630 Fußballfeldern entsprach – eine gewaltige Dimension! Bis zu 10.000 Arbeiter waren vor Ort beschäftigt, während Kühltürme die Landschaft in ein futuristisches Bild verwandelten.
Das verpasste Potenzial
Der Projektbeginn datiert auf den 1. August 1974, und trotz der ambitionierten Pläne, die vier Reaktoren mit einer Gesamtkapazität von 4000 MW zu errichten, fiel das endgültige Urteil über das Kernkraftwerk bereits am 1. März 1991, als die Arbeiten eingestellt wurden. Die Gesamtkosten des Projekts hatten sich in der Zwischenzeit von ursprünglich 10 Milliarden Ostmark auf geschätzte 20 Milliarden Ostmark erhöht. Daher bedurfte das Vorhaben nicht nur einer massiven infrastrukturellen Unterstützung – es entstanden 14.000 Wohnungen, Schulen und eine neue Eisenbahnverbindung –, sondern auch einer umfassenden Planung, die nach der Reaktorhavarie in Harrisburg überarbeitet werden musste. Wikipedia hebt hervor, dass sich dies alles in ein besorgniserregendes Bild verfestigte.
Statt eines funktionierenden Kraftwerks hinterließ der Baustopp eine Ruine, von der nur einige Unternehmen – unter anderem ein Zellstoffwerk und eine Biomethanraffinerie – profitierten. Die Einrichtungen haben heute ihren Platz auf dem ehemaligen KKW-Gelände gefunden, während der Rest zur Wüstenei verkommen ist.
Ein Blick auf die Vergangenheit
Die politische Landschaft der DDR musste sich jedoch nicht nur mit der Frage der Energieversorgung auseinandersetzen. Erinnerungen an die Vergangenheit kratzen an der Oberfläche des Fortschritts. MDR berichtet, dass bereits 1955 ein Abkommen mit der UdSSR das Atomenergieprogramm in der DDR ins Leben rief – eine Wende, die letztendlich nur bedingt erfolgreich war. Von ursprünglich angestrebten 20 Atomkraftwerken bis 1970 wurden lediglich zwei realisiert, die keinen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung leisten konnten.
Die Herausforderungen, die zu Mängeln in der Qualität und Ausbildung des Personals führten, sind mittlerweile Teil der Historie. Die geheime Dokumentation über die Mängel entblößte die Existenz von gravierenden Problemen, die zu einem schleichenden Verlust des Vertrauens gegenüber der Atompolitik führten.
Heute bleibt das Gelände des Kernkraftwerks Stendal nicht nur ein Mahnmal für gescheiterte Energieprojekte, sondern steht auch symbolisch für den Wandel und die Herausforderungen der deutschen Energiepolitik. Der Baustopp ist mehr als ein Datum – er ist Teil einer Erzählung über Sicherheit, Verantwortung und die Suche nach einem nachhaltigen Weg in die Zukunft.
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Ort | Niedergörne, Deutschland |
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