Septuaginta-Fachtagung in Wuppertal: Forschung zu alten Texten in Gefahr!
Septuaginta-Fachtagung in Wuppertal: Forschung zu alten Texten in Gefahr!
Wittenberg, Deutschland - In Wuppertal ist erneut die renommierte Septuaginta-Fachtagung über die Bühne gegangen und dieses Mal war die Stimmung besonders gespannt. Bereits zum neunten Mal kamen rund 30 Referentinnen und Referenten aus ganz Europa sowie Israel, Südafrika, Korea und Kanada zusammen, um sich intensiv mit der ältesten Übersetzung der hebräisch-aramäischen Bibel – der Septuaginta – zu befassen. Diese Tagung, so berichtet die Wuppertaler Rundschau, stellt nicht nur eine Plattform für den Austausch dar, sondern beleuchtet auch die wertvollen Erkenntnisse, die durch die Forschung an der Septuaginta gewonnen wurden.
Der Begriff Septuaginta stammt vom griechischen Wort für „siebzig“, da die Legende besagt, es hätten 70 Gelehrte das Alte Testament ins Griechische übersetzt. Diese Übersetzung war gegen 250 v. Chr. von großer Bedeutung, als immer weniger Menschen Hebräisch verstanden. Das Alte Testament wurde somit für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht, besonders zur Zeit des Neuen Testaments, als viele Menschen die griechische Übersetzung kannten.
Forschungsschwerpunkt Wuppertal
Besonders spannend ist, dass die Kirchliche Hochschule Wuppertal, die sich intensiv auf die Septuaginta-Forschung konzentriert, aktiv an einem Übersetzungsprojekt arbeitet. Im Rahmen des Projekts „Septuaginta Deutsch“ sind bereits Handbücher entstanden, die den Zugang zu diesen antiken Texten erleichtern und die Erkenntnisse aus der Forschung für Interessierte aufbereiten. Der Höhepunkt der aktuellen Tagung war ein Vortrag von Prof. Dr. Sabine Müller, der sich mit der hellenistischen Geschichtsschreibung auseinandersetzte, sowie ein weiterer von Geiger und Prof. Dr. Matías Martínez zur modernen Erzähltheorie.
Die Tagung hat auch den Rahmen für bedeutsame wissenschaftliche Diskussionen geboten. Prof. em. Dr. Siegried Kreuzer, der seit 2018 ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt zu alttestamentlichen Zitaten in den Evangelien leitet, äußerte sich zur Relevanz dieser Zitate. Sie sind nicht nur historische Belege für die Septuaginta, sondern zeigen, dass die Evangelisten häufig aus der Übersetzung zitierten. Forschungen ergaben, dass die Zitate aus dem Alten Testament den damaligen bekannten Textformen entsprachen und nicht den Wünschen der Evangelisten angepasst wurden.
Ein Blick in die Zukunft
Das Interesse an der Septuaginta-Forschung ist ungebrochen, was sich auch in der Ankündigung der nächsten Tagung zeigt, die 2027 in Wittenberg stattfinden wird. Frank Ueberschaer wird die Leitung übernehmen. Es ist diese Kontinuität, die verdeutlicht, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den antiken Texten für unsere heutige Zeit ist. Die Schließung der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, die im Februar 2023 von der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland beschlossen wurde, wird jedoch am 31. März 2027 weitere Herausforderungen mit sich bringen.
Die Ergebnisse der Tagung und die fortlaufende Forschung an der Septuaginta stellen einen wertvollen Beitrag zur biblischen Quellenforschung dar. Das Team um Prof. Kreuzer zeigt, dass die Relevanz der Zitate auch für künftige wissenschaftliche Arbeiten von Bedeutung ist, indem sie oft übersehen wurden, jedoch einen Unsichtbarkeitsvorhang um wichtige Textzeugen lüften könnten. Wie es aussieht, ist der Weg der Septuaginta-Forschung noch lange nicht beendet.
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Ort | Wittenberg, Deutschland |
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