Rettung eines 250 Jahre alten Umgebindehauses in Schirgiswalde!

Rettung eines 250 Jahre alten Umgebindehauses in Schirgiswalde!
Schirgiswalde, Deutschland - In Sachsens malerischer Landschaft stehen sie wie Zeitzeugen da – die Umgebindehäuser. Mit ihrer besonderen Bauweise, die Tradition und Handwerkskunst verkörpert, sind sie nicht nur ein Gewinn für das Landschaftsbild, sondern auch ein Teil des kulturellen Erbes, das es zu bewahren gilt. Doch der Verfall schreitet fort: Jährlich verschwinden etwa acht dieser einzigartigen Bauten aufgrund von Abriss oder Verfall. Sächsische.de berichtet, dass in Sachsen rund 7500 Umgebindehäuser existieren, von denen viele mittlerweile liebevoll restauriert und bewohnt sind.
Ein Highlight der Rettungsaktion ist das Umgebindehaus in der Rämischstraße in Schirgiswalde, das von einem engagierten Verein, den „Umgebindehaus Rämischstraße 23“, vor dem Abriss bewahrt wurde. Nach acht Jahren intensiver Restaurationsarbeit, die 2024 abgeschlossen wurde, erstrahlt das etwa 250 Jahre alte Gebäude nun in neuem Glanz. Die Fassade wurde in einem ansprechenden Olivgrün restauriert, während die originalen Fenster wieder aufgearbeitet wurden. Die Innenräume wurden mit viel Geschick und Liebe zum Detail restauriert, und das Haus ist nun wöchentlich für Besucher geöffnet.
Engagement und Zusammenarbeit
Die beeindruckende Restaurierung erforderte mehr als nur Fingerspitzengefühl. Der Verein investierte stolze 9000 Stunden Eigenleistung in das Projekt. Mit einer ursprünglichen Kostenschätzung von 250.000 Euro konnte durch die Eigenleistungen eine Ersparnis von 110.000 Euro erzielt werden. Unterstützt wurde das Vorhaben durch Fördermittel in Höhe von 86.000 Euro, die aus dem Leader-Programm stammen, sowie 20.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und über 13.000 Euro an privaten Spenden.
Die Stiftung Umgebindehaus hat sich der Erhaltung dieser architektonischen Schätze verschrieben und bietet vielfältige Unterstützung an – von der Notsicherung gefährdeter Gebäude bis hin zur fachlichen Beratung bei Sanierungen. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Zusammenarbeit mit der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, die ein spezielles S-Umgebindehaus-Programm ins Leben gerufen hat. Dieses Programm unterstützt bei der Sanierung und dem Erwerb der Gebäude; mit flexiblen Darlehensbedingungen von bis zu 35 Jahren soll die Erhaltung dieser Baukultur gefördert werden. Stiftung Umgebindehaus ist ein hervorragendes Beispiel für diese aktive Zusammenarbeit.
Denkmalpflege und Herausforderungen
Umgebindehäuser sind häufig denkmalgeschützt und müssen sich den Auflagen der Denkmalpflege unterordnen, die im Sächsischen Denkmalschutzgesetz verankert sind. Das bedeutet, dass die Untere Denkmalpflegebehörde bei Sanierungsanträgen stets einbezogen wird. Die Herausforderungen liegen oft in den engen Vorschriften, die gegebenenfalls auch innovative Lösungen erfordern, um modernen Komfort und den Erhalt der historischen Substanz in Einklang zu bringen. Eine gute Fundierung für Sanierungsplanungen ist eine umfassende Dokumentation der Bausubstanz – hiervon berichtet auch die Hochschule Zittau/Görlitz.
Die Teilnahme am jährlichen „Tag des offenen Umgebindehauses“ ist eine willkommene Gelegenheit für Interessierte, sich über die Tradition und den Erhalt dieser Bauweise zu informieren. Diese Veranstaltung zieht Besuchende aus nah und fern an. Auch das restaurierte Umgebindehaus in Schirgiswalde plant, zukünftige Seminare und Lesungen anzubieten sowie ein Archiv und eine Fachbibliothek mit rund 1000 Büchern zum Thema zu errichten. So wird das Wissen um die Umgebindehäuser für künftige Generationen bewahrt und erlebbar gemacht.
Letztendlich bleiben Umgebindehäuser ein Symbol für Handwerkskunst und Tradition, die über Generationen hinweg gepflegt werden müssen. Es liegt an uns allen, diesem kulturellen Erbe ein Stück weit Schutz und Respekt entgegenzubringen.
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Ort | Schirgiswalde, Deutschland |
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