Leipziger Künstler Frank Ruddigkeit mit 85 Jahren verstorben
Leipziger Künstler Frank Ruddigkeit mit 85 Jahren verstorben
Leipzig, Deutschland - Frank Ruddigkeit, ein herausragender Künstler der Leipziger Schule, ist im Alter von 85 Jahren verstorben. Dies wurde von seiner Familie gegenüber MDR KULTUR bestätigt. Ruddigkeit hinterlässt ein bedeutendes Erbe in der Kunstszene Leipzigs, wo er als Zeichner, Plastiker und Maler bekannt wurde. Insbesondere sein Marx-Relief, das im Oktober 1974 am ehemaligen Rektoratsgebäude der Universität Leipzig angebracht wurde, ist ein markantes Zeugnis seines Schaffens und seiner Zeit.
Ruddigkeit wurde 1939 in Grenzberg, im damals ostpreußischen Landkreis Elchniederung, geboren. Seine Kindheit war durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs geprägt, die mit einer fast vierjährigen Flucht durch Ostpreußen endeten. Nach der Flucht lebte er zeitweise auf einem russischen Gutshof, wo er Landwirtschaft arbeitete und mit Gesang etwas Geld verdiente. 1948 fand die Familie in Engelsdorf bei Leipzig eine neue Heimat.
Künstlerische Entwicklung und Einfluss
Seine künstlerische Ausbildung begann Ruddigkeit an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er von 1956 bis 1962 Malerei und Graphik studierte. Er gehörte zur zweiten Generation der Künstler, die an dieser renommierten Institution ausgebildet wurden und fühlte sich nie einer bestimmten künstlerischen Schule verpflichtet. Ruddigkeit präsentierte bereits 1965 seine Arbeiten bei der 7. Leipziger Kunstausstellung und machte sich schnell einen Namen.
Das Karl-Marx-Relief, das Ruddigkeit zusammen mit Klaus Schwabe und Rolf Kuhrt entworfen hat, gilt als sein bekanntestes Werk. Dieses Relief ziert nicht nur das Hauptgebäude der Universität Leipzig, sondern ist auch ein Symbol für die Zeit, in der es entstanden ist. Nach dem Mauerfall sah sich Ruddigkeit jedoch Vorwürfen ausgesetzt, als DDR-Staatskünstler wahrgenommen zu werden. Die kritische Reflexion der Gesellschaft, ein typisches Merkmal der Leipziger Schule, wurde in seinen Arbeiten deutlich.
Ein Erbe hinterlassen
Frank Ruddigkeit hinterlässt viele künstlerische Spuren in Leipzig. Zu seinen weiteren Werken zählen unter anderem der Bildfries zur Geschichte des Leipziger Marktplatzes am Eingang zum Citytunnel, das plastische Leporello „Marktgeschichten“ sowie das Tempera-Wandbild „Musik und Zeit“ im Gewandhaus. Diese Werke zeigen nicht nur sein kreatives Talent, sondern auch seinen Beitrag zur ästhetischen Gestaltung öffentlicher Räume.
Die Leipziger Schule, zu der Ruddigkeit zählte, hat in den letzten Jahren an internationaler Bedeutung gewonnen. In den 1960er Jahren entstand diese Kunstrichtung, die sich durch einen figürlichen Stil auszeichnete und soziale Themen anpackte. Diese Künstler setzten sich mit den großen Traditionen der Kunstgeschichte auseinander und hinterfragten durch subtile Systemkritik das gesellschaftliche Umfeld. Namhafte Vertreter wie Bernard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke prägten diese Bewegung und beeinflussten auch Ruddigkeits Schaffen. Die sogenannte Neue Leipziger Schule gewann nach der Wiedervereinigung an Ansehen, wobei Neo Rauch heute als prominentester Vertreter gilt.
In einer Einzelausstellung, die 2020 im Museum der bildenden Künste in Leipzig stattfand, würdigte Kunsthistoriker Fabian Müller-Nittel das Lebenswerk Ruddigkeits und hob die Bedeutung seiner Tagebücher hervor, in denen er seine künstlerischen Reflexionen festhielt. Auch sein Tod macht deutlich, wie sehr seine Kunst und sein Wirken die Leipziger und darüber hinaus berührt haben.
Frank Ruddigkeit wird in der Geschichte der zeitgenössischen Kunst in Leipzig nicht nur als talentierter Künstler, sondern auch als wichtiger Lehrer, der 30 Jahre lang an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein tätig war, in Erinnerung bleiben.
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Ort | Leipzig, Deutschland |
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