Neues LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Sauberer Fortschritt oder Risiko?

Wilhelmshaven hat heute das LNG-Terminal "Excelsior" eröffnet, das mit Ultraschalltechnik umweltfreundlich arbeitet und bis zu 1,9 Mrd. m³ LNG für die Energiesicherheit Deutschlands bereitstellt.
Wilhelmshaven hat heute das LNG-Terminal "Excelsior" eröffnet, das mit Ultraschalltechnik umweltfreundlich arbeitet und bis zu 1,9 Mrd. m³ LNG für die Energiesicherheit Deutschlands bereitstellt. (Symbolbild/NAG)

Wilhelmshaven, Deutschland - In Wilhelmshaven wurde ein neues LNG-Terminal mit dem Namen „Excelsior“ in Betrieb genommen, das sich 1,5 Kilometer vom Ufer entfernt befindet und eine beeindruckende Länge von 277 Metern aufweist. Dieses Terminal wird Flüssigerdgas (LNG) in das deutsche Gasnetz einspeisen und soll in diesem Jahr eine Kapazität von bis zu 1,9 Milliarden Kubikmetern erreichen. Der Betreiber ist die Deutsche Energy Terminal Gesellschaft (DET). Niedersachsen hat am Montag offiziell den zweiten Umschlagplatz für LNG eröffnet, um die Energiesicherheit zu erhöhen und die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, die nach dem Überfall auf die Ukraine stark in den Fokus gerückt ist. Laut Weser-Kurier sind insgesamt fünf schwimmende LNG-Terminals gechartert worden.

Das erste deutsche LNG-Terminal wurde bereits im Dezember 2022 eröffnet. Langfristig soll die Infrastruktur der neuen Terminals auch alternative Energieträger wie Wasserstoff und Biomethan aufnehmen können. Es ist geplant, die beiden schwimmenden Terminals in Wilhelmshaven durch ein festes Terminal zu ersetzen, welches bis 2026 in Betrieb gehen soll. Zudem will die Bundesregierung weitere Terminals in Brunsbüttel, Stade, Mukran und Lubmin bauen. Um den schnellen Ausbau dieser Infrastruktur zu fördern, wurde ein Gesetz zur Beschleunigung des LNG-Ausbaus verabschiedet.

Kritik und Herausforderungen der LNG-Infrastruktur

Kritiker haben jedoch Bedenken angemeldet, dass es zu Überkapazitäten kommen könnte. Das Terminal in Stade wird vorerst nicht in Betrieb genommen. Derzeit ist eine Auslastung von 50 bis 60 Prozent bei LNG-Terminals üblich. Niedersachsen hat außerdem die Sicherheitsmaßnahmen an den Terminals erhöht, besonders nach den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines. Umweltschützer äußern sich besorgt über den Ausbau der LNG-Kapazitäten, da dies CO2-Emissionen fördere und Fracking in den USA begünstige. Zudem wecken die möglichen Auswirkungen auf die Lebensräume von Meerestieren und -pflanzen Besorgnis.

Das neue Terminal in Wilhelmshaven ist dabei besonders innovativ: Während das erste Terminal chlorhaltiges Abwasser in die Jade einleitet, verwendet das neue Terminal Ultraschalltechnik zur Reinigung und verzichtet auf Chlor und Biozide. Als Flüssigerdgas bezeichnet man Erdgas, das auf minus 162 Grad Celsius verflüssigt wird und in LNG-Terminals umgeschlagen wird, um es effizient zu transportieren.

Die aktuelle LNG-Situation in Deutschland

Deutschland bezieht derzeit Flüssigerdgas über schwimmende Terminals, um die Versorgungslücke zu schließen, die durch den Wegfall von Gasimporten aus Russland entstanden ist. Die Gesamtkapazität der bisher beschlossenen schwimmenden LNG-Terminals liegt bei etwa 30 Milliarden Kubikmetern Erdgas, was beinahe der Hälfte der Menge entspricht, die 2021 aus Russland importiert wurde. Aktuell ist der LNG-Anteil an den gesamten Erdgas-Importen in Deutschland jedoch gering, aber diese Zahl soll mit dem Ausbau der Terminals steigen, wie NDR berichtet.

Eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass sich die Erdgasmärkte in Deutschland inzwischen stabilisiert haben. Trotz gesunkener Importe aus Russland war die Versorgung im Winter 2023/24 nicht gefährdet und die Gasspeicher waren ausreichend gefüllt. Der Bericht hebt hervor, dass es zu keinem Zeitpunkt eine Gasmangellage gab. Die rückläufigen Erdgasverbräuche und die stabilisierte Versorgung lassen es sinnvoll erscheinen, die im LNG-Beschleunigungsgesetz festgelegten Vorhabenstandorte zu überdenken. Diese Entwicklung kommt vor dem Hintergrund, dass Deutschland inzwischen kein russisches Erdgas mehr über Pipelines bezieht, während die Abhängigkeit von russischem LNG zwar weiterhin besteht, aber auf absehbare Zeit nicht steigen dürfte.

Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, die Energieeffizienz zu steigern und den Gashandel klimafreundlicher zu gestalten, während der Ausbau der LNG-Infrastruktur vorangetrieben wird. Diese Maßnahmen müssen im Einklang mit den Klimazielen stehen, die Deutschland verfolgt, um die Emissionen signifikant zu reduzieren, wie in den Analysen des DIW Berlin deutlich wird.

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Ort Wilhelmshaven, Deutschland
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