Schweizer Bahn: Pünktlichkeit auf Rekordniveau – Was macht den Unterschied?

Basel, Schweiz - Die Schweiz hat sich als Vorreiter in der Pünktlichkeit des Bahnverkehrs etabliert. Laut den aktuellen Zahlen kommen 98,6% der Fernzüge der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) pünktlich an, wobei weniger als drei Minuten Verspätung als akzeptabel gelten. Zum Vergleich: In Deutschland erreichte die Deutsche Bahn im Jahr 2024 eine Pünktlichkeit von lediglich 62,5%, wobei hier bereits eine Verspätung ab sechs Minuten als unpünktlich zählt. Diese bemerkenswerten Unterschiede im Schienenverkehr werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst, die in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz erfolgreich umgesetzt wurden. KN Online berichtet, dass beispielsweise seit der Einführung des Taktfahrplans im Jahr 1982 die Anbindung ohne Kursbuch erheblich verbessert wurde.

Die Schweizer Bahninfrastruktur ist eng getaktet, was die Pünktlichkeit unterstützt. Reisende müssen oft umsteigen, was aber durch direkte Verbindungen und enge Anschlüsse erleichtert wird. Deutsche Reisende, die nach Interlaken oder Zürich reisen möchten, müssen seit April 2024 in Basel in SBB-Züge umsteigen, da die Durchfahrt einiger ICE-Züge aus Hamburg und Dortmund aufgrund von Fahrplanstörungen nicht mehr gestattet ist. Christa Hostettler, seit August 2024 Direktorin des Schweizer Bundesamts für Verkehr (BAV), betont, wie wichtig diese strukturellen Entscheidungen für die Pünktlichkeit sind.

Investitionen und Infrastruktur

Um die hohe Pünktlichkeit zu erreichen, investiert die Schweiz jährlich etwa 3 Milliarden CHF in den Substanzerhalt und zwischen 1 und 1,5 Milliarden CHF in den Ausbau der Infrastruktur. Pro Kopf werden so etwa 450 Euro in die Schienen investiert, was im Vergleich zu Deutschland, wo nur 114 Euro pro Kopf verwendet werden, enormer ist. Zudem legen die Schweizer mit 2464 Kilometern pro Kopf viel größeren Wert auf die Nutzung des Bahnverkehrs als die Deutschen, bei denen diese Zahl bei nur 1206 Kilometern liegt. exiting.ch führt die Bedeutung dieser Investitionen in die Bahninfrastruktur als eine der Hauptursachen für die hervorragende Pünktlichkeit an.

Das SBB-Netz umfasst rund 3.000 Kilometer und 700 Zielbahnhöfe. Täglich werden in der Schweiz etwa 9.500 Züge koordiniert, wobei moderne Technologien wie das OTT-System und das Trapeze Operations Management System zur präzisen Planung beitragen. Intensive Schulungen der Mitarbeiter und Maßnahmen zur Sicherstellung der Betriebssicherheit, wie beheizte Weichen, tragen zur Robustheit des Systems bei.

Herausforderungen und Ausblick

Dennoch gibt es Herausforderungen. Die SBB hat Schulden von über 12 Milliarden CHF, die hauptsächlich durch die Corona-Pandemie und steigende Baukosten verursacht wurden. Zudem ist die Digitalisierung des Schienennetzes in der Schweiz noch unvollständig, aber die Fortschritte im Bereich Kundenorientierung sind ermutigend. Ein Beispiel sind die 75% der Tickets, die mittlerweile online verkauft werden, während die SBB-App über vier Millionen Nutzende zählt.

In Deutschland stehen ähnliche Modernisierungsversuche an, wie etwa das SB²-Programm, das 2023 gestartet wurde, um die Stabilität des Bahnbetriebs zu erhöhen. Ziel ist es, einen getakteten Produktionsstandard für Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen einzuführen und damit eine bessere Planungssicherheit zu schaffen. Die Deutsche Bahn muss in den kommenden Jahren erhebliche Anstrengungen unternehmen, um auf das Niveau der Schweizer Pünktlichkeit aufzuschließen.

Abschließend zeigt sich, dass die Schweiz nicht nur in der Pünktlichkeit des Bahnverkehrs führend ist, sondern auch ein umfassendes System entwickelt hat, das sowohl für Reisende als auch für das Betriebspersonal von Vorteil ist. Die kontinuierlichen Investitionen in die Bahninfrastruktur und technologischen Fortschritt sind entscheidend, um diese Spitzenposition zu halten und weiter auszubauen.