Jeder Siebte in Deutschland: Miete frisst mehr als die Hälfte des Lohns!

Rund 15 % der Deutschen zahlen über die Hälfte ihres Nettolohns für Miete. Eine Umfrage offenbart die Wohnraumsituation in Städten.
Rund 15 % der Deutschen zahlen über die Hälfte ihres Nettolohns für Miete. Eine Umfrage offenbart die Wohnraumsituation in Städten. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - In Deutschland gibt es nach wie vor gravierende Probleme auf dem Wohnungsmarkt. Eine aktuelle Umfrage von YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigt, dass rund 15 Prozent der Bevölkerung mehr als die Hälfte ihres Nettolohns für Miete aufwenden müssen. Alarmierend ist, dass drei Prozent sogar mehr als 70 Prozent ihres Einkommens für Wohnraum ausgeben. Die Umfrage, an der über 4000 Menschen teilnahmen, darunter knapp 2400 Mieter, verdeutlicht die angespannte Lage. Nur ein kleiner Anteil von acht Prozent der Befragten gibt weniger als 20 Prozent ihres Nettolohns für Miete aus, während 50 Prozent zwischen 20 und 39 Prozent zahlen und 17 Prozent sich im Bereich von 40 bis 49 Prozent bewegen.

Die Lebensbedingungen sind besonders für Bevölkerungsgruppen wie Alleinerziehende, armutsgefährdete Menschen sowie Personen mit ausländischem Pass herausfordernd. In städtischen Gebieten ist die Situation gravierender: Hier leiden die Menschen dreimal so häufig unter Wohnraummangel wie die Bewohner ländlicher Gegenden. Diese Erkenntnisse stammen ebenfalls aus der Umfrage und ergänzen die Daten von Eurostat, wonach 11,5 Prozent der Menschen im Jahr 2022 in überbelegten Wohnungen lebten. Rund jeder Neunte hat somit mit beengten Wohnverhältnissen zu kämpfen.

Steigende Mietbelastungen und Wohnungsmangel

Die schwierige Wohnsituation in Großstädten wird durch fehlende günstige Wohnungen noch verschärft. Schätzungen zufolge fehlen in Deutschland etwa 1,9 Millionen bezahlbare Wohnungen, darunter 1,4 Millionen Apartments mit weniger als 45 Quadratmetern, die besonders für Einpersonenhaushalte wichtig sind. Diese Lücke betrifft vor allem Singles mit niedrigem Einkommen sowie große Familien. Die größten Mängel an erschwinglichem Wohnraum finden sich in Städten wie Berlin, Hamburg und Köln.

Die Ampel-Regierung hat das Ziel formuliert, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, was jedoch bisher nicht erreicht wurde. Experten warnen vor den dramatischen Zuständen: Hohe Zinsen und Baukosten haben zu einem drastischen Rückgang der Fertigstellungen geführt. Diese könnten von 295.000 im Jahr 2022 auf prognostizierte 223.000 im Jahr 2023 und nur 177.000 im Jahr 2024 sinken. Damit droht der Wohnungsbau, den historischen Tiefststand von 2009 nahezu zu erreichen.

Soziale Herausforderungen und Entlastungsmöglichkeiten

Die finanziellen Belastungen durch Miete sind in deutschen Großstädten erheblich. Vier von zehn Großstadthaushalten, das sind etwa 8,6 Millionen Menschen, haben mit einer problematisch hohen Mietbelastung zu kämpfen. Fast 13 Prozent dieser Mieterhaushalte verfügen nach Abzug der Miete über weniger als das Existenzminimum. Die Schere zwischen Einkommensklassen öffnet sich zudem weiter: Mieterhaushalte der höchsten Einkommensklasse haben im Mittel 4,4-mal so viel Nettoeinkommen wie die Haushalte der niedrigsten Klasse.

Um der Wohnungsnot entgegenzuwirken, setzen die Behörden auf Instrumente wie Wohngeld, sozialen Wohnungsbau und die Mietpreisbremse. Allerdings bleiben deren Möglichkeiten zur Unterstützung benachteiligter Haushalte begrenzt. Die Corona-Pandemie hat die Situation für Käufer und Mieter zusätzlich verschärft, da die Preise für Wohnimmobilien nicht zurückgingen. Vorschläge zur Verbesserung der Lage beinhalten eine Stärkung des öffentlichen Wohnungsbaus und die möglichen Wiedereinführung der Gemeinnützigkeit für Wohnungsunternehmen. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, den Markt für günstigen Wohnraum zu fördern und die kritische Lage zu entschärfen.

Für detaillierte Informationen zur aktuellen Wohnsituation und den Herausforderungen auf dem deutschen Wohnungsmarkt können folgende Links besucht werden: ZVW, Destatis, Boeckler.

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Ort Berlin, Deutschland
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