Ehrenamtliche Lektoren retten Thüringer Kirchen vor dem Aus!
Ehrenamtliche Lektoren retten Thüringer Kirchen vor dem Aus!
Winterstein, Deutschland - In der ruhigen Gemeinde Winterstein in Thüringen gibt es aufregende Neuigkeiten: Der 21-jährige Joel Kleditz hat kürzlich seinen ersten Gottesdienst geleitet. Diese Entscheidung ist Teil einer größeren Initiative der evangelischen Kirche, die aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und eines zunehmenden Pfarrermangels neue Wege sucht, um ihre Gemeinden lebendig zu halten. Laut MDR bleibt es nicht aus, dass viele der 1.896 Kirchen in Thüringen sonntags leer bleiben, weil Gottesdienste häufig ausfallen. Ein Umstand, der die Kirche zum Handeln zwingt.
Kleditz ist kein ausgebildeter Pfarrer, sondern studiert Internationale Beziehungen und hat sich entschieden, als Lektor aktiv zu werden. Die evangelische Kirche hat den Lektoren, die eigenverantwortlich Gottesdienste gestalten und leiten, eine zentrale Rolle zugewiesen. Dies geschieht über vorbereitete Lesepredigten, die den Lektoren von der Kirche zur Verfügung gestellt werden. „Alle getauften Gemeindemitglieder können Lektoren werden“, sagt Kleditz, „aber man braucht dafür eine Beauftragung und möglicherweise auch eine schulungsbezogene Unterstützung.“ Regelmäßige Fortbildungskurse sind dabei unerlässlich, um die Qualität der Verkündigung zu sichern, wie auf der Webseite des Zentrums für Verkündigung nachzulesen ist.
Ehrenamtliche Lektoren im Einsatz
Die evangelische Kirche hat in den letzten Jahren einen wachsenden Bedarf an ehrenamtlichen Lektoren erkannt. Diese sind gefordert, die Gemeinden aktiv zu unterstützen, während die Zahl der hauptberuflichen Pfarrer kontinuierlich abnimmt. Im Jahr 2024 verzeichnete die Kirche in Thüringen 5.149 Austritte, während nur 124 neue Mitglieder hinzukamen, was direkte Auswirkungen auf die Kirchensteuereinnahmen hat und durch die Personalnot zusätzlich verstärkt wird.
Die Personalnot ist auch ein Thema, das die Pfarrerin Christiane Kleditz anspricht. Vor 20 Jahren gab es noch drei Vollzeitstellen in ihrem Kirchenbereich, heute steht sie als allein Verantwortliche da. „Die Kirche versucht, die Gottesdienste vor Ort aufrechtzuerhalten und dazu die Rolle der Ehrenamtlichen zu stärken“, so die Pfarrerin. Kleditz plant, insgesamt sechs bis acht Gottesdienste pro Jahr zu übernehmen und darüber hinaus auch Krippenspiele zu leiten.
Das Lektorenprogramm: Ein Erfolgsmodell?
Durch die Beauftragung und Ausbildung zum Lektor wird es für viele Gemeindemitglieder möglich, aktiv zu werden. Die Anforderungen sind klar: Volljährigkeit, idealerweise eine Konfirmation sowie die Bereitschaft zur Weiterbildung sind nötig, um in den Lektoren- oder Prädikantendienst einzutreten. Der Pfarrer*in und die Dekan*in müssen die Kandidaten unterstützen, und am Ende der Ausbildung müssen Gottesdienste selbstständig geleitet werden. Informationen zu diesen Prozessen sind im Flyer „Wie werde ich Prädikant*in, wie werde ich Lektor*in?“ zu finden, der ebenfalls vom Zentrum für Verkündigung bereitgestellt wird.
Mit Kleditz‘ erfolgreichem Start in Winterstein, wo bei seiner ersten Predigt 50 Besucher anwesend waren – normalerweise sind es nur zwischen fünf und zehn – zeigt sich, dass die Initiative der Kirche durchaus fruchtbare Wege beschreiten kann. Auch wenn seine Tätigkeit unbezahlt ist, scheint er das richtige Gespür für die Gemeinde zu haben. Die Zukunft der Kirche hängt möglicherweise von der Fähigkeit ab, mehr junge Leute wie ihn zu gewinnen und ihre Veranstaltungen lebendig zu halten.
Details | |
---|---|
Ort | Winterstein, Deutschland |
Quellen |
Kommentare (0)