Vechta erinnert sich: Die dunkle Geschichte der Haftanstalt wird enthüllt!

Ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität Vechta und der JVA für Frauen beleuchtet die Gefängnisgeschichte Vechta von 1816 bis 1945.
Ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität Vechta und der JVA für Frauen beleuchtet die Gefängnisgeschichte Vechta von 1816 bis 1945. (Symbolbild/NAG)

Vechta, Deutschland - Am 23. Mai 2025 wurde ein bedeutendes Kooperationsprojekt zur Erforschung der Gefängnisgeschichte in Vechta vorgestellt. Die Zusammenarbeit zwischen der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta, der Universität Vechta (insbesondere der Didaktik der Geschichte) und dem Industriemuseum Lohne zielt darauf ab, die Geschichte des Strafvollzugs zwischen 1816 und 1945 aufzuarbeiten. Unter der Leitung von Dr. Katharina Tebben, der Leiterin der JVA, und Prof. Dr. Eugen Kotte wurden bereits erste Schritte unternommen, um Archivbestände zu erfassen und zu kategorisieren, die für die geplante Ausstellung im Industriemuseum Lohne von zentraler Bedeutung sind. Diese Ausstellung ist für Ende September 2026 geplant und wird sich mit dem Alltag der Gef prisoners und den Betriebsabläufen in der Haftanstalt Vechta beschäftigen.

Friedrich Grüterich, ein ehemaliger Mitarbeiter der JVA, hat bereits eine bemerkenswerte Sammlung an Lageplänen, Fotografien und historischen Gegenständen zusammengetragen, die die Alltagsabläufe und Lebensrealitäten der Inhaftierten seit 1816 dokumentiert. Zu dieser Zeit wurde das Franziskanerkloster in Vechta zum Zuchthaus umgewidmet. Die Stadt Vechta gehört zu den traditionsreichsten Justizvollzugsstandorten in Deutschland und entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert zum größten Justizvollzugsstandort im Oldenburger Münsterland, wie die Justizvollzugsanstalt Vechta berichtet.

Historische Hintergründe des Strafvollzugs

Der Strafvollzug in Deutschland hat eine lange und vielschichtige Geschichte, die zum Teil im 17. Jahrhundert beginnt, als die ersten Zuchthäuser gegründet wurden. Diese dienten nicht nur der Verbüßung von Strafen, sondern auch der Unterbringung unliebsamer Mitbürger wie Bettler und Prostituierte. Bis zur Einführung des Reichsstrafgesetzbuches im Jahr 1871 gab es wenig Regelungen, die die Haftdauer und Entlassung der Gefangenen regelten, was häufig willkürliche Entscheidungen zur Folge hatte. Über die Jahrhunderte haben sich die Bedingungen in den Haftanstalten jedoch kontinuierlich verändert und weiterentwickelt, um den Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden, wie der JVA-Blog verdeutlicht.

Die Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta ist seit 1996 eine eigenständige Anstalt und war vor allem für ihre Rolle in der Unterbringung von Frauen und Jugendlichen bekannt. Die Geschichte des Strafvollzugs in dieser Region ist besonders bemerkenswert, da die Anstalt im Laufe der Jahre verschiedene Funktionen übernommen hat, einschließlich der Bereitstellung von Haftplätzen für Jugendlichen und Frauen. Im Jahr 1904 wurde das größte Strafvollzugsgebäude, das Haus I, eröffnet, das Platz für rund 400 Inhaftierte bot. Zudem wurde die JVA Vechta zur größten Jugendanstalt in Niedersachsen in den frühen 50er Jahren umgestaltet.

Das Projekt und Ausblick

Im September 2024 wurde das Projektseminar zur Erfassung der Geschichtssammlung der JVA offiziell der Anstaltsleitung vorgestellt. Dr. Martin Hölzen trug aktiv zur Planung des Projektes bei, das im Sommersemester 2025 und im Wintersemester 2025/2026 fortgeführt werden soll. Der geplante Katalog zur Ausstellung wird ebenfalls Teil der Aufarbeitung sein, die nicht nur historische Aspekte beleuchtet, sondern auch die Resozialisierung der Gefangenen in den Fokus nimmt. Ziel des Projekts ist es, die Öffentlichkeit für die Entwicklungen im Strafvollzug in Vechta zu sensibilisieren und die kulturellen und geschichtlichen Wurzeln dieses Standorts zu würdigen.

Zusammenfassend zeigt die geplante Ausstellung nicht nur die Entwicklung des Strafvollzugs, sondern ermöglicht auch einen Einblick in die sozialen und rechtlichen Herausforderungen, die den Strafvollzug in Deutschland seit seiner Entstehung geprägt haben.

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Ort Vechta, Deutschland
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