Zukunft des Fleischkonsums: Mehr Tierwohl, höhere Preise?

Discounter plant bis 2030 nur tierwohlgerechtes Fleisch anzubieten. Experten fordern Planungssicherheit für Landwirte.
Discounter plant bis 2030 nur tierwohlgerechtes Fleisch anzubieten. Experten fordern Planungssicherheit für Landwirte. (Symbolbild/NAG)

Mühldorf, Deutschland - Ein deutscher Discounter plant, ab 2030 ausschließlich Frischfleisch, Milch sowie gekühlte Fleisch- und Wurstwaren aus Haltungsformen 3 (Frischluftstall), 4 (Auslauf/Weide) und 5 (Bio) anzubieten. Ziel dieser Initiative ist der Umbau der deutschen Landwirtschaft zu mehr Tierwohl. Rosenheim24 berichtet, dass auch Tönnies, der größte Fleischverarbeiter in Deutschland, neue Lieferanten für Schweinefleisch der Haltungsstufe 3 sucht. Diese Bewegung zeigt die steigende Nachfrage nach tierwohlgerechten Produkten, die immer mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses rückt.

Die derzeitig geplanten Umstellungen werfen jedoch signifikante Herausforderungen auf. Gerhard Langreiter, stellvertretender BBV-Kreisobmann im Landkreis Mühldorf, betont die Notwendigkeit einer Abnahmegarantie über mindestens 10 Jahre für Landwirte, um den Umstieg auf Haltungsform 3 attraktiver zu machen. Viele Landwirte haben bereits Ställe für über eine Million Euro umgebaut, stehen jedoch ohne gesicherte Abnahme da. Darüber hinaus bringt der Umbau eines Stalls eine langfristige Planung mit sich, die bis zu 25 Jahre dauern kann.

Gesetzliche Vorgaben und Marktanforderungen

Langreiter merkt an, dass die engen gesetzlichen Vorgaben für den Umbau von Ställen die Zertifizierung erschweren. Diese Schwierigkeiten spiegeln sich auch im Markt wider: Aktuell werden Fleischprodukte von Strohschweinen der Haltungsstufe 3 im Sonderangebot verkauft, was ein Zeichen für einen gesättigten Markt sein könnte. Viele Verbraucher sind preisbewusst und scheuen sich, höhere Preise für tierwohlgerechte Produkte zu zahlen. Äußerungen von Verbrauchern zeigen ein gespaltenes Bild hinsichtlich der Preisbereitschaft:

  • Joschua Hatnik: Höhere Preise für gute Ware sind akzeptabel.
  • Marion Merkl: Tierwohl sollte selbstverständlich sein, mehr Kontrollen nötig.
  • Manfred Reinhart: Kauft regional, vermisst Weidehaltung.
  • Elke Kindsmüller: Kein Fleischkonsum aus ethischen Gründen.
  • Karin Zieglgänsberger: Achte auf beste Fleischqualität und gute Tierhaltung.
  • Elisabeth Nicklbauer: Hoher Fleischkonsum wird oft durch Preisüberlegungen eingeschränkt.

Verbraucher legen tatsächlich zunehmend Wert auf die Verbesserung der Haltung von Nutztieren und treffen bewusste Kaufentscheidungen. Dies wird durch die Haltungsform-Kennzeichnung unterstützt, die vom Projekt „Initiative Haltungsform“ entwickelt wurde. Diese Kennzeichnung bietet Orientierung und unterteilt die Haltungsformen in fünf Stufen. Haltungsform 1 bis 5 reicht von der gesetzlichen Stallhaltung bis zur höchsten Stufe der bioökologischen Haltung, die anspruchsvollere Kriterien an die Tierhaltung stellt. Die Initiative Tierwohl definiert die wichtigsten Merkmale der Stufen, wie Platzangebot, Zugang zu Außenklimabereichen, Fütterung und Kontrollmechanismen.

Tierwohl im Fokus der Gesellschaft

Der Begriff „Tierwohl“ hat in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen, obwohl es bisher keine einheitliche Definition oder systematische Erfassung von Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere gibt. Kritik an der Nutztierhaltung kommt nicht nur von Umwelt- und Tierschutzverbänden, sondern auch von Fachwissenschaftlern. Ein Gutachten aus 2015 hebt hervor, dass die Haltungsbedingungen nicht zukunftsfähig sind und fordert tiefgreifende Änderungen in der tierlichen Aufzucht. Landwirtschaft.de berichtet, dass Tierschutz im Grundgesetz verankert ist, aber die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Haltung und den Umgang mit Tieren nicht ausreichen.

Mit dem Projekt „Nationales Tierwohl-Monitoring“ (NaTiMon) wird ein Ansatz angestrebt, um Tierwohl flächendeckend messbar zu machen. Die Ergebnisse dieses Projekts wurden im Juni 2023 dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft übergeben, jedoch wurde der Ansatz nicht weiterverfolgt. An EU-Ebene wird an der Entwicklung von Tierwohlindikatoren gearbeitet, um die Bedingungen der Tierhaltung in der Zukunft erheblich zu verbessern.

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Ort Mühldorf, Deutschland
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