Lehrermangel in Brandenburg: Stipendium als Lösung oder nur ein Tropfen?
Im ländlichen Brandenburg mangelt es an Lehrkräften. Ein Stipendium soll helfen, Nachwuchs zu gewinnen und die Bildung zu stärken.

Lehrermangel in Brandenburg: Stipendium als Lösung oder nur ein Tropfen?
In Brandenburg wird das Lehrpersonal an Schulen im ländlichen Raum zunehmend zur Mangelware. Aktuell sind über 200 Lehrerstellen vor allem in Grundschulen unbesetzt, was die Bildungschancen vieler Kinder stark beeinträchtigt. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, wurde im Jahr 2021 das Brandenburg-Stipendium ins Leben gerufen, das darauf abzielt, Nachwuchslehrkräfte gezielt zu gewinnen. Über RBB24 erfahren wir, dass seit der Einführung des Stipendiums bereits 20 ehemalige Stipendiaten eine Anstellung an Schulen in Brandenburg gefunden haben.
Ein besonderes Beispiel ist die 27-jährige Annie Hummelt, die an der Albert-Schweitzer-Schule in Wittenberge unterrichtet. Sie nutzte das Stipendium, das über einen Zeitraum von 18 Monaten monatlich 600 Euro bot, und verpflichtete sich, nach ihrem Studium in ländlichen Schulen zu arbeiten. Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) lobt das Stipendium als “Erfolgsmodell”, trotz der Bedenken bezüglich seiner Nachhaltigkeit. Bildungsexperte Eric Richter sieht das Stipendium eher als “Tropfen auf den heißen Stein” und kritisiert die Konzentration der Lehrerausbildung in den städtischen Zentren von Potsdam und Berlin.
Herausforderungen im ländlichen Raum
Die Schwierigkeiten im ländlichen Raum sind nicht nur auf die Lehrerpauschale beschränkt. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, wie der Zugang zu Bildungseinrichtungen für viele Landbewohner zur Herausforderung wird. Durchschnittliche Wege von über 50 Minuten zur Schule sind für viele Schüler*innen in ländlichen Regionen die Regel. Oft sind sie auf Schulbusse angewiesen, die nicht immer optimal getaktet sind.
In Brandenburg erhält die Stadt Seelow immerhin Unterstützung für Lehramtsstudierende und -absolventen. Diese werden mit bis zu 500 Euro monatlich gefördert, sofern sie sich verpflichten, mindestens fünf Jahre an einer Schule in Seelow zu arbeiten. Auch in anderen Städten wie Zehdenick und Fürstenberg/Havel gibt es ähnliche Programme zur Unterstützung von Lehrkräften, wenn auch in geringerem Umfang. Hier wird mit 200 Euro monatlich unterstützt, allerdings nur für Studierende, die an einem brandenburgischen Studienseminar und einer Ausbildungsstelle im Mittelbereich tätig sind, so berichtet Das Brandenburgische Ministerium für Jugend, Bildung und Sport.
Langfristige Entwicklungen und Lösungen
Die langfristige Wirkung des Brandenburg-Stipendiums ist noch schwer abzusehen. Der Bildungsminister und auch die Bildungsexperten sind sich einig, dass, um die Attraktivität des Lehrerberufs in ländlichen Regionen zu steigern, Maßnahmen erforderlich sind, die über finanzielle Anreize hinausgehen. Ein Vorschlag ist es, ländliche Schulen allgemeiner attraktiver zu machen und die Teilzeitausbildung vor Ort auszubauen.
Die Thematik wird durch zahlreiche Projekte, wie das “Uni vor Ort” in Greifswald, ergänzt, das Studierenden die Möglichkeit bietet, sich mit den Herausforderungen ländlicher Räume auseinanderzusetzen. Durch praxisorientierte Werkstätten und Projekte entwickeln Studierende nicht nur ein besseres Verständnis für die Lebensrealitäten vor Ort, sie tragen gleichzeitig zur Vernetzung zwischen Hochschulen und ländlichen Gemeinschaften bei.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kombination aus Stipendien, staatlichen Förderungen und praxisnahen Projekten letztlich dazu führt, dass die Bildungschancen in Brandenburgs ländlichen Regionen für die Zukunft nachhaltig verbessert werden.