Kleingärten in Wismar weichen für millionenschwere Berufsschulerweiterung
Der Landkreis Nordwestmecklenburg erwirbt für 621.000 Euro Grundstücke zur Erweiterung des Berufsschulzentrums in Wismar.

Kleingärten in Wismar weichen für millionenschwere Berufsschulerweiterung
In Wismar sorgt eine anstehende Grundstücksveränderung für Aufregung. Der Landkreis Nordwestmecklenburg hat beschlossen, fast 20.000 Quadratmeter des Kleingartenvereins “Wismar Wendorf II e.V.” zu erwerben. Ziel ist die Erweiterung des kreiseigenen Berufsschulzentrums Nord, das im Mai 2024 als Großprojekt vorgestellt wurde. Der Kreistag hat dem Kauf, dessen Summe sich auf 621.000 Euro beläuft, am Donnerstagabend zugestimmt. Zusätzlich sind 400.000 Euro für Entschädigungen der Gartenpächter eingeplant. Damit belaufen sich die Gesamtkosten für den Landkreis auf mehr als eine Million Euro.
Doch was bedeutet das für die Kleingartenvereine, die Teil des sozialen und kulturellen Lebens in urbanen Gebieten sind? Laut Informationen von greenthumbpathde.com bieten Kleingärten nicht nur Erholungsräume, sondern fördern auch das Miteinander verschiedener Generationen. In Zeiten, in denen städtischer Raum zunehmend knapper wird, sind diese Oasen für viele Stadtbewohner unverzichtbar.
Der Plan für die Berufsschule
Die Erweiterung des Berufsschulzentrums umfasst zwei bestehende und vier neue Schulgebäude, darunter auch ein Internat. Im neuen Gebäude sollen wöchentlich etwa 500 Lehrlinge und Schüler in rund 25 Berufen unterrichtet werden, darunter auch Berufe wie Koch, Pflegekraft und Automechatroniker. Bauarbeiten sollen 2026 beginnen und voraussichtlich zwischen 2029 und 2030 abgeschlossen sein.
Dieses Großprojekt ist eine Reaktion auf die wachsenden Anforderungen an die Berufsausbildung und den Fachkräftebedarf in der Region. Um die Modernisierung zum Erfolg zu führen, plant das Berufsschulzentrum bereits verschiedene Veranstaltungen, darunter gesellige Feste und Wettbewerbe zur Förderung des Gemeinschaftsgefühls unter den Schülern.
Auswirkungen auf die Kleingartenszene
Die Kleingartenbewegung hat in Deutschland eine lange Tradition und entstand Anfang des 19. Jahrhunderts. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg waren Kleingärten entscheidend für die Selbstversorgung mit Lebensmitteln. In Wismar, wo der Kleingartenverein Wendorf II ansässig ist, ist die Situation indes angespannt. Viele Kleingartenbesitzer sehen sich nun gezwungen, ihre Gärten aufzugeben, was nicht nur den Verlust ihrer Gärten, sondern auch eines wichtigen sozialen Umfeldes bedeutet.
„Wir sind nicht nur Gärtner, sondern auch eine Gemeinschaft,“ erklärte ein Mitglied des Vereins. Veranstaltungen wie das jährliche Erntefest stärken die Bindung zwischen den Gartenfreunden und verschaffen den Gärten Teilhabe am städtischen Leben. Doch auch hier steht die Kleingartenbewegung, wie allgemein in Deutschland, vor Herausforderungen: Der Flächenbedarf nimmt zu und die Ansprüche an städtische Räume steigen.
Die Idee, eine hohe Wertschätzung für die Kleingärten zu schaffen, könnte helfen, die Bedeutung dieser grünen Rückzugsorte zu verstärken. Öffentlichkeitsarbeit und innovative Angebote könnten jüngere Familien und neue Zielgruppen ansprechen. Letztlich müssen die Kleingartenvereine weiterhin um Unterstützung kämpfen, um ihren Bestand und ihre kulturelle Funktion in den Städten aufrechtzuerhalten.
Für die Kleingartenvereine in Wismar und darüber hinaus ist klar: Die Zukunft hängt von der Balance zwischen urbaner Entwicklung und dem Erhalt der wertvollen grünen Oasen ab.