Aufarbeitung der DDR-Geschichte: Nordkirche fordert Einheit von Ost und West
Am 1. Oktober 2025 diskutieren Experten in Schwerin die Aufarbeitung der DDR-Geschichte in evangelischen Kirchen.

Aufarbeitung der DDR-Geschichte: Nordkirche fordert Einheit von Ost und West
Am 3. Oktober 2025 fand in Schwerin eine bedeutsame Tagung der evangelischen Nordkirche statt, die sich intensiv mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte der evangelischen Kirche beschäftigte. An diesem Tag wurde ein Expertenpapier mit dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Geteilte Verantwortung – 35 Jahre nach der Einheit“ diskutiert. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hob hervor, dass die Erfahrungen aus der DDR-Zeit ein fester Bestandteil der gemeinsamen Geschichte aller evangelischen Kirchen in Deutschland sind. Das Ziel der Tagung war es, eine Brücke zwischen den Traditionen und Erfahrungen der Ost- und Westkirchen zu schlagen, wie Nordkurier berichtet.
In einer Diskussionsrunde am 1. Oktober hatten sich bereits zahlreiche Teilnehmer eingefunden, darunter auch Vertreter wie Markus Meckel, ein prominenter Kopf, der auf die Notwendigkeit der Anerkennung der gesamtdeutschen Geschichte drang. Es wurde betont, dass die Erlebnisse der Ostdeutschen oft in den Hintergrund geraten und die DDR-Geschichte häufig als „Sondergeschichte“ betrachtet wird. Kühnbaum-Schmidt stellte fest, dass die Unterschiede zwischen Ost und West sich nicht nur in sozialen Aspekten wie Lebensleistungen und Renten bemerkbar machen, sondern auch in der dringend erforderlichen Anerkennung und Würdigung der Betroffenen, wie in Kirche MV nachzulesen ist.
Ein Plädoyer für eine gemeinsame Aufarbeitung
Die Diskussion erweiterte sich um die Forderung, die Aufarbeitung der DDR-Geschichte als gemeinsames Erbe aller evangelischen Kirchen zu begreifen. In dem Papier werden grundlegende Empfehlungen ausgesprochen, die von der „Einrichtung einer Ombudsstelle“ bis hin zu einem „EKD-weiten Anerkennungsverfahren für Betroffene kirchlichen Unrechts“ reichen. Diese Punkte wurden als notwendig erachtet, um den Erfahrungen der Menschen, die unter kirchlichem Unrecht gelitten haben, Gehör zu verschaffen.
Bischof Tilman Jeremias betonte bei der Diskussion, dass die Nordkirche als verbindende Kraft zwischen Ost- und Westdeutschland fungieren sollte. Eine Umfrage zeigte, dass 61% der Westdeutschen und 75% der Ostdeutschen das Trennende in der Wiedervereinigung als vorherrschend empfinden, was die Dringlichkeit der Diskussion unterstreicht. Pastor i. R. Eckart Hübener, ein leidenschaftlicher Verfechter für die Demokratie, lieferte persönliche Einblicke in seine Erfahrungen mit SED-Unrecht und die oft fehlende Solidarität von kirchenleitenden Personen. Sein Beispiel zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist, die Perspektiven der Betroffenen in die Aufarbeitung einzubeziehen, wie in epd ausführlich erklärt wird.
Ein Schritt in die Zukunft
Kühnbaum-Schmidt sah das Expertenpapier als einen „Meilenstein“, der die Einheit von Ost und West fördern soll. Ihr Anliegen ist es, dass die evangelische Kirche Verantwortung übernimmt und aktiv an der Aufarbeitung mitwirkt. In der kommenden Landessynode soll das Papier erneut behandelt werden, und es ist zu hoffen, dass bei der Diskussion die Stimmen derjenigen, die die DDR-Zeit am eigenen Leib erfahren haben, einen zentralen Platz einnehmen.
In einem gesellschaftlichen Klima, in dem es oft mehr um Trennendes als um Verbindendes geht, bietet dieses Engagement der Nordkirche einen Lichtblick. Es zeigt sich, dass der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus geht und eine gemeinsame Verantwortung für die Vergangenheit aktiv angegangen wird. Gemeinsam können wir aus der Geschichte lernen und somit den Weg in die Zukunft mit mehr Verständnis und Respekt gestalten.