Rekord-Frauenpower: Fast die Hälfte der Deutschen arbeitet in Teilzeit!
Die Teilzeitbeschäftigung in Deutschland erreicht 29%, höhere Geschlechterunterschiede und Entwicklungen in der Arbeitsmarktpolitik.

Rekord-Frauenpower: Fast die Hälfte der Deutschen arbeitet in Teilzeit!
Der Trend zu Teilzeitarbeit boomt in Deutschland, und die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Laut Deutschlandfunk arbeiten mittlerweile 29 Prozent der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren in Teilzeit. Damit liegt Deutschland in der EU auf einem hohen Platz, nur in den Niederlanden und Österreich sind die Teilzeitanteile noch ausgeprägter. Besonders auffällig ist der Geschlechterunterschied: Während 48 Prozent der Frauen in Deutschland Teilzeit arbeiten, tun dies nur 12 Prozent der Männer.
Trotz dieser hohen Teilzeitquote ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland mit 34,8 Stunden deutlich geringer als der EU-Durchschnitt von 37,1 Stunden. Die
Erwerbstätigenquote, also der Anteil der erwerbstätigen Personen in der Altersgruppe, ist allerdings ein Rekordwert: Mit 77 Prozent liegt sie über dem EU-Schnitt von 71 Prozent. Auch die Frauenquote bei der Erwerbstätigkeit kann sich sehen lassen, sie liegt bei 74 Prozent, was acht Prozentpunkte über dem Europäischen Durchschnitt ist.
Teilzeit im europäischen Vergleich
Ein Blick auf die europäische Landschaft zeigt, dass die Teilzeitquote in Deutschland die dritthöchste in der EU ist, gefolgt von den Niederlanden (43 Prozent) und Österreich (31 Prozent), wie der Tagesspiegel berichtet. EU-weit liegt die Teilzeitquote bei 18 Prozent, was die Bedeutung der flexiblen Arbeitsmodelle in Deutschland unterstreicht. Während in den letzten zehn Jahren die Arbeitszeiten sowohl in Deutschland als auch in der gesamten EU leicht zurückgegangen sind, steigt der Druck auf die Regierung, durch längere Arbeitszeiten die wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Diese Entwicklungen führen zu vermehrten Forderungen nach einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit, die jedoch auf Widerstand von Gewerkschaften stößt.
Blickt man zurück, so arbeitete 2018 bereits die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit. Diese Art der Beschäftigung ist vor allem in schlecht bezahlten Dienstleistungsberufen weit verbreitet, während sie in industriellen Sektoren eher selten zu finden ist. Laut einer Analyse von bpb sind Teilzeitbeschäftigte meist Frauen, die aufgrund von Familie oder Kinderbetreuung in Teilzeit arbeiten. Bei Männern ist das mit nur 4 Prozent deutlich seltener der Fall.
Vorteile und Herausforderungen der Teilzeitarbeit
Teilzeitarbeit bietet viele Vorteile, besonders in der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Doch die Kehrseite der Medaille ist nicht zu vernachlässigen. Geringe Arbeitsstunden können in das beginnende Phänomen der “Teilzeitfalle” führen, wo Beschäftigte an der Peripherie des Arbeitsmarktes bleiben und nur wenige Möglichkeiten zur Stundenaufstockung haben. Dies birgt das Risiko sinkender Einkommen und weniger Aufstiegschancen. Zudem verfügen nur 9 Prozent der teilzeitbeschäftigten Personen über Führungspositionen.
Die gesetzgeberischen Rahmenbedingungen sollten ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Der gesetzliche Anspruch auf Brückenteilzeit der 2019 eingeführt wurde, soll dazu beitragen, die Flexibilität von Teilzeitarbeit zu fördern.
Doch angesichts der häufigen Unsicherheiten und der Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen bleibt abzuwarten, wie sich der Teilzeitmarkt weiter entwickeln wird. Die Bundesregierung wird gefordert, geeignete Arbeitszeitmodelle anzubieten, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern, um nicht nur die Zahlen zu erhöhen, sondern auch die Lebensqualität der Beschäftigten zu steigern.