Sprache und Emotion: Wie Worte unsere Gedanken prägen können!
Eva Wittenberg erklärt, wie sprachliche Strukturen Denken beeinflussen und erforscht die Verbindung zwischen Sprache und Kognition.

Sprache und Emotion: Wie Worte unsere Gedanken prägen können!
Die Sprache ist weit mehr als ein simples Kommunikationsmittel; sie ist das Spiegelbild unserer Emotionen und Identität. In einem spannenden Gespräch hat Markus Hengstschläger mit der Sprachwissenschaftlerin Eva Wittenberg über die Nuancen der Verständlichkeit von Sätzen diskutiert. Wittenberg, die Sprachwissenschaft in Berlin, Potsdam und den USA studiert hat, sieht ihre Forschung als eine Art Installateurarbeit: Sie betrachtet das gesamte Leitungssystem Sprache und deren Wirkung auf das Denken. Nach ihrer Promotion war sie Professorin an der UC San Diego, bevor sie 2021 nach Wien an die Central European University (CEU) wechselte.
Wittenbergs Fokus liegt darin, den Einfluss sprachlicher Strukturen auf unsere Gedanken und Überzeugungen zu erkunden. In diesem Kontext misst sie Reaktionszeiten und verfolgt Blickbewegungen, während Probanden Sätze lesen. Ein Kernbegriff ihrer Forschung ist der „grammatikalische Hinweis“, den sie durch eindrückliche Beispiele verdeutlicht. Wittenberg zeigt auf, dass unterschiedliche Formulierungen sehr unterschiedliche Bilder im Kopf erzeugen können, und sie ist davon überzeugt, dass Dialekte einen besonderen Zugang schaffen können, sofern die Leser:innen den Dialekt verstehen.
Von wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem persönlichen Stil
In einem weiteren Teil des Gesprächs klärt Wittenberg die Frage, ob wissenschaftliche Erkenntnisse für das Verfassen perfekter Texte genutzt werden können. Ihrer Meinung nach spielt das Verständnis der Psycholinguistik eine wichtige Rolle, doch auch die Intuition ist nicht zu vernachlässigen. Das gleiche gilt für die Autorin Martina Parker, die durch ihre umgangssprachlichen Dialoge in Kriminalromanen Authentizität zu schaffen versucht. „Man muss einen persönlichen Stil haben“, so Parker, „denn das ist entscheidend, gerade in Zeiten, in denen Künstliche Intelligenz immer präsenter wird.“
Parker, die einst als Journalistin arbeitete, hat sich mittlerweile einen Namen mit ihren Krimis gemacht. Ihr Bestseller „Zuagroast“ wurde heuer verfilmt. Ein gutes Konzept für Texte sei wichtig, betont sie, doch am Ende zähle die Geschichte. Diese Überlegungen stimmen mit dem fortwährenden Wandel der Sprache überein, über den Hengstschläger in Bezug auf die Digitalisierung nachfragt. Wittenberg ist überzeugt, dass Sprache sich stets verändert, unabhängig von der Rolle sozialer Medien.
Abseits der sprachlichen Diskussion eröffnet Wittenberg neue Wege: Sie arbeitet momentan an einem KI-basierten Kommunikationssystem, das speziell für Menschen mit Behinderungen entwickelt wird. Ein ambitiöses Vorhaben, das zeigt, wie Technologien und Sprachforschung zusammenkommen können, um Barrieren zu überwinden.
Markus Hengstschläger bringt in seinen eigenen Projekten seine Expertise als Professor für Genetik und Wissenschaftsmoderator ein, und verbindet damit wissenschaftliche Ansätze mit breiten Publikumsthemen. Mit seinen eigenen Bestsellern hat auch er bewiesen, dass die Kombination aus Wissenschaft und Kunst spannend sein kann.
Egal ob in der Wissenschaft, Literatur oder in der Kommunikation, es bleibt festzuhalten: Sprache entfaltet ihre Macht in den unterschiedlichsten Facetten und bleibt ein essentielles Werkzeug, um unsere Welt zu verstehen.