Migrationsquote an Grundschulen: Bildungsexperten sprechen Klartext!

Migrationsquote an Grundschulen: Bildungsexperten sprechen Klartext!

Meißen, Deutschland - In der aktuellen Debatte über Bildungsgerechtigkeit in Deutschland, insbesondere an Grundschulen, wird das Thema Migrationsquote wieder heiß diskutiert. Der Philologenverband Sachsen, vertreten durch Landesvorsitzenden Thomas Langer, hat sich klar gegen eine solche Quote ausgesprochen. „Eine Migrationsquote würde eine grundlegende Änderung im Verteilmechanismus der einzuschulenden Kinder erfordern“, so Langer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Leipzig. In seiner Einschätzung wird betont, dass nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, sondern auch diejenigen ohne Migrationsgeschichte Schwierigkeiten mit der deutschen Bildungssprache haben.

Der Erhalt von Bildungschancen für alle Kinder sollte im Vordergrund stehen, unabhängig von ihrer Herkunft. Die Verteilung der Grundschüler erfolgt derzeit über Städte und Gemeinden und wäre durch eine Quote nicht mehr so flexibel handhabbar. Langer fordert stattdessen einen verstärkten Fokus auf ausreichenden Deutschunterricht und die berufliche Fortbildung der Lehrkräfte, um sprachliche Schwierigkeiten der Kinder zu adressieren. „Wichtig ist, der Bildungssprache Deutsch in Schulen und frühkindlicher Erziehung mehr Beachtung zu schenken“, appelliert Langer weiter und stellt fest, dass die Negativentwicklung im Gebrauch der deutschen Bildungssprache alle Schülergruppen betrifft.

Die Situation in Hamburg

Ein Blick auf die Grundschule in Hamburg-Wilhelmsburg verdeutlicht die Herausforderung, vor der viele Schulen stehen. Über 90 Prozent der dortigen Schüler bringen einen Migrationshintergrund mit, was sich auch in ihrer sprachtechnischen Entwicklung niederschlägt. Die Schulleitung und die Lehrkräfte lehnen eine Obergrenze für Kinder mit Migrationshintergrund ab, wie sie von Bundesbildungsministerin Karin Prien ins Gespräch gebracht wurde. Der aktuelle Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Familiensprache beträgt in Hamburg sogar 55 Prozent, und die Tendenz ist steigend, wie tagesschau.de berichtet.

Diese Situation erfordert individuelle Fördermaßnahmen, die bereits ab dem Vorschulalter beginnen. In Wilhelmsburg bekommen die Kinder Sprachunterstützung und die Möglichkeit, in diversen Programmen ihre Mehrsprachigkeit zu nutzen. „Integration und Dialog sind wichtig“, so Schulleiter Can Yörenc, der die Verantwortung für die Bildung als gemeinsames Ziel betrachtet. Professorin Ingrid Gogolin hebt die Rolle der Mehrsprachigkeit im Lernprozess hervor und plädiert für Fortbildungen für Lehrkräfte, um die unterschiedlichen Spracherfahrungen der Schüler besser in den Unterricht zu integrieren.

Der Einfluss des Migrationsstatus auf den Bildungserfolg

Der Migrationsstatus bleibt ein entscheidender Faktor für den Bildungserfolg in Deutschland. Laut einer Analyse im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung zeigt sich, dass Schüler:innen mit familiärer Zuwanderungsgeschichte oft als bildungsbenachteiligt gelten. Interessant ist die Unterscheidung zwischen verschiedenen Zuwanderungsgenerationen. Während die erste Generation mit nur 16,1 Prozent den Weg aufs Gymnasium findet, sind es bei der zweiten Generation bereits 30,3 Prozent und bei der 2,5. Generation 35,7 Prozent. Schüler:innen ohne Migrationshintergrund haben es leichter, da 43 Prozent den Bildungsweg über das Gymnasium wählen können.

Die Unterschiede sind auch in ihren Lesekompetenzen festzustellen, welche stark von den sprachlichen Hürden nach der Zuwanderung beeinflusst werden. Hier zeigen sich zwischen der 1. Generation (405 Kompetenzpunkte) und Schüler:innen ohne Zuwanderungsgeschichte (524 Kompetenzpunkte) erhebliche Diskrepanzen. Zudem ist festzustellen, dass während der Bildungsweg vieler Kinder mit Migrationshintergrund durch ihre soziale Herkunft gehemmt wird, die Bildungschancen anderer Gruppen beleuchtet werden sollten, um die Herausforderungen für alle fair anzugehen. Verbesserungen im schulischen Umfeld könnten helfen, die Chancengleichheit zu fördern.

Insgesamt zeigt sich, dass ein einfacher Ansatz, wie eine Migrationsquote, nicht die Lösung der komplexen Herausforderungen im Bereich Bildung sein kann. Der Dialog über effektive Fördermaßnahmen und eine intensive Auseinandersetzung mit den tatsächlich gegebenen Verhältnissen wären hier der richtige Weg, um langfristige Verbesserungen in der Bildungsgerechtigkeit zu erzielen.

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OrtMeißen, Deutschland
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