Professoren in Jena fordern Prüfung von Kooperationen mit Israel
Friedrich-Schiller-Universität Jena diskutiert Kooperationen mit israelischen Partnern angesichts aktueller Konflikte und Boykottforderungen.

Professoren in Jena fordern Prüfung von Kooperationen mit Israel
Die Diskussion um wissenschaftliche Kooperationen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena nimmt Fahrt auf. Am 8. Oktober 2025 haben sieben Professoren aus verschiedenen Fakultäten ein Schreiben aufgesetzt, das den Umgang mit israelischen Partnern thematisiert. Dies wurde zur Kenntnisnahme an den Senat der Universität übermittelt, der nun entscheiden muss, ob er sich ernsthaft mit dem Anliegen auseinandersetzt. Dabei geht es um die Überprüfung der bestehenden Kooperationen im Hinblick auf mögliche Verstrickungen in militärische Aktivitäten in Gaza.
Unter den Unterzeichnern befindet sich Martin Leiner, Professor für Systematische Theologie und Ethik. Er betont, dass eine Beendigung der Kooperationen nur dann angestrebt werden soll, wenn die Überprüfung negative Aspekte zutage fördert. Leiner sieht sich jedoch in seinen Ansichten missverstanden und weist darauf hin, dass er bereits mit renommierten israelischen Institutionen wie Universitäten in Tel Aviv und Beer Sheba zusammenarbeitet. Die Situation wirft einen Schatten auf das Bild der akademischen Freiheit, das durch das “Netzwerk Jüdischer Hochschullehrender” in einem offenen Brief scharf kritisiert wird.
Wissenschaftsfreiheit im Fokus
Das besagte Netzwerk hat in dem offenen Brief die Forderungen der Jenaer Professoren verurteilt und sich gegen akademische Boykotte ausgesprochen. Diese würden nicht nur die Wissenschaftsfreiheit untergraben, sondern auch zu einer Ausgrenzung jüdischer und israelischer Kolleginnen und Kollegen führen. Universitätspräsident Andreas Marx hat sich der Auffassung des Netzwerks angeschlossen und betont, dass eine Überprüfung der Partnerschaften mit israelischen Universitäten nicht zur Lösung des Konflikts beiträgt.
Die Debatte darüber, wie sich deutsche Hochschulen gegenüber israelischen Partnern positionieren, ist nicht neu. So zeigt ein aktueller Bericht des israelischen Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Technologie einen deutlichen Rückgang der Zusammenarbeit zwischen Forschenden aus Israel und Europa seit den jüngsten Konflikten. Dies geht einher mit einer Umfrage, die diskriminierende Erfahrungen israelischer Wissenschaftler dokumentiert. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen, zu der auch die Max-Planck-Gesellschaft oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft gehören, hat sich eindeutig gegen Boykotte ausgesprochen und trägt aktiv zur Unterstützung von Kooperationen mit israelischen Forschungseinrichtungen bei.
Gedanken zur gemeinsamen Zukunft
In einem weiteren Schritt plant Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, einen Gedankenaustausch zu organisieren und hat Leiner sowie andere Mitunterzeichner des Briefs eingeladen, sich in der Erfurter Synagoge zu versammeln. Diese Initiative zielt darauf ab, ein offenes Gespräch über die aktuelle Situation und die Bedeutung von wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen zu führen.
Insgesamt bleibt zu hoffen, dass sich die Wogen in der akademischen Gemeinschaft glätten und die Bedeutung des internationalen Austauschs für die wissenschaftliche Zusammenarbeit nicht in den Hintergrund gedrängt wird. Wie es aussieht, kann nur durch offenen Dialog und konstruktive Gespräche ein Weg aus dieser komplexen Situation gefunden werden.