Alarmstufe Rot: Wollhandkrabben in der Elbe stark bedroht!

Geesthacht, Deutschland - Die Wollhandkrabbe, die vor etwa 100 Jahren über den Schiffsverkehr in die europäischen Gewässer eingeschleppt wurde, sorgt aktuell für Besorgnis unter den Elbefischern. Elbefischer Eckhard Panz meldet einen dramatischen Rückgang der Krabbenpopulation in der Elbe, da die Fangmengen in diesem Jahr auf nur drei bis vier Kilogramm pro Woche gefallen sind. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang von etwa 90 Prozent. Während im vergangenen Jahr noch Massenwanderungen beobachtet wurden, sind heuer nur einzelne Tiere zu sehen, die zudem geschwächt sind und halbfeste Panzer aufweisen. An der früher einmal frequentierten Fischtreppe in Geesthacht, die Fischen hilft, die Staustufe zu überwinden, sind die Wollhandkrabben kaum noch zu finden.
Besonders besorgniserregend ist auch die Situation in anderen Flüssen. An der Weser wurde ein Rückgang der Wollhandkrabben um 30 bis 50 Prozent festgestellt. In Hamburg und Schleswig-Holstein fehlen jedoch konkrete Daten zur Bestandsdichte. Die Wollhandkrabbe ist in vielen europäischen Flüssen verbreitet und hat bereits Probleme verursacht, indem sie heimische Arten verdrängt und Schäden an Uferbauten und Deichen verursacht. Fischer konnten die Krabben bislang teuer nach China verkaufen, wo sie als Delikatesse gelten. Dennoch gibt es auch positive Aspekte: Die Krabben dienen als Futter für vom Aussterben bedrohte Lachseeschwalben an der Elbmündung. Der BUND Schleswig-Flensburg sieht die Wollhandkrabbe als robusten Ersatzorganismus in geschädigten Ökosystemen, was ihr eine ambivalente Rolle zuweist.
Forschung und Bekämpfung
Auf der wissenschaftlichen Seite wird die Problematik der invasiven Wollhandkrabbe ernst genommen. Forscherin Sengdavanh Thepphachanh von der Technischen Universität Dresden (TUD) hebt hervor, dass die hohe Populationsdichte der Krabben ein ernsthafte Bedrohung für die Gewässer darstellt. Sie wird mit dem Rückgang von Bodenlebewesen und Wasserpflanzen in Verbindung gebracht. Wollhandkrabben verursachen zudem Schäden an Uferstrukturen und verstopfen Wasserentnahmestellen, was gerade für Kraftwerke problematisch ist. Um diese Herausforderungen anzugehen, wurde ein internationales Forschungsprojekt gestartet, welches die Bestände der Wollhandkrabben reduzieren und die Fließgewässer in einen besseren ökologischen Zustand versetzen soll.
Das Projekt „Clancy“, das von acht Institutionen aus Belgien, Frankreich, Schweden und Deutschland durchgeführt wird, untersucht unter anderem das rheotaktische Verhalten der Krabben, um optimale Standorte für Krabbenfallen zu identifizieren. Teststandorte in der Elbe bei Dresden sowie im Wesereinzugsgebiet tragen zur Datenerhebung bei und helfen, die Migration der Krabben zu beobachten. In Belgien wurde bereits ein Konstrukt getestet, das innerhalb von vier Jahren etwa 2,5 Millionen Krabben gefangen hat. Ziel ist es, die Bestände der invasiven Art zu verringern und die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen.
Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit
Zudem werden sinnvolle Nutzungskonzepte für die gefangenen Krabben erarbeitet. Eine Möglichkeit könnte die Verwendung als Futtermittel in der Aquakultur oder die Gewinnung von Chitin für die Pharmaindustrie sein. Das Projekt wird im Rahmen des Interreg North Sea Programms von der Europäischen Union gefördert. Die Elbe und andere Flüsse, die von der Invasion der Wollhandkrabben betroffen sind, benötigen dringend effektive Maßnahmen, um die heimischen Ökosysteme zu schützen. Wissenschaftler und Umweltschützer setzen auf internationale Kooperationen, um dieser Herausforderung zu begegnen und die biologische Vielfalt in den Gewässern zu unterstützen.
Die aktuelle Situation der Wollhandkrabben könnte eine Wende darstellen, wenn die getroffenen Maßnahmen erfolgreich sind und sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile für die Region bringen. Die Kombination aus Forschung, Bekämpfung und nachhaltiger Nutzung könnte helfen, die Natursituation in der Elbe und anderen mitteleuropäischen Flüssen zu optimieren.
Diese alarmierenden Entwicklungen und Maßnahmen dokumentiert mopo.de, während das Alfred-Wegener-Institut und fischundfang.de die wissenschaftlichen und umweltpolitischen Aspekte beleuchten.
Details | |
---|---|
Ort | Geesthacht, Deutschland |
Quellen |