Friedensgespräche zwischen Ukraine und Russland: Wo bleibt der Durchbruch?

Istanbul, Türkei - Am 3. Juni 2025 stehen die Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland weiterhin auf der Kippe. Vor drei Wochen fand in Istanbul das erste direkte Treffen der Kriegsparteien seit 2022 statt, dem am Montag eine zweite Gesprächsrunde folgte, die jedoch ohne nennenswerte Ergebnisse blieb. Die Ukraine verlangt von Russland eine international überwachte, bedingungslose Waffenruhe für 30 Tage als Vorbedingung für weitere Verhandlungen, während Russland diese Forderung als nicht umsetzbar ablehnt. Die russische Seite befürchtet, dass Kiew die Feuerpause nutzen könnte, um sich neu zu formieren.
Bei den Verhandlungen in Istanbul schlugen die Russen zwei Varianten für eine Waffenruhe vor. Die erste Variante sieht einen vollständigen Abzug der ukrainischen Truppen aus den annektierten Gebieten Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson vor. Die Kontrolle über diese Regionen ist bereits stark zugunsten Russlands verschoben, wobei die russischen Truppen Luhansk fast gänzlich kontrollieren und Donezk zu etwa 70 Prozent. Cherson und Saporischschja werden nur zu zwei Dritteln von Russland kontrolliert, während die Gebietshauptstädte weiterhin unter ukrainischer Kontrolle stehen. Die zweite Variante vonseiten Russlands verlangt ein Ende der Kampfhandlungen entlang des aktuellen Frontverlaufs, verbunden mit der Bedingung, dass die Ukraine ihre Mobilmachung stoppt und keine ausländischen Waffen mehr erhält.
Gefangenenaustausch und kommende Schritte
Trotz der Uneinigkeit bezüglich der Waffenruhe gibt es Fortschritte im Hinblick auf den Austausch von Kriegsgefangenen. So wurde bei der ersten Gesprächsrunde am 16. Mai der größte Gefangenenaustausch des Krieges vereinbart, der jeweils 1.000 Gefangene umfasste. Am Montag wurde ein weiterer Austausch zwischen beiden Seiten vereinbart, in dem unter anderem Kriegsgefangene im Alter von 18 bis 25 Jahren sowie schwer verletzte oder kranke Gefangene einbezogen werden.
Ukrainische Vertreter haben bereits angekündigt, ein „Memorandum“ der Russen zu prüfen, das Forderungen für eine mögliche Friedenslösung enthält. Darunter fallen die Anerkennung der von Russland besetzten Regionen als russisches Territorium sowie die Aufhebung aller Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Darüber hinaus fordert Russland, dass die Ukraine neutral bleibt und auf einen NATO-Beitritt verzichtet. Bisher wurden jedoch alle maximalen Forderungen in der Vergangenheit abgelehnt.
Politische Rückblenden und internationale Reaktionen
Die Diskussion über Friedensverhandlungen wird von beiden Seiten durch gegenseitige Schuldzuweisungen belastet. Während der Kreml behauptet, dass Kiew durch ein Verhandlungsverbot per Gesetz behindert wird, argumentiert die Ukraine, dass Druck auf Russland ausgeübt werden sollte, um Verhandlungen zu ermöglichen. Ein DW-Faktencheck stellt klar, dass es kein ukrainisches Gesetz gibt, welches Verhandlungen mit Russland verbietet. Der ukrainische Präsident Selenskyj selbst hat in einem BBC-Interview die Notwendigkeit betont, Druck auf Russland auszuüben, um zu einer Einigung zu gelangen.
Internationale Diplomaten, einschließlich Bundeskanzler Olaf Scholz, stehen hinter dem Wunsch nach einem zügigen Frieden, während Experten wie Wolfgang Ischinger darauf hinweisen, dass eine erfolgreiche Verhandlung nur möglich ist, wenn beide Seiten erkennen, dass militärische Mittel nicht zielführend sind. Ein weiterer Vorschlag zur Beilegung des Konflikts kam vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der ein Gipfeltreffen mit den Führern beider Länder sowie dem ehemaligen US-Präsidenten Trump ins Spiel brachte, um ein „Zentrum des Friedens“ in Istanbul zu schaffen.
Die Friedensgespräche in Istanbul zeigen, dass trotz der bestehenden Konflikte Bewegung in den Verhandlungen ist. Ob diese jedoch zu einem tragfähigen Frieden führen, bleibt angesichts der Komplexität der Gespräche und der erforderten langfristigen Anstrengungen abzuwarten. Es bleibt zu hoffen, dass die Parteien in naher Zukunft aufeinander zugehen und einen erfolgreichen Dialog eröffnen können.
RP Online berichtet, dass die Friedensverhandlungen vor Herausforderungen stehen, während BR die Entwicklungen rund um den Gefangenenaustausch beleuchtet. Ergänzende Einsichten zu den Verhandlungen liefert DW, die die komplizierte Situation zwischen beiden Ländern analysieren.
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Ort | Istanbul, Türkei |
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