Berlin gedenkt: 1.100 Menschen erinnern an Sivas-Massaker der Aleviten
Berlin gedenkt: 1.100 Menschen erinnern an Sivas-Massaker der Aleviten
Berlin, Deutschland - In Berlin kamen heute rund 1.100 Menschen zusammen, um an einen tragischen Vorfall zu erinnern, der sich vor 32 Jahren in der Türkei abspielte. Die Demonstration führte vom Hermannplatz zum Oranienplatz unter dem Motto „Sivas 1993 – Pogrom an Aleviten“. Jene schicksalhaften Ereignisse ereigneten sich am 2. Juli 1993, als ein Mob, aufgehetzt von religiösen Extremisten, das Madımak-Hotel in Sivas in Brand setzte. Dabei fanden 37 Menschen, die meisten von ihnen Aleviten, den Tod. T-Online berichtet, dass seitdem regelmäßig Gedenkveranstaltungen durchgeführt werden.
Der Anschlag wird von der alevitischen Gemeinde als „katliam“ (Massaker) bezeichnet und steht symbolisch für die jahrzehntelange Diskriminierung dieser religiösen Minderheit in der Türkei. Diese macht etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung aus und sieht sich seit der Gründung der Republik Türkei 1923 bis heute Ungleichheit und Vorurteilen ausgesetzt. So fordert die Gemeinschaft unter anderem die Anerkennung ihrer religiösen Praktiken und die offizielle Anerkennung des cemevi als Gebetshaus.Der Tagesspiegel berichtet, dass Mahmoud Yetzboud aus der alevitischen Gemeinde auf dem Protest sprach und die unzureichende Aufarbeitung des Massakers durch die türkische Regierung kritisierte.
Ein dunkles Kapitel der Geschichte
Die Massaker an den Aleviten sind Teil einer düsteren Erinnerungskultur, die weit zurückreicht, einschließlich gravierender Vorfälle wie der Zerstörung von Dersim 1938 oder den Pogromen in Kahramanmaraş 1978 und Çorum 1980. Der Überlebende Aziz Nesin, ein Schriftsteller, kämpfte bis zur Veröffentlichung von Salman Rushdies umstrittenem Werk „Die satanischen Verse“. Er war Ehrengast beim Kulturfestival, das von vielen der späteren Opfer besucht wurde und machte deutlich, wie öffentliche Stimmung und politische Rhetorik zum Massaker beitrugen. Die Bundeszentrale für politische Bildung zeigt, dass die Aleviten immer noch gegen Diskriminierung kämpfen und ihre Identität und kulturellen Unterschiede sowohl innerhalb der eigenen Gemeinschaft als auch gegenüber anderen Religionen klar definieren.
Um ihre Stimme zu erheben und auf ihre Rechte aufmerksam zu machen, mobilisieren Aleviten weiterhin regelmäßig für ihre Anliegen. Die heutige Demonstration in Berlin ist ein weiterer Schritt, um die Gefahren zu verdeutlichen, die aus einer jahrzehntelangen Kultur des Schweigens und der Verachtung resultieren. Gleichzeitig zeigt sie den Zusammenhalt und die Entschlossenheit der alevitischen Gemeinschaft, für ihre Rechte und ihre Anerkennung zu kämpfen.
Details | |
---|---|
Ort | Berlin, Deutschland |
Quellen |
Kommentare (0)