Elisabeth Seitz: Abschied vom Turnsport und mutige Missbrauchsvorwürfe

Leipzig, Deutschland - Auf der Bühne der Turn-Europameisterschaften in Leipzig hat Elisabeth Seitz heute, am 29. Mai 2025, ihren Rücktritt von der aktiven Sportkarriere verkündet. Die 32-Jährige, die für herausragende Leistungen im Kunstturnen bekannt ist, gab den Schritt aus gesundheitlichen Gründen bekannt, insbesondere aufgrund von körperlichen Einschränkungen, die sie in den letzten Jahren erlitten hat.
Seitz, die ihre Karriere 2015 beim MTV Stuttgart fortsetzte, hat eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Sie begann mit 17 Jahren bei ihrer ersten Weltmeisterschaft und feierte 2018 den Gewinn der WM-Bronzemedaille. Ihre Karriere umfasst zudem die Teilnahme an drei Olympischen Spielen, wobei sie 2022 in München Europameisterin wurde und sechsmal als Turnerin des Jahres ausgezeichnet wurde. Zuletzt versäumte sie jedoch die Olympischen Spiele 2024 in Paris aufgrund eines Achillessehnenrisses, war jedoch als ARD-Expertin vor Ort.
Ein letzter Auftritt und Zukunftspläne
Während ihrer letzten EM trat Seitz nicht nur auf, um ihre sportliche Karriere zu beenden, sondern auch, um ein persönliches Dankeschön an ihre Fans auszudrücken. Diese Geste zeugt von ihrer Verbundenheit zur Turngemeinde, die sie über viele Jahre hinweg inspiriert hat. Darüber hinaus kündigte sie an, dass sie plant, Mutter zu werden, was einen weiteren Schwerpunkt in ihrer zukünftigen Lebensgestaltung darstellt.
Die Athletin hat nicht nur in sportlicher Hinsicht Maßstäbe gesetzt, sondern auch in der Diskussion um ethische Standards im Leistungssport. Seitz hat sich aktiv für mehr Selbstbestimmung von Turnerinnen eingesetzt, indem sie unter anderem für die Einführung längerer Anzüge plädiert. Besonders eindringlich fordert sie eine gründliche Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe, die in den Stützpunkten Stuttgart und Mannheim erhoben wurden.
Vorwürfe gegen ehemalige Trainerin
In einem mutigen Schritt hat Seitz schwerwiegende Vorwürfe gegen ihre frühere Trainerin Claudia Schunk erhoben. Diese betreffen Machtmissbrauch und übergriffiges Verhalten, das Seitz in ihrer Jugend erfahren musste. Bereits vor Jahren meldete sie diese Vorfälle dem Deutschen Turner-Bund (DTB), um andere Kinder und Mädchen vor ähnlichen Erfahrungen zu schützen. Ihr Ziel ist klar: kein Kind oder Mädchen soll ähnliche Traumata durchleben müssen.
Diese Probleme sind nicht einzigartig für das Turnen. In der aktuellen Debatte um Gewalt und Missbrauch im Leistungssport wird deutlich, dass es einer grundsätzlichen Überprüfung und Veränderung der Strukturen bedarf. Eine erfolgreiche Prävention erfordert ein tiefes Verständnis und Unterstützung aller Beteiligten – von Athlet*innen über Trainer*innen bis hin zu den Eltern.
Um die Athlet*innen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, betont die Diskussion auch die Notwendigkeit von Ausbildungsmaßnahmen für Trainer*innen. Die Förderung von psychischer Gesundheit im Leistungssport sowie die Schaffung transparenter Trainingsstrukturen sind Schlüsselaspekte, die in Zukunft dringend adressiert werden müssen. Die erlebten Herausforderungen von Athlet*innen dürfen nicht im Verborgenen bleiben, sondern erfordern den offenen Dialog und das Engagement aller, um eine sichere Umgebung zu schaffen.
Elisabeth Seitz hinterlässt damit nicht nur eine sportliche Legacy, sondern auch einen Aufruf zur Reform in der Sportgemeinschaft, der weit über den Turnsport hinausgeht. Ihre Anklagen und der Wunsch nach Veränderung sind ein Anstoß für alle, sich aktiv für das Wohl der Athlet*innen einzusetzen.
Für weitere Informationen zu den Vorwürfen von Seitz und den damit verbundenen Themen besuchen Sie die Artikel bei Spiegel und für umfassende Perspektiven zu Gewalt im Leistungssport auf Hogrefe.
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Ort | Leipzig, Deutschland |
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