Geisterautobahn A4: Ein Dolch im Herzen von NRW und die Solar-Revolution!

Kerpen, Deutschland - In Nordrhein-Westfalen erstreckt sich ein 17 Kilometer langes Teilstück der Autobahn A4, das als „Geisterautobahn“ bezeichnet wird. Die A4 ist die viertlängste Autobahn Deutschlands und verläuft von der niederländischen Grenze bei Aachen bis zur A45 bei Olpe und Krombach. Der alte Abschnitt zwischen Düren und Kreuz Kerpen wurde in den 1990er-Jahren für eine Umverlegung vorgesehen, nachdem die Strecke nicht mehr den gestiegenen Verkehrsaufkommen gerecht werden konnte.
Die ersten Bauarbeiten für die neue A4-Trasse begannen 2008 und wurden 2014 abgeschlossen. In dieser Zeit wurde die Anschlussstelle Kerpen-Buir komplett entfernt. Der alte Abschnitt musste der Erweiterung des Tagebaus Hambach weichen und ist seit 2014 unbenutzt. Heute hat sich dieser stillgelegte Teil zu einem „Lost Place“ entwickelt, auf dem keine Fahrzeuge mehr verkehren. Sichtbare Überreste wie Leitplanken und Brücken erinnern an die einst belebte Straße.
Umwelt und Energiegewinnung
Der Kohleabbau im Umfeld der Autobahn hat das Gebiet erheblich geprägt. Ein Abschnitt der ehemaligen A4-Trasse liegt im genehmigten Abbaufeld des Tagebaus Hambach, und RWE plant, diese Aktivität bis 2030 fortzusetzen. Teile der ehemaligen Autobahnstrecke wurden in eine „Solarautobahn“ umgewandelt: In Niederzier wurde ein Abschnitt mit 2.800 Solarmodulen bestückt, die ausreichend Strom für 210 Haushalte liefern. Dies ist ein Beispiel für den zunehmenden Trend zur Nutzung von Solarenergie in der Region.
Die Verlegung der Autobahn wurde nicht nur aus verkehrstechnischen, sondern auch aus umweltpolitischen Gründen vollzogen. Die Region bereitet sich auf einen umfassenden Strukturwandel vor, insbesondere mit der Gründung der Neuland Hambach GmbH durch sechs Anrainerkommunen, die die Interessen der Bürger vertreten und den Übergang zu erneuerbaren Energien fördern möchten. Ein geplanter 42 Kilometer langer Radweg namens „Hambach Loop“ soll zudem dazu beitragen, die Region für Anwohner und Touristen attraktiver zu machen.
Der Kohleausstieg
Der Kohleabbau steht in direktem Zusammenhang mit dem deutschen Kohleausstieg, der im Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) geregelt ist. Laut Informationen der Bundesnetzagentur sieht dieser eine schrittweise Stilllegung sowohl von Braun- als auch Steinkohleanlagen vor. Ab 2027 wird die Kohleverstromung nicht mehr durch Ausschreibungen, sondern durch gesetzliche Reduzierungen geregelt. Dies kann zu weiteren rechtlichen Einschränkungen für den Kohleverbrauch führen, die auch den Tagebau Hambach betreffen könnten.
Während einige Abschnitte der A4 bereits abgebaut werden, ist der Hambachsee in Planung, der nach dem Kohleabbau mit Wasser aus dem Rhein geflutet werden soll, um eine neue Bucht zu schaffen. Insgesamt werden dazu 4,3 Billionen Liter Wasser benötigt, um den angestrebten Wasserspiegel von 65 Metern zu erreichen. Der Hambachsee soll voraussichtlich ab 2040 zum Schwimmen einladen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Region um die A4 und den Tagebau Hambach nicht nur ein Beispiel für die Herausforderungen des Kohleabbaus ist, sondern auch für den Wandel hin zu erneuerbaren Energien und nachhaltiger Entwicklung. Die Transformation dieser „Geisterautobahn“ zu einem Ort der Energiegewinnung und des Tourismus könnte ein Leitbild für ähnliche Projekte in ganz Deutschland darstellen.
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Ort | Kerpen, Deutschland |
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