Hilfe für Jugendliche: Wie Eltern Suizidgedanken ernst nehmen können

Die Ostsee Zeitung informiert über Selbstmordgedanken bei Jugendlichen, präventive Maßnahmen und professionelle Hilfe in Deutschland.
Die Ostsee Zeitung informiert über Selbstmordgedanken bei Jugendlichen, präventive Maßnahmen und professionelle Hilfe in Deutschland. (Symbolbild/NAG)

Schönberg, Deutschland - In Deutschland sind Suizidgedanken unter Jugendlichen ein ernstes Problem, das häufig in den Hintergründen unbekannt bleibt. Kürzlich wurde ein bemerkenswerter Fall einer 15-Jährigen aus Schönberg publik, die, laut ihren Eltern, bereits 38 Suizidversuche unternommen hat. Das Kind befindet sich mittlerweile in der Obhut einer Klinik. Professor Michael Kölch, Direktor der Klinik für Psychiatrie, merkt an, dass die Suizidrate in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ niedrig sei. Dennoch wird betont, dass bei Jugendlichen oft hohe Raten von Suizidversuchen und Suizidgedanken festgestellt werden, während der definitive Wunsch zu sterben seltener ist. In vielen Fällen handelt es sich um Selbstverletzungsverhalten, das von Dysfunktionen in der Emotionsregulation geprägt ist und nicht immer mit dem Wunsch verbunden ist, tatsächlich zu sterben.

Selbstverletzendes Verhalten kann aus mehreren Gründen entstehen. Professor Kölch weist darauf hin, dass dauerhafte Konflikte in der Schule oder negative Erfahrungen in der Kindheit häufige Auslöser sind. Die Beziehungen im Elternhaus spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, wie Jugendliche mit ihren Emotionen umgehen. Es ist wichtig, dass Eltern in solchen Fällen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und ihre Kinder ernst nehmen. Das Thema Suizid und Selbstverletzung sollte nicht tabuiert werden, sondern offen angesprochen werden.

Erkennung und Prävention von Suizidalität

Die Herausforderung für Eltern und Betreuer besteht darin, die Anzeichen von Suizidalität frühzeitig zu erkennen. Laut den MSD Manuals sollten Kinder und Jugendliche, die über Selbstverletzung sprechen oder sogar einen Suizidversuch unternehmen, umgehend in eine Notaufnahme eingeliefert werden. Es ist alarmierend, dass Ein Drittel aller vollzogenen Suizide einem vorhergehenden Suizidversuch vorausgeht, was die Dringlichkeit unterstreicht, solche Verhalten ernst zu nehmen.

Professionelle Beratung kann für die Angehörigen von Selbstmordopfern entscheidend sein, um den psychologischen Kontext des Suizids zu verstehen. Zudem zeigt sich, dass nach einem Suizid in der Umgebung ein erhöhtes Risiko für weitere Suizidfälle besteht, insbesondere unter Freunden und Klassenkameraden. Schulen und Gemeinschaften können Hilfsprogramme anbieten, um Unterstützung zu leisten.

Wichtige Handlungsansätze für Eltern

Eltern sind aufgefordert, auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen. Zu den empfohlenen Handlungen gehört es, aktiv zuzuhören, Fragen zu stellen und die Ursachen für die Probleme ihrer Kinder zu erforschen. Professionelle Hilfsangebote sind essentiell, bei Verdacht auf ernsthafte psychische Erkrankungen wie Depressionen sollten Kinder an Kinder- und Jugendpsychiatrien verwiesen werden. Selbstverständlich spielt auch die Aufklärung über gefährliche Substanzen und deren Aufbewahrung im Haushalt eine Rolle, um potentiellen Gefahren entgegenzuwirken.

Es gibt keine besonders erfolgreichen Methoden zur Verhinderung von Suizid. Dennoch ist es wichtig, dass Erkrankungen wie Depressionen oder bipolare Störungen behandelt werden, auch wenn dies das Risiko nicht vollständig ausschließen kann. Antidepressiva können das Suizidrisiko bei einigen Jugendlichen erhöhen, weshalb eine sorgfältige Überwachung erforderlich ist. Die Mitwirkung des Hausarztes ist ebenso von Bedeutung wie eine mögliche Einweisung in eine Klinik, je nach individueller Einschätzung des Arztes.

Schlussendlich erfordert die Unterstützung von Jugendlichen mit Suizidgedanken ein sensibles Vorgehen und das Bewusstsein, dass helfen oft eine Frage des Glaubens an das eigene Kind und der Bereitschaft zur offenen Kommunikation ist. Gerade in Krisensituationen können Gespräche einen wichtigen Beitrag leisten, um Druck und Verzweiflung bei betroffenen Jugendlichen zu mindern.

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Ort Schönberg, Deutschland
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