Kriegsende in der Ukraine: Aufarbeitung der Verbrechen von 1945 und Jetzt!

Erfahren Sie mehr über den Vortrag von Prof. Tanja Penter, der die Aufarbeitung deutscher Verbrechen in der Ukraine thematisiert.
Erfahren Sie mehr über den Vortrag von Prof. Tanja Penter, der die Aufarbeitung deutscher Verbrechen in der Ukraine thematisiert. (Symbolbild/NAG)

Heidelberg, Deutschland - Am 28. Mai 2025 hielt die Universität Heidelberg einen Vortrag unter dem Titel „Kriegsende in der Ukraine: Aufarbeitung deutscher Besatzungsverbrechen, neue Säuberungen und nationalistischer Untergrundkampf“. Dieser Vortrag ist Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung, die sich mit gesellschaftlich relevanten Forschungsfragen beschäftigt. Prof. Tanja Penter, eine Expertin für Osteuropäische Geschichte, erläuterte die grausamen Ereignisse, die die Ukraine sowohl während als auch nach dem Zweiten Weltkrieg prägten. Der Vortrag thematisierte nicht nur die unmittelbaren Gräuel des deutschen Vernichtungskriegs, sondern auch die nachfolgenden stalinistischen Säuberungen, die den nationalistischen Widerstand in der Westukraine zum Ziel hatten.

In der Zeit des Zweiten Weltkriegs erlebte die Ukraine ein beispielloses Maß an Ausbeutung, Terror, Gewalt und Zerstörung. Hierbei wurden rund 1,5 Millionen Jüdinnen und Juden sowie Zehntausende Roma und Menschen mit Behinderungen ermordet. Diese systematischen Verbrechen führten zur Zerstörung von über 600 Ortschaften und zur Zwangsarbeitsverschleppung von Millionen Menschen. Nach dem Kriegsende begannen die sowjetische Justiz und widerständige Bewegungen die deutschen Besatzungsverbrechen aufzuarbeiten. Doch zugleich kam es zu den stalinistischen Säuberungen, die darauf abzielten, jede Form des Widerstands in der Region zu unterdrücken, wie uni-heidelberg.de berichtet.

Stalinistische Säuberungen und ihre Folgen

Die stalinistischen Säuberungen, ein dunkles Kapitel in der sowjetischen Geschichte, begannen bereits in den späten 1920er Jahren und erreichten ihren Höhepunkt während des Großen Terrors von 1936 bis 1938, in dem Schätzungen zufolge täglich bis zu 1000 Menschen ermordet wurden. Die Verfolgungen betrafen nicht nur politische Gegner, sondern auch ethnische Minderheiten, die unter dem Vorwurf der politischen Unzuverlässigkeit litten. Historiker schätzen die Gesamtzahl der Opfer dieser Säuberungen auf zwischen 1 Million und 60 Millionen Menschen. Diese brutale Verfolgung sollte eine Atmosphäre der Angst schaffen und jede oppositionelle Stimme in der sowjetischen Gesellschaft zum Schweigen bringen, wie wikipedia.org darstellt.

Die zweite Welle der Säuberungen begann 1948, besonders gegen Juden, die als „wurzellose Kosmopoliten“ denunziert wurden. Dies führte zur Auflösung des Jüdischen Antifaschistischen Komitees und zur Hinrichtung intellektueller Führungspersönlichkeiten. Diese Kampagne führte zu langanhaltenden Folgen für die jüdische Gemeinschaft in der Ukraine, die bereits während des Krieges schwer unter dem Holocaust gelitten hatte. Die stalinistischen Maßnahmen setzten sich bis zu Stalins Tod im Jahr 1953 fort, als eine gewisse Rehabilitation der Opfer einsetzte. Historiker sind sich uneinig über die genauen Motive hinter diesen Säuberungen, diskutieren jedoch die kulturellen und ideologischen Kontexte, die zur Verfolgung führten.

Aktuelle Bezüge und Erinnerungen

Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist Russland erneut aggressiv in die Ukraine eingedrungen. Diese aktuelle Situation wirft Schatten auf die vergangenen Gräuel und erinnert an die tiefen Wunden der Geschichte, die in der ukrainischen Gesellschaft noch immer präsent sind. Der Vortrag der Ruperto Carola Ringvorlesung beleuchtet daher nicht nur die historischen Ereignisse, sondern auch deren heutige Relevanz. Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen und die stalinistischen Säuberungen sind eng miteinander verknüpft, da beide Perioden des Terrors entscheidend zur Formung des nationalen Gedächtnisses in der Ukraine beigetragen haben, wie uni-heidelberg.de hervorhebt.

Die Ruperto Carola Ringvorlesung bietet mit weiteren Veranstaltungen, die montags in der Aula der Alten Universität stattfinden, den Studierenden sowie der breiten Öffentlichkeit die Gelegenheit, sich mit diesen wichtigen Fragen der Geschichte auseinanderzusetzen. Aufzeichnungen der Veranstaltungen sind später auf heiONLINE verfügbar, was den Zugang zu diesem Wissen für alle Interessierten ermöglicht.

Details
Ort Heidelberg, Deutschland
Quellen