Merkel spricht Klartext: Flüchtlingspolitik und der Krieg in Gaza

Angela Merkel diskutiert in Prag aktuelle Herausforderungen der Flüchtlingspolitik und äußert sich zur Ukraine und Israel.
Angela Merkel diskutiert in Prag aktuelle Herausforderungen der Flüchtlingspolitik und äußert sich zur Ukraine und Israel. (Symbolbild/NAG)

Prag, Tschechien - Angela Merkel hat während eines Interviews in Prag neue Einblicke in ihre politischen Überzeugungen gegeben. Der Auftritt fand in einer Stadt statt, mit der die ehemalige Kanzlerin enge Beziehungen hat, nachdem sie in den 1980er-Jahren mehrere Forschungsaufenthalte hier verbrachte. Laut Welt wurde das Interviewformat von Merkels Team vorgeschlagen und vom tschechischen Magazin „Respekt“ gestaltet. Merkel, die in Tschechien bis zur Flüchtlingskrise großen Rückhalt genoss, spricht offen über die Herausforderungen ihrer Flüchtlingspolitik und aktuelle geopolitische Themen.

Besonders eindringlich äußerte sich Merkel zur Flüchtlingspolitik, wo sie kein Verständnis für Länder zeigte, die sich nicht an der Verteilung von Flüchtlingen beteiligten, speziell Ungarn. Sie verdeutlichte, dass Menschen nicht freiwillig den gefährlichen Weg über das Mittelmeer auf sich nehmen. In Deutschland habe sie große Unterstützung für ihre Flüchtlingspolitik erfahren, auch wenn sie gegen den Wind segeln musste. Ein Rückblick auf die Migrationskrise von 2015 zeigt, dass die hohen Migrationszahlen damals aus einem langfristigen Trend resultierten, der bereits seit 2010 zu beobachten war, so IfW Kiel.

Rückblick auf die Flüchtlingskrise

Laut IfW Kiel führten 2014 und 2015 Finanzierungslücken in den Erstaufnahmeländern im Nahen Osten zu einem Anstieg der Flüchtlingsmigration nach Deutschland. Nach diesem Höhepunkt sanken die Migrationszahlen jedoch deutlich, unterstützt durch eine restriktive Migrationspolitik und verbesserte Lebensbedingungen für syrische Flüchtlinge in den Lagern. Diese Erkenntnisse können auch anderen Staaten als Lektion dienen.

Insgesamt gab es im Jahr 2022 in der EU deutlich mehr Asylanträge als im Vorjahr. Dies stellt den höchsten Stand seit 2016 dar, mit fast einer Million Anträgen, wie das Europäische Parlament berichtet. Deutschland war dabei mit 24,7 Prozent aller Erstantragsteller der Hauptakteur in der EU. Dennoch bleibt die Flüchtlingssituation angespannt, wobei etwa 40 Prozent der Anträge von Syrern, Afghanen, Venezolanern und Türken stammen, laut Europäischem Parlament.

Geopolitische Themen im Fokus

Im Gespräch über den Ukraine-Krieg räumte Merkel ein, dass Deutschland seine militärischen Fähigkeiten schneller hätte ausbauen sollen. Sie betonte die Bedeutung diplomatischer Kontakte, während sie gleichzeitig die militärische Stärke der Ukraine als entscheidend für den Konflikt ansah. In Bezug auf den Gaza-Konflikt kritisierte sie die Vorgehensweise der israelischen Regierung unter Premierminister Netanjahu, blieb jedoch in ihrer Unterstützung für Israel trotz dieser Kritik.

Merkels Auftritt in Prag verdeutlichte nicht nur ihre Ansichten zur Flüchtlingspolitik, sondern auch zu aktuellen geopolitischen Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussionen über Migration und internationale Beziehungen in Zukunft entwickeln werden.

Details
Ort Prag, Tschechien
Quellen