Missbrauchsskandal: Kommission der Bistümer Berlin und Görlitz aufgelöst!

Auflösung der Missbrauchskommission in Berlin, Görlitz und Dresden-Meißen: Bischöfe bedauern das Scheitern der Aufarbeitung.
Auflösung der Missbrauchskommission in Berlin, Görlitz und Dresden-Meißen: Bischöfe bedauern das Scheitern der Aufarbeitung. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in den katholischen Diözesen Berlin, Görlitz und Dresden-Meißen ist gescheitert. Dies gab das Erzbistum Berlin am 3. Juni 2025 bekannt, als es die Auflösung der Interdiözesanen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (IKA) bestätigte. Die auf vier Mitglieder reduzierte Kommission, die seit Mai 2023 tagte, sollte dazu beitragen, die Fälle von sexuellem Missbrauch in den erwähnten Bistümern und in der Katholischen Militärseelsorge zu erheben und zu bewerten.

Die IKA hatte sich zum Ziel gesetzt, den Umgang mit Tätern und Opfern zu untersuchen und Strukturen aufzudecken, die sexuellen Missbrauch ermöglicht haben. Bereits beim ersten Jahresbericht traten jedoch Unstimmigkeiten auf, was die Unabhängigkeit und Transparenz der Aufarbeitung betraf. Vertreter der Betroffenen äußerten in einem Minderheitenvotum im Februar 2025 grundsätzliche Kritik daran, wie die Kommission agierte. In Anbetracht dieser Konflikte wurde die Entscheidung zur Auflösung getroffen, da die Bischöfe beurteilten, dass eine weitere Zusammenarbeit im gegebenen Rahmen nicht möglich sei, was die Verantwortlichen als bedauerlich bezeichneten.

Auflösungsursachen und Reaktionen

Die IKA bestand aus neun Mitgliedern, die von Landesregierungen, Bistümern und einem Beirat von Missbrauchsbetroffenen benannt wurden. Ihre Aufgabe war es, das Ausmaß sexualisierter Gewalt zu ermitteln und geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Die Auflösung wird hauptsächlich auf den Rücktritt weiterer Mitglieder zurückgeführt sowie auf einen Jahresbericht, der sowohl kommunikative Probleme als auch eine dysfunktionale Zusammenarbeit aufzeigte. Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, bezeichnete die Auflösung als „fatalen Signal“.

Die für die Bistümer zuständigen Bischöfe, Erzbischof Heiner Koch (Berlin), Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen), bedauern diese Entwicklung und betonen weiterhin ihr Engagement für die Aufarbeitung. Claus forderte zudem verlässliche Strukturen für die nächsten drei Jahre und kritisierte, dass über mögliche Lösungen und Alternativen nicht gesprochen wurde. Die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch äußerte ebenfalls Bedauern und forderte eine unabhängige Aufarbeitungskommission, da ihrer Meinung nach bedeutende Anliegen unzureichend behandelt wurden.

Kontext der Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche

Die aktuelle Situation in den katholischen Diözesen ist Teil eines umfassenderen Problems innerhalb der Kirchen. Betroffene und Zeitzeug*innen berichten der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs von schwerwiegenden Vorfällen, Vertuschung und Schweigen, sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche. Für viele Betroffene sind die Täter nicht nur in ihren Gemeinden aktiv, sondern auch in Einrichtungen wie Heimen oder Schulen tätig gewesen. Diese Täter finden sich oft in Machtpositionen, was die Aufarbeitung zusätzlich erschwert.

Der Missbrauchsskandal von 2010 führte zu einer verstärkten Wahrnehmung der Stimmen von Betroffenen. In diesem Zusammenhang ist eine unabhängige und transparente Aufarbeitung von großer Bedeutung, die externe Perspektiven und die Mitwirkung der Institutionen erfordert. Ähnliche Kommissionen wurden in allen deutschen Bistümern eingerichtet, um gegen diese Missstände vorzugehen.

Die katholische Kirche steht angesichts der aktuellen Geschehnisse in der Pflicht, die geforderten strukturellen Veränderungen voranzutreiben und die Betroffenen ernsthaft in den Aufarbeitungsprozess einzubeziehen.

Die Berichte über den gescheiterten Prozess zur Aufarbeitung in den Bistümern stehen in einer langen Reihe von Herausforderungen, mit denen die katholische Kirche konfrontiert ist. Die künftige Aufarbeitung wird entscheidend davon abhängen, ob die Bischöfe bereit sind, die notwendigen Schritte zu gehen, um das Vertrauen der Betroffenen zurückzugewinnen.

Für weitere Informationen zu diesem Thema können die Berichte von rbb24, katholisch.de und aufarbeitungskommission.de aufgerufen werden.

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Ort Berlin, Deutschland
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