Uraufführung in Chemnitz: Goldstück auf der Spur von Frauenhass

Uraufführung in Chemnitz: Goldstück auf der Spur von Frauenhass
Chemnitz, Deutschland - Am 14. Juni 2025 erlebte das Kosmos-Festival in Chemnitz eine eindrucksvolle Uraufführung: Das Theaterkollektiv Pièrre Vers präsentierte das Stück „Goldstück“. In einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit häuslicher Gewalt wird aus der Perspektive betroffener Frauen erzählt. Das Werk thematisiert nicht nur körperliche und psychische Misshandlungen, sondern beleuchtet auch die gesellschaftlichen Umstände, die zu diesen Grausamkeiten führen. „Ich liebe dich doch“, „Du bist mein Goldstück“ und „Warum verlässt du ihn nicht einfach?“ sind zentrale Fragen, die im Stück aufgeworfen werden und das Publikum zum Nachdenken anregen.
Die Autorin Verena Günther führt das Publikum durch die komplexen Themen der toxischen Männlichkeit und Femizide. Der Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen nutzt eine kaleidoskopartige Inszenierung, die mit abgesteckten Wänden, Metallstangen und LED-Bändern in einer alten Industriehalle aufwartet. Diese Kulisse unterstreicht die bedrückende Situation der Frauen und lässt die Zuschauer die Enge und Gewalt der beschriebenen Situationen förmlich spüren.
Die Darstellung von Gewalt und Ohnmacht
Insgesamt 16 Darstellende, darunter auch drei Männer, bringen diese Geschichten auf die Bühne. In sportlicher Kleidung wechseln sie zwischen Sprechen und Spielen, um die verschiedenen Facetten der Gewalt darzustellen. Besonders eindrucksvoll sind die Erzählungen einer Figur, die von 19 Einstichstellen berichtet, und die anderen, die von ihrer Zeit im Frauenhaus schildern. Um die Aussagen zu verstärken, kommt ein Gesellschaftschor zum Einsatz, der die Perspektive der Frauen reflektiert und dem Stück eine zusätzliche emotionale Tiefe verleiht.
Ein weiteres markantes Element sind die musikalischen Akzente: Geräuschkulissen, beats und kollektive Tanzmomente sorgen für eine fesselnde Atmosphäre. Das Stück hat eine Dauer von 1 Stunde und 30 Minuten und findet ohne Pause statt. Diese Dichte der Erzählung lässt keinen Raum zum Verschnaufen und zwingt das Publikum, sich kontinuierlich mit den intensiven Inhalten auseinanderzusetzen.
Häusliche Gewalt im gesellschaftlichen Kontext
Der gesellschaftliche Kontext von häuslicher Gewalt wird auch außerhalb des Theaters immer dringlicher diskutiert. Laut ZDF wird beinahe jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet, ein erschreckender Hinweis auf die Realität des Femizids. Die Facetten dieser Gewalt reichen von körperlicher bis psychischer Manipulation, und viele Frauen leben in ständiger Angst vor Übergriffen.
Fachleute, wie Sozialarbeiterin Carina Huber, die eine Anti-Aggressions-Gruppe leitet, arbeiten daran, die Muster der Gewalt zu durchbrechen. In Gesprächen mit Männern, die gewalttätig geworden sind, zeigt sich, dass das Thema neue Männlichkeitsbilder erfordert. Diese Thematik wird auch von Aargauer Zeitung aufgegriffen, die in einem Interview mit Claudia Wyss zeigt, wie tief verankerte Gewaltstrukturen angegangen werden müssen.
Die Uraufführung in Chemnitz stellt nicht nur ein eindringliches Kunstwerk dar, sondern fungiert auch als wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über Gewalt gegen Frauen. „Goldstück“ ist ein eindringliches Plädoyer, das die Zuschauer zwingt, sich mit diesen drängenden Fragestellungen auseinanderzusetzen und möglicherweise auch eigene Überzeugungen infrage zu stellen.
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Ort | Chemnitz, Deutschland |
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