Kinderarmut im Fokus: Schulsozialarbeiterinnen schlagen Alarm!

Kinderarmut im Fokus: Schulsozialarbeiterinnen schlagen Alarm!

Döbeln, Deutschland - In Mittelsachsen gerät die soziale Ungleichheit immer stärker ins Rampenlicht. Aktuelle Berichte zeigen, dass im Jahr 2022 rund 16 Prozent der sächsischen Jugendlichen unter 18 Jahren armutsgefährdet waren, eine alarmierende Zahl, die das Thema drängt. Besonders in Mittelsachsen haben etwa 5.000 junge Menschen unter 25 Jahren Anspruch auf Bürgergeld, wobei ein Drittel davon zwischen 8 und 16 Jahren alt ist. Diese Zahlen verdeutlichen, dass viele Kinder und Jugendliche in prekären Verhältnissen leben und dringend Hilfe benötigen. Sarah-Renée Spreer, Schulsozialarbeiterin an einer Lernförderschule in Döbeln, spricht von einer großen Dunkelziffer an jungen Menschen, die wohnungs- oder obdachlos sind. Ihr Kollege Stephanie Schramm von der Leisniger Oberschule beobachtet, dass einige Schüler nicht mehr bei ihren Familien leben können.

Ein großes Problem sind die Ängste, die viele Kinder davon abhalten, Hilfe zu suchen. Gerade die Stigmatisierung, die mit Armut einhergeht, spielt eine entscheidende Rolle. Kinder haben Angst vor negativen Konsequenzen, wie einem Umzug ins Kinderheim, und ziehen es vor, in silence zu leiden. Oft fallen diese Kinder in der Schule auf, sei es durch schlecht sitzende Kleidung oder fehlendes Essen. Die Schulsozialarbeiterinnen setzen alles daran, einfühlsame und kostenfreie Angebote zu schaffen, um den betroffenen Kindern und Familien zu helfen.

Soziale Herkunft und Bildungschancen

Das Thema Bildung ist eng mit der sozialen Herkunft verknüpft. Kinder aus benachteiligten Familien haben es oft schwer, die gleichen Chancen zu erlangen wie ihre Altersgenossen. Armut beeinflusst nicht nur die schulischen Leistungen, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe und Gesundheit der jungen Menschen. Laut der Buko Schulsozialarbeit zeigt sich, dass der Zugang zu schulischen und außerschulischen Aktivitäten stark eingeschränkt ist, wenn die Eltern ein geringes Einkommen haben. Dies führt zu einem Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist. Die soziale Herkunft hat direkte Auswirkungen auf den Bildungserfolg: Kinder aus Akademikerfamilien haben die fünf Mal besseren Chancen, ein Studium zu beginnen als Kinder aus Familien ohne Abitur.

Gleichzeitig zeigt die Bundeszentrale für politische Bildung, dass nur 50% der Kinder aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau eine Berufsausbildung erreichen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es notwendig, soziale Herkunft und Bildungserfolg voneinander zu entkoppeln. Die Schulsozialarbeit hat hier eine bedeutende Rolle, indem sie versucht, gesellschaftliche Strukturen zu verändern und ein bewussteres Miteinander zu fördern.

Aufklärung ist notwendig

Die Schulsozialarbeiterinnen fordern zudem ein Umdenken in der Politik und bei den zuständigen Behörden. Viele Politiker und Ämter haben oft kein reales Verständnis für die Lebensumstände der von Armut betroffenen Menschen. Aufklärung über diese Thematik ist essenziell, um die Lebensrealitäten der Jugendlichen sichtbar zu machen und Verständnis zu fördern. In Mittelsachsen gibt es bislang keine Kürzungen in der Jugendarbeit; jedoch sind in vielen anderen Landkreisen Kürzungen zu verzeichnen. Diese Entwicklung wird als gefährlich für die Zukunft wahrgenommen.

Chancengleichheit sollte für alle Kinder ein Ziel sein, nicht nur für die, die aus wohlhabenden Verhältnissen kommen. Es ist höchste Zeit, dass Gesellschaft und Politik sich diesem Thema annehmen und gemeinsam an Lösungen arbeiten, um der Armut und den damit verbundenen Herausforderungen aktiv entgegenzuwirken.

Details
OrtDöbeln, Deutschland
Quellen

Kommentare (0)