Rätselhafter Fisch: Europäischer Stör im Kreidesee entdeckt!

Entdeckung eines fast ausgestorbenen Europäischen Störs im Kreidesee, Niedersachsen – Einblick in Wiederansiedlungsprojekte und Naturschutz.
Entdeckung eines fast ausgestorbenen Europäischen Störs im Kreidesee, Niedersachsen – Einblick in Wiederansiedlungsprojekte und Naturschutz. (Symbolbild/NAG)

Kreidesee, Niedersachsen, Deutschland - In Niedersachsen wurde ein bemerkenswerter Fund gemacht: Im Kreidesee, einem beliebten Tauchgebiet, wurde ein fast ausgestorbener Fisch gesichtet – der Europäische Stör. Dieses Gewässer ist nicht nur für seine Schönheit bekannt, sondern beherbergt auch den tiefsten Briefkasten Deutschlands. Ein virales Video, das in sozialen Medien geteilt wurde, zeigt die Lebendigkeit des Kreidesees und die Anwesenheit dieses besonderen Fisches.

Der Europäische Stör gilt in Deutschland als extrem selten und wird als nahezu ausgestorben eingestuft. Historisch war der Stör in großen Flüssen wie der Elbe, dem Rhein und der Oder weit verbreitet. Laut dem Bundesamt für Naturschutz sind weltweit etwa 80 Prozent der 27 Störarten gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Intensive Befischung, Kaviarnutzung und Gewässerverschmutzung haben zu einem drastischen Rückgang der Bestände geführt. Der letzte natürliche Bestand in Deutschland verschwand 1969 aus der Eider.

Herausforderungen der Wiederansiedlung

Heutzutage werden nur noch vereinzelt Störe in den Mündungen von Nord- und Ostsee gefangen, und zwar meist nur als Ausreißer oder ausgesetzte Tiere. Um dem Rückgang entgegenzuwirken, gibt es seit den 2000er Jahren in Deutschland Projekte zur Wiederansiedlung des Störs, unterstützt von Bundes- und Landesbehörden sowie Naturschutzorganisationen. Das BfN fördert seit 1996 Forschungs- und Zuchtprojekte für die Art, wobei Partner wie das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sowie die Gesellschaft zur Rettung des Störs (GRS) integriert sind. Das Hauptziel dabei ist der Aufbau eines Elterntierbestands für die Wiederansiedlung.

Ein besonderes Problem bei der Wiederansiedlung ist die lange Lebensspanne des Störs. Diese Fische erreichen erst nach 12 bis 16 Jahren die Geschlechtsreife und werden über 100 Jahre alt. Aktuell umfasst der Elterntierbestand in Deutschland mehr als 400 Tiere zwischen 6 und 13 Jahren. Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Überlebenschancen der Störe sind geplant, darunter die Überführung in neue Haltungseinrichtungen sowie die Ergänzung durch Nachwuchs.

Kooperation von Naturschutz und Wasserwirtschaft

Die Wiederansiedlung des Europäischen Störs ist Teil eines breiteren naturschutzpolitischen Rahmens. Der Erhalt der biologischen Vielfalt und die Gewässerentwicklung erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Wasserwirtschaft. Laut dem Umweltbundesamt sind Renaturierungsmaßnahmen, wie die Entwicklung von Lebensräumen, kritisch für den Erhalt von wasserabhängigen Arten. Fließgewässerrenaturierungen und die Schaffung von Lebensräumen sind dringend notwendig, um die natürliche Funktionsfähigkeit von Gewässern und deren Ufer zu sichern.

Ein großer Teil der deutschen Bach- und Flussauen ist mittlerweile als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen. Diese Gebiete sind für den Erhalt und die Wiederherstellung empfindlicher Lebensräume und Arten von entscheidender Bedeutung. Die Aufgabe von Naturschutz und Wasserwirtschaft besteht nicht nur im Schutz wertvoller Arten, sondern auch in der Sicherstellung eines nachhaltigen Umgangs mit Wasserressourcen.

Die Existenz des Europäischen Störs im Kreidesee ist ein positives Zeichen, das zeigt, dass durch gezielte Bemühungen und Projekte die Artenvielfalt wiederhergestellt und geschützt werden kann.

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Ort Kreidesee, Niedersachsen, Deutschland
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