Lehrkräfte fordern dringend bessere Unterstützung für Inklusion an Schulen!

Lehrkräfte befürworten Inklusion, kämpfen aber mit Personalmangel und unzureichender Ausbildung. Umfrage zeigt Herausforderungen auf.
Lehrkräfte befürworten Inklusion, kämpfen aber mit Personalmangel und unzureichender Ausbildung. Umfrage zeigt Herausforderungen auf. (Symbolbild/NAG)

Baden-Württemberg, Deutschland - Eine aktuelle Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zeigt, dass sich viele Lehrkräfte für die Inklusion an Schulen aussprechen. Nach den Ergebnissen berichten 69 Prozent der befragten Lehrer, dass sie das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung für sinnvoll erachten. Dies ist ein Anstieg von sechs Prozentpunkten im Vergleich zu vor fünf Jahren. Dennoch gestalten sich die praktischen Umsetzungen der Inklusion als herausfordernd. Nur 28 Prozent der Lehrkräfte halten die derzeitige Umsetzung für praktikabel, was auf erhebliche Schwierigkeiten im Alltag hinweist.

Eine der größten Herausforderungen ist der Personalmangel. Laut dem stellvertretenden VBE-Vorsitzenden Tomi Neckov bleibt die Klassengröße auch in zwei Dritteln der Fälle gleich, obwohl Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf hinzukommen. Die Realität zeigt, dass die gewünschte Doppelbesetzung mit Sonderpädagogen nur in einem weiteren Drittel der Fälle realisiert wird. Zudem können nur 20 Prozent der Lehrkräfte berichten, dass herausfordernde Situationen durch unterstützende Maßnahmen gemeistert werden können.

Defizite in der Ausbildung und Ausstattung

Ein alarmierendes Ergebnis der Umfrage ist, dass zwei Drittel der Lehrkräfte angeben, dass das Thema Inklusion in ihrer Ausbildung nicht behandelt wurde. Praktisch die Hälfte der Befragten berichtet, kein sonderpädagogisches Wissen erworben zu haben. Auch wenn über die Hälfte bereits Fortbildungen besucht hat, scheint es an Zeit und geeigneten Angeboten zu mangeln, um die nötige Kompetenz zu erlangen. In einem weiteren Aspekt wird die bauliche Barrierefreiheit beleuchtet: Lediglich 19 Prozent der Schulen sind vollständig barrierefrei, während 41 Prozent der Lehrkräfte an Einrichtungen arbeiten, die nicht den erforderlichen Standards entsprechen.

Besonders in Baden-Württemberg zeigen die Ergebnisse der Umfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des VBE erstellt wurde, ein gespaltenes Bild. Nur 23 Prozent der Lehrkräfte halten den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung für praktisch sinnvoll. Die meisten Lehrkräfte, fast 75 Prozent, befürworten Unterricht in Förderschulen. Dass nur 12 Prozent der Lehrer über fundierte sonderpädagogische Kenntnisse verfügen, zeigt den dringenden Handlungsbedarf in diesem Bereich. Erstaunlich ist zudem, dass ein Drittel der Lehrkräfte nie an einer Fortbildung zum Thema Inklusion teilgenommen hat.

Politische und gesellschaftliche Herausforderungen

Kritische Stimmen, wie die von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, fordern eine Bündelung der Ressourcen für Förderschulen, da die aktuelle Umsetzung der Inklusion als ineffizient wahrgenommen wird. Konstruktive Ansätze werden durch die anhaltenden strukturellen Mängel behindert. VBE-Landeschef Gerhard Brand spricht von unzureichender Ausstattung und steigenden Klassengrößen, die die Durchführung von inklusivem Unterricht erschweren. Hierbei betont er die Notwendigkeit für kleinere Klassen, gezielte Weiterbildung und mehr Zeit für Lehrkräfte, um eine erfolgreiche Inklusion zu gewährleisten.

Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verliert unterdessen durch systematische Verstöße in mehreren Bundesländern an Glaubwürdigkeit. In den Bundesländern wie Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz ist ein Rückschritt seit Inkrafttreten der Konvention im Jahr 2009 beobachtbar. Während Bremen, Niedersachsen und einige andere Bundesländer Fortschritte in der Transformation von Förderschulsystemen hin zu inklusiven Regelschulangeboten machen, halten andere Bundesländer an den bestehenden Systemen fest und verweisen auf das Elternwahlrecht.

Zusammenfassend zeigt die Situation, dass trotz einer grundsätzlichen Zustimmung zur Inklusion in der Lehrerschaft massive strukturelle und dazubehörige Bildungsdefizite vorliegen. Lehrkräfte empfinden oft Unsicherheiten und Unzufriedenheit mit der Inklusionspolitik in ihrem Bundesland. Tagesschau berichtet von unzureichender Ausstattung als eine der Hauptursachen, während eine Umfrage auf SWR aufzeigt, dass es an der Umsetzung selbst dramatische Mängel gibt. Diese Herausforderungen erfordern dringend einen Dialog über effektive Lösungen, um die Inklusion in den Schulen voranzubringen. Das Deutsche Schulportal macht auf die Notwendigkeit von Veränderung aufmerksam und zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur Inklusion zu planen, sondern diese auch nachhaltig zu implementieren.

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Ort Baden-Württemberg, Deutschland
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