Vom Turn-Skandal geprägt: Helen Kevric erhebt Stimme und stärkt sich!

Helen Kevric äußert sich zum Turn-Skandal in Stuttgart, betont, kein Missbrauchsopfer zu sein, während Ermittlungen laufen.
Helen Kevric äußert sich zum Turn-Skandal in Stuttgart, betont, kein Missbrauchsopfer zu sein, während Ermittlungen laufen. (Symbolbild/NAG)

Stuttgart, Deutschland - Die Herausforderungen im deutschen Turnsport sind derzeit größer denn je. Helen Kevric, eine vielversprechende Athletin, äußerte sich jüngst zu den schweren Vorwürfen, die insbesondere das Kunst-Turn-Forum in Stuttgart betreffen. Diese Vorwürfe, die seit Ende 2022 im Raum stehen, umfassen systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch, sowohl von ehemaligen als auch von aktiven Sportlerinnen berichtet wird. Kevric betont, dass sie kein Missbrauchsopfer ist und äußert ihre Trauer darüber, nicht mehr mit ihren früheren Trainern arbeiten zu können, die nun in diesen Skandal verwickelt sind. Laut ZVW, sind zwei Übungsleiter bereits freigestellt worden, während das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen Nötigung ermitteln.

Der Schwäbische Turnerbund (STB) sowie der Deutsche Turner-Bund (DTB) haben Maßnahmen zur Aufarbeitung der Vorwürfe eingeleitet. Eine Kanzlei aus Frankfurt am Main wurde zur Unterstützung herangezogen, und ein unabhängiges Expertengremium des Landessportverbands (LSV) untersucht derzeit die Vorwürfe. Erste Ergebnisse dieser Untersuchung sollen im Juli 2025 vorliegen.

Neue Trainer und Herausforderungen

Für Kevric bedeutet die aktuelle Situation auch, dass sie sich von ihren ehemaligen Trainern trennen musste. Stattdessen hat sie neue Trainerinnen, um diese schwierige Phase zu meistern. Aimee Boorman, die frühere Trainerin von Olympiasiegerin Simone Biles, wurde für fünf Monate als Übergangslösung engagiert, während LaPrise Harris-Williams sie bei den bevorstehenden Europameisterschaften unterstützt. Kevric berichtet von einer guten Zusammenarbeit mit Harris-Williams, hat jedoch auch mit der Umstellung auf das neue Training ihre Schwierigkeiten.

Bundestrainer Gerben Wiersma, der zugleich als Krisenmanager fungiert, war intensiv mit der Trainersuche beschäftigt. Kevric zeigt jedoch beim Training und in der Vorbereitung auf die Heim-EM, dass sie über eine starke psychische Belastbarkeit verfügt. Bei der EM-Ausscheidung am 13. Mai in Berlin lieferte sie eine beeindruckende Leistung ab, auch wenn sie beim Podiumstraining in Leipzig aufgrund von Knieproblemen auf das Sprungtraining verzichtete. Wiersma bezeichnete die Knieprobleme als Vorsichtsmaßnahme, und Kevric betont, dass sie sich insgesamt gut vorbereitet fühlt und auf die Heim-EM fokussiert ist.

Ein notwendiger Kulturwandel im Sport

Die aktuellen Diskussionen um Missbrauch im Turnsport sind nicht nur für betroffene Athletinnen eine enorme Belastung, sondern werfen auch grundlegende Fragen zu den Strukturen im Leistungssport auf. Die Aufarbeitungskommission hat in ihren ersten Bewertungen zur Thematik festgestellt, dass sexuelle Gewalt von Trainer*innen, Betreuer*innen und anderen Verantwortlichen sowohl in Turnhallen als auch in Umkleidekabinen und während Wettkämpfen stattgefunden hat. Starke Hierarchien und fatale Abhängigkeitsverhältnisse sind in diesen Systemen weit verbreitet und fördern Machtmissbrauch, wie auf aufarbeitungskommission.de beschrieben wird.

Für einen Kulturwandel im Sport ist es unerlässlich, offen über die schweren Themen zu sprechen und ein Klima des Zuhörens zu schaffen. Betroffene stoßen oft auf Unverständnis und Zurückweisung in ihren Vereinen, was die Thematisierung ihrer Erfahrungen erschwert. Um diese Probleme anzugehen, ist die Aufarbeitung der Vergangenheit eine entscheidende Voraussetzung.

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Ort Stuttgart, Deutschland
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