Tunesische Frauen erobern die Pflege in Deutschland – neue Chancen im Allgäu!
Tunesische Frauen erobern die Pflege in Deutschland – neue Chancen im Allgäu!
Sonnenhalde, Bayerischer Wald, Deutschland - In Deutschland hat sich eine Gruppe junger tunesischer Frauen entschlossen, ihre Karriere im Gesundheitswesen zu starten, um den Herausforderungen ihrer Heimat zu entfliehen. Vier Frauen – Radhia Ibn Tatour, Balcem Enneji, Haifa Hawami und Khouloud Abdelmoumen – haben Hochschulabschlüsse in unterschiedlichen Fachrichtungen wie Informatik, Biologie, Finanzwirtschaft und Sportpädagogik erworben. Aufgrund der schlechten Berufsaussichten in Tunesien entschlossen sie sich, in Deutschland eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu absolvieren. Wie Schwäbische berichtet, war der Weg dorthin jedoch nicht einfach.
Nach einer Anwerbung durch eine dubiose Agentur landeten die Frauen in einem Seniorenheim im Bayerischen Wald, wo sie mit unzureichender Unterstützung und einer schlechten Infrastruktur zu kämpfen hatten. Schwierigkeiten wie die mangelhafte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, schlechte Bezahlung und überteuertes Wohnen veranlassten Enneji, nach nur zwei Monaten die Rückkehr nach Tunesien zu erwägen. In diesem kritischen Moment wurde sie von Kachem Khechana, einem Deutsch-Tunesier, kontaktiert, der Unterstützung anbot.
Unterstützung und Integration
Khechana reiste selbst ins Seniorenheim, um die Situation der Frauen zu analysieren und setzte sich für neue Ausbildungsplätze sowie adäquate Wohnverhältnisse ein. Cäcilia Kolb, die Heimleiterin der Sonnenhalde, bot den Frauen schließlich Ausbildungsplätze an. Innerhalb von zwei Monaten erhielt jede der vier Frauen die Möglichkeit, in der Sonnenhalde in die Pflegeausbildung einzusteigen. Zudem wurde ihr Deutschkurs durch Unterstützung von Sylvia Kubenz-Schmid und Praxisausbilderin Bettina Grath gefördert, die bei der Integration halfen.
Die Frauen haben sich gut in ihre neue Umgebung eingelebt und sprechen mittlerweile fließend Deutsch. Sie zeigen eine hohe Motivation und erbringen gute Leistungen in der Ausbildung. Um kulturelle Unterschiede zu überbrücken, organisierte Khechana außerdem einen Begegnungsnachmittag. Die Frauen fühlen sich inzwischen wohl im Allgäu und haben den Wunsch geäußert, dort zu bleiben. Abdelmoumen trägt sogar den Plan, nach ihrer Ausbildung als Pflegedienstleiterin zu arbeiten.
Die Ausbildung in Tunesien
Die Ausbildung zur Pflegekraft in Tunesien wird als Bachelor der Pflegewissenschaften bezeichnet. Laut Anders Relocation ist der theoretische Teil der Ausbildung umfangreicher als in Deutschland. Tunesische Pflegekräfte sind gut auf die generalistische Pflegeausbildung vorbereitet, die in Deutschland seit 2020 gilt. Allerdings ist die Anerkennung der tunesi-schen Abschlüsse in Deutschland oft eine Herausforderung, da praktische Ausbildungsinhalte nicht immer dem Niveau der deutschen Ausbildung entsprechen.
Zusätzlich gibt es in Tunesien sowohl private als auch öffentliche Universitäten, die Pflegewissenschaften anbieten. Bis 2008 war es nur über einen dreijährigen Studienabschluss möglich, Krankenpfleger zu werden. Auch die Wartelisten für staatliche Kliniken sind lang, oft bis zu vier Jahre. Dies führt dazu, dass viele Absolventen in privaten Krankenhäusern arbeiten müssen, wo die Bezahlung deutlich geringer ist.
Stärkung der Bildungsqualität
Eines der Projekte zur Verbesserung der Ausbildung ist das Projekt TunisCare, das die Entwicklung und Implementierung von Aus- und Weiterbildungsmodule für die Berufsausbildung zum Krankenpfleger in Tunesien zum Ziel hat. Laut IMOVE umfasst dieses Projekt auch die Anerkennung der Gleichwertigkeit des tunesischen Berufsabschlusses in Deutschland. Kooperationen mit deutschen Bildungseinrichtungen, wie der Leipziger Gesellschaft für Bildung und Arbeit mbH, fördern die Integration und Ausbildung von Tunesiern in Deutschland.
Khechana hat in diesem Jahr bereits über 25 jungen Menschen aus dem arabischen Raum geholfen, Fuß zu fassen. Ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Bildungsqualität wird damit ebenfalls getätigt, und die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt sieht für die vier Frauen und viele ihrer Landsleute vielversprechend aus.
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Ort | Sonnenhalde, Bayerischer Wald, Deutschland |
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