Neuer Blick auf Der Hauptmann von Köpenick am Staatstheater Cottbus!
Sebastian Hartmann inszeniert "Der Hauptmann von Köpenick" am Staatstheater Cottbus – eine intensive Aufführung zur Identitätsfrage.

Neuer Blick auf Der Hauptmann von Köpenick am Staatstheater Cottbus!
Am 21. September 2025 feierte das Staatstheater Cottbus die Premiere von Sebastian Hartmanns Inszenierung von „Der Hauptmann von Köpenick“. Unter der Leitung des neuen Interimsintendanten Hasko Weber kehrte Hartmann, der in Cottbus seine Kindheit verbracht hat, auf die Bühne zurück und brachte eine Neuinterpretation des Klassikers von Carl Zuckmayer auf die Bretter. In dieser Version wird die Geschichte von Wilhelm Voigt, einem Schuster, der aufgrund mangelnder Papiere keinen Job finden kann, auf eine aktuelle und kritische Weise präsentiert. Voigt, der sich als Hauptmann verkleidet, um seine Probleme selbst zu lösen, wird zum Symbol für gescheiterte Identität und den Druck sozialer Normen.
Hartmanns Inszenierung, die als ernst und bitter-böse beschrieben wird, geht über eine bloße Komödie hinaus. Diese Aufführung regt zu tiefgreifenden Überlegungen über Lebensträume, Lügen und Illusionen an. Der Beginn der Darstellung ist ein spannendes Spiel mit den Erwartungen des Publikums: Ein Narr im Fantasiekostüm führt durch den Abend und schafft eine Verbindung zwischen Theater und Realität. Ein Ensemble von Büttenrednern, die in einem nicht-berlinerischen Dialekt sprechen, verleiht der Aufführung einen nicht minder chaotischen und überdrehten Ton, der an einen Totentanz erinnert.
Blick hinter die Kulissen
Eine besondere Trennung zwischen dem Geschehen auf der Bühne und dem echten Leben zeigt sich in Hartmanns Ansatz. Er legt die Probenarbeit des Ensembles offen, bei der die Schauspieler ohne feste Rollenverteilung agieren. Dies macht die Darbietung gleichzeitig lebendig und flexibel, während sie zentrale Themen wie Identität und Uniformierung in der Gesellschaft aufgreift. Am eindrucksvollsten wird dies durch die leere Uniform, die als Symbol für Abgehalftertheit steht, verkörpert.
Die Inszenierung behandelt nicht nur Fragen des persönlichen Schicksals, sondern greift auch gesellschaftliche und politische Themen auf. Hartmann kritisiert den wieder aufkommenden Militarismus und reflektiert unsere heutigen Identitäten, die stark durch soziale Medien geprägt sind. Hier wird deutlich, dass Theater weit über Unterhaltung hinausgeht und als Plattform für kritische soziale und politische Debatten dient. Wie das-wissen.de betont, fördert Theater das Verständnis für komplexe Themen und regt zur Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen an.
Die Aufführung erstreckt sich über 1 Stunde und 50 Minuten ohne Pause und zeigt ein beeindruckendes Ensemble, das Ton und Stil der Inszenierung meisterhaft trägt. Mitwirkende wie Torben Appel, Charlotte Müller und Charlie Schülke bringen die Story von Voigt intensiv und eindrucksvoll auf die Bühne. Kritiken loben die Eingängigkeit und die emotionale Resonanz der Aufführung, die das Publikum spürbar berührt.
Ein Theaterabend mit nachhaltiger Wirkung
Durch Hartmanns Regie wird „Der Hauptmann von Köpenick“ nicht nur zum Theaterklassiker, sondern zu einem Werk, das drängende gesellschaftliche Fragestellungen aufgreift und innovative Diskussionen anstößt. Diese dynamische Verbindung von Kunst und sozialer Relevanz zeigt, wie bedeutend Theater in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen ist. Wie die-deutsche-buehne.de berichtet, vermittelt die Inszenierung tiefere Einsichten über Lügen und Illusionen, was durch den manipulativen Charakter der Darstellung und den kritischen Umgang mit Ideologien verstärkt wird.
In einer Zeit, in der kulturelle Ausdrucksformen aktueller denn je sind, bietet das Theater in Cottbus Raum für Reflexion und Diskussion. Der Abend klingt mit einem Lied aus, das den Abgrund der Thematik unterstreicht und somit nachhaltige Eindrücke hinterlässt. Hier wird einmal mehr klar, dass Theater ein wichtiger Katalysator für gesellschaftliche Veränderungen ist und die Zuschauer zur Auseinandersetzung mit der Lebensrealität motiviert.